Eine Kadereinschätzung vor der Eishockey-WM ist immer schwierig, denn meistens sind die Spielerlisten noch nicht definitiv. Dieses Jahr ist es aber einfacher als auch schon. Weil aufgrund der Coronaviruspandemie Nachnominierungen aus der NHL kaum möglich sind, werden sich die Kader kaum mehr verändern.
Wir wollen euch schon einmal einen Überblick über die Stärke der diversen Mannschaften verschaffen: heute die B mit Kanada und Deutschland.
Als die Kanadier ihr WM-Kader bekannt gaben, war für viele klar: Wollen die Ahornblätter Gold gewinnen, müssen sie das auf der Basis von starken Goalieleistungen tun. Dafür haben sie ein Duo von den Arizona Coyotes im Aufgebot: Darcy Kuemper hat mehr Spiele absolviert als Adin Hill, allerdings dabei etwas weniger überzeugt. Coach Gerard Gallant hat die Qual der Wahl.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Natürlich besteht ein grosser Teil der kanadischen Mannschaft immer noch aus NHL-Spielern. Für einmal sind es aber eher junge Spieler oder solche, die bei ihren Klubs nicht die grossen Rollen spielen. Insbesondere in der Verteidigung ist wenig Erfahrung mit dabei. Man darf gespannt sein, wie Owen Power sich schlägt. Der 18-Jährige gilt als möglicher Nummer-1-Pick für den diesjährigen Draft.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Auch im kanadischen Sturm gilt: Jugend forscht skort. Der erfahrenste Stürmer ist Adam Henrique mit 31 Jahren. Daneben stehen sieben Spieler unter 23 Jahren im Kader. Am meisten Torgefahr geht wohl von Ottawa-Stürmer Connor Brown aus, der in Ottawa 21 Tore in 56 Spielen schoss. Interessant aus Schweizer Sicht ist auch Brandon Hagel, der die Saison beim HC Thurgau begonnen hat und dann als Rookie auch bei den Chicago Blackhawks überzeugte.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Die Namen mögen nicht gross klingen, doch Finnland tritt die WM mit einem starken Goalie-Trio an. Juho Olkinuora zeigte bei Magnitogorsk in der KHL eine überragende Saison und wehrte 93,5 Prozent der Schüsse ab. Auch Harri Sätteri überzeugt in der KHL (92,2 Prozent Fangquote) und dahinter hätte man mit Janne Juvonen noch einen Stammgoalie aus der schwedischen Liga.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
In der Verteidigung hat es einige Spieler mit Schweizer Bezug. Biels Petteri Lindbohm wurde genau so aufgeboten wie Miika Koivisto, der einst beim SCB gespielt und nicht überzeugt hatte, Atte Ohtamaa, dem selbiges in Lugano widerfahren war und Tony Sund, der diese Saison beim HCD einsprang. Auf dem Papier wirkt das nicht weltmeisterlich, aber mit genau so einer Mannschaft holte Finnland 2019 Gold.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Auch im Sturm setzen die Finnen hauptsächlich auf Spieler der heimischen Liga und der KHL. Die Ausnahme bildet Arttu Ruotsalainen, der die Saison in Finnland bei Ilves stark begonnen hat und sie später bei den Bufffalo Sabres beendete. Auf ihn gilt es besonders zu achten. Ebenfalls interessant ist der 19-jährige Anton Lundell. Der Center wurde letztes Jahr an zwölfter Stelle von Florida gedraftet und erzielte diese Saison in Finnland einen Punkt pro Spiel.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Rookie Jake Oettinger war für die Dallas Stars diese Saison eine positive Überraschung. Cal Petersen spielte diese Saison erstmals regelmässig für die LA Kings. Anthony Stolarz hat dagegen bei San Diego und Anaheim kaum gespielt. Die Wahl der Nummer 1 wird wohl auf Jake Oettinger fallen, der noch keine WM-Erfahrung hat.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Die grösste Schwäche im US-Team ist die Verteidigung. Nur Matt Roy und Matt Tennyson kamen diese Saison regelmässig in der NHL zum Einsatz, wobei Tennyson bei New Jersey alles andere als überzeugt hat. Sonst sind viele AHL- und College-Spieler mit dabei, die ihre Qualitäten auf WM-Stufe erst noch zeigen müssen.
Bewertung: ⭐⭐
Im Sturm sieht es für die US-Boys etwas besser aus. Da ist etwa Jason Robertson, der als Rookie bei den Dallas Stars fast einen Punkt pro Spiel erzielte. Von ihm geht sicher die meiste Torgefahr aus. Conor Garland zeigte bei Arizona erneut sein Talent und der erst 21-jährige Jack Drury spielt in Schweden stark auf. Sie werden unterstützt von einer weiteren Reihe von NHL-Stammspielern wie Kevin Labanc, Colin Blackwell oder Ryan Donato.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Felix Brückmann hat noch keine WM bestritten, da hätten Niklas Treutle oder Mathias Niederberger einen Vorteil. Doch der 30-jährige Brückmann spielte eine starke Saison mit Mannheim und hat auch in den bisherigen Testspielen für die DEB-Auswahl überzeugt.
Bewertung: ⭐⭐
In der deutschen Verteidigung steht und fällt vieles mit der Leistung von Moritz Seider. Der Erstrundenpick Detroits von 2019 ist zwar erst 20-jährig, war in der schwedischen Liga aber bereits einer der besten Verteidiger. Er hat schon 2019 bewiesen, dass er gut genug ist für die beste WM-Stufe. Sonst ist mit Marcel Brandt, Korbinian Holzer, Moritz Müller und Marco Nowak viel WM-Erfahrung mit dabei.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Während Leon Draisaitl mit Edmonton noch in den Playoffs engagiert ist, hat Supertalent Tim Stützle von den Ottawa Senators keine WM-Freigabe erhalten. So führt Buffalos Tobias Rieder den deutschen Sturm an. Gespannt sein darf man auf die Auftritte der beiden Youngsters Lukas Reichel und John Jason Peterka.
Bewertung: ⭐⭐
Auch wenn Elvis Merzlikins für einmal fehlt, sind die Goalies bei den Letten die Stärke. Nationaltrainer Bob Hartley kann sich zwischen Matiss Kivlenieks, seines Zeichens Nummer 3 bei den Columbus Blue Jackets, Janis Kalnins, der bei Jokerit eine solide Saison gespielt hat oder der Langnauer Lebensversicherung Ivars Punnenovs entscheiden.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Weniger gut sieht es bei den Letten in der Verteidigung aus. Fünf von neun Spielern sind über 30 und schon im Testspiel gegen die Schweiz hat sich gezeigt, dass sie mit hohem Tempo Mühe hatten. In beiden Spielen kriegten sie die Linie um Enzo Corvi, Dario Simion und Grégory Hofmann kaum in den Griff.
Bewertung: ⭐
Auch im Sturm setzen die Letten auf den bewährten, aber alternden Kern um Ronalds Kenins, Roberts Bukarts, Lauris Darzins, Miks Indrasis und Mikelis Redlihs. Auch hier nehmen wir die Testspiele gegen die Schweiz als Richtwert: Ein Tor in insgesamt 130 Minuten Eishockey ist etwas gar dürftig.
Bewertung: ⭐⭐
Norwegen hat von den übrigen Teams wohl noch die besten Chancen, um in den Kampf um den vierten Viertelfinalplatz einzugreifen. Allerdings haben die Nordländer seit 2012 den Viertelfinal nicht mehr erreicht.
Im Normalfall würden Kasachstan und Italien den Absteiger unter sich ausmachen, doch weil es dieses Jahr keine Absteiger gibt, geht es für beide Mannschaften nur darum, nicht als komplette Schiessbuden abgestempelt zu werden. Italien tritt für einmal gänzlich ohne National-League-Söldner an: Diego Kostner und Giovanni Morini verzichten.