Raymond van Barneveld war mit der Wut im Bauch an die WM nach London gereist. Der Holländer ist in der Weltrangliste nur noch die Nummer 16 und wurde deshalb von den Experten nicht mehr zu den Favoriten gezählt. Das konnte der fünfmalige Weltmeister nicht verstehen. Mit seiner Routine, so «Barney», müsse er doch auch zu den Anwärtern auf den Titel gehören.
Im Achtelfinal am Dienstagabend gegen Michael van Gerwen liess der 48-jährige Routinier seinen Worten («Ich kann ihn schlagen») Taten folgen. In einem mitreissenden Match auf allerhöchstem Niveau schlug van Barneveld die Weltnummer 1 mit 4:3 Sätzen.
«Es fühlt sich gerade so an, als hätte ich bereits den WM-Titel geholt», strahlte van Barneveld nach der Partie. «Im ersten Satz hat van Gerwen losgelegt wie die Feuerwehr, aber danach bin ich immer besser ins Spiel gekommen. Ich bin überglücklich, mir fehlen beinahe die Worte.»
Van Gerwen scheiterte nicht am eigenen Unvermögen, sondern an der Klasse seines Gegners. Der Drei-Pfeile-Schnitt von «Mighty Mike» ist mit 105,78 der höchste, den jemals ein Verlierer eines WM-Matchs erreicht hat.
«Es tut wirklich sehr weh, hier zu scheitern. Aber Raymond hat sehr gut gespielt und ich verpasste ein paar wichtige Gelegenheiten zu viel», sagte van Gerwen. Er wolle nun noch mehr und besser trainieren, um im nächsten Jahr seinen zweiten WM-Titel gewinnen zu können.
WM-Topfavorit ist neu der Titelverteidiger Gary Anderson. Der Schotte eliminierte ohne grosses Federlesen den Holländer Vincent van der Voort, er schlug ihn 4:0. Mit dem gleichen Resultat stiess auch «The Jackpot» Adrian Lewis in die Viertelfinals vor.