Der ebenfalls heute beginnende Spengler Cup ist in Kanada über die Feiertage zwar eine beliebte Alternative zur kurz pausierenden NHL. Doch er muss trotzdem noch hinter einem anderen Event anstehen: der U20-Weltmeisterschaft. Dieses Jahr kämpfen die besten Eishockeyjunioren der Welt in Ostrava und Trinec (Tschechien) um den Titel. Die Schweiz hat – wie beinahe jedes Jahr – Aussenseiterchancen.
Sowohl in der SIHF-Auswahl wie auch bei den anderen Mannschaften gibt es viele interessante Spieler, die es im Laufe des Turniers zu beachten gilt.
Die Schweiz hat den Halbfinal der letzten U20-WM zu verteidigen. Das Kader ist insgesamt etwas schwächer. Verteidigung und Goalieposition sind gut besetzt, der Sturm ist die Problemzone. Siege gegen Kasachstan und die Slowakei sollten dennoch möglich sein.
Der junge Zuger Keeper bestreitet seine zweite U20-Weltmeisterschaft. Letztes Jahr war er der Held, der die Schweiz gegen Schweden in den Halbfinal hexte. Dieses Jahr überzeugte der 19-Jährige zwischenzeitlich als Ersatz von Leonardo Genoni in der National League (8 Spiele, 92,8 Prozent Fangquote). Er dürfte sich mit Akira Schmid abwechseln.
Akira Schmid gilt als das grösste Schweizer Goalie-Talent seit Jahren. Das letzte Jahr in der Karriere des Emmentalers war turbulent. Er war lange auf der Suche nach einem Klub, nun hat er bei den Omaha Lancers in der starken US Hockey League ein Zuhause gefunden.
Letzte Saison zeigte er ganz starke Leistungen. Dieses Jahr sieht es hinter einem schlechteren Team etwas weniger gut aus. Dennoch dürfte der 2018 von New Jersey an 136. Stelle gedraftete Schmid der Schweiz einen soliden Rückhalt bieten.
Berni ist bereits jetzt mit erst 19 Jahren einer der am besten skatenden Verteidiger in der National League. Unter dem System von Rikard Grönborg blüht der Zürcher auf. In 27 Spielen hat er bereits sein Punktetotal aus der Vorsaison egalisiert. Berni spielt schon seine dritte Junioren-WM. Er wird ein absoluter Leader sein müssen.
Der Newcomer der letzten Saison hat fast noch mehr internationale Erfahrung als Berni. Zwar hat er erst zwei Mal bei U20-Titelkämpfen gespielt, 2018 war er aber auch gleich noch an der A-WM dabei (zumindest drei Spiele, bis er sich verletzte). Moser besticht einerseits ebenfalls durch gutes Skating, andererseits auch durch seine Ruhe und Abgeklärtheit. Etwas, das die Schweizer sicher gut gebrauchen können.
Er war der einzige Schweizer, der beim enttäuschenden Draft in diesem Frühling gezogen wurde – in der siebten und letzten Runde. Dennoch ist der Center einer der offensiven Hoffnungsträger im Team von Thierry Paterlini. Ein Sniper ist Nussbaumer nicht, sondern eher ein smarter Vorbereiter.
Von Kyen Sopa erwartet man eher Tore. Der Ostschweizer spielt bislang eine gute Saison in der Ontario Hockey League bei den Niagara Ice Dogs, hat in 30 Spielen schon sein Total aus der letzten Saison (31 Punkte in 55 Spielen) egalisiert. Der 19-jährige Flügelstürmer ist kleingewachsen und flink. Er wird die Schweizer Offensive tragen müssen.
#IceDogs forward Kyen Sopa and defenceman Giancarlo Chanton have been invited to @SwissIceHockey's U20 Selection Camp, in preparation for the upcoming 2020 IIHF World Junior Hockey Championship. #WorldJuniors pic.twitter.com/NkgT8jVoMt
— Niagara IceDogs (@OHLIceDogs) December 6, 2019
Kanada ist wie jedes Jahr der Topfavorit auf den Titel. Die Ahornblätter haben einige Erstrundendrafts im Kader, aber auch diverse Spieler, die auf den nächsten Draft hin interessant sind.
Lafrenière ist der heisseste Anwärter, im Draft von 2020 an erster Stelle gezogen zu werden. Der 18-jährige Stürmer wurde auch schon mit Sidney Crosby verglichen, spielt im Gegensatz zu «Sid the Kid» aber Flügel und nicht Center. Er skort am Laufmeter (23 Tore und 47 Assists in 32 Spielen). Lafrenière verfügt über einen extrem starken Schuss, gleichzeitig hat er aber auch die Übersicht für tödliche Pässe.
Wenn Lafrenière im kommenden Frühsommer beim Draft an erster Stelle gezogen wird, dann folgt Byfield gleich dahinter. Im Gegensatz zu Lafrenière ist Byfield Center und damit theoretisch noch etwas wertvoller. Diese Saison hat er in 30 Spielen 22 Tore und 35 Assists angesammelt. Byfield ist schnell und trotz seiner Grösse (194 cm) extrem wendig. Er verfügt über einen kraftvollen Schuss und spielt gute Pässe.
Die New Jersey Devils hätten Hayton wohl gerne als Gegenwert im Taylor-Hall-Trade erhalten. Doch der 19-Jährige Center bleibt bei den Arizona Coyotes, wo er dieses Jahr zum ersten Mal NHL-Luft schnuppern darf (14 Spiele, 1 Tor, 3 Assists). In Tschechien bestreitet er seine zweite U20-WM. Deshalb erwartet man auch, dass der Allrounder eine Leaderrolle im Team einnimmt.
Bowen Byram ist ein moderner Offensiv-Verteidiger erster Güte. Viele Scouts sehen ihn als Spieler, der sich in jedem Team den Status als erster Verteidiger erarbeiten kann. Byram überzeugt mit einem kompletten Fähigkeiten-Set. Er ist ein hervorragender Skater mit Ausdauer, der schon in der Juniorenliga 30 Minuten pro Partie spielte. Er geht im Spiel nach vorne gerne mit und verfügt auch über einen präzisen Schuss. Dieses Jahr skort er bislang weniger, als man es von ihm gewohnt ist.
Er ist die grosse Verteidiger-Hoffnung der New Jersey Devils. Dieses Jahr hat er aber nach einer schwachen Vorbereitung den Sprung ins Team nicht geschafft. Auch in Spokane ist er nicht ganz so dominant wie noch letztes Jahr. Dennoch dürfte es spannend sein zu sehen, wie Smith sich an seiner zweiten U20-WM schlägt. Er ist offensiv sehr talentiert, ein hervorragender Skater, überzeugt aber auch im eigenem Drittel.
Der 17-Jährige gilt als der beste Verteidiger, der im Draft von 2020 verfügbar ist. Einerseits hat er viel offensives Talent (31 Punkte in 29 Spielen für die Erie Otters). Scouts heben aber insbesondere auch seine Fähigkeit, gegnerische Topspieler zu neutralisieren, hervor.
Die USA hat keinen einzigen Spieler dabei, der für den nächsten Draft in Frage kommt. Die Amerikaner haben aber nicht etwa ein schlechtes Kader. Nein, es besteht ausschliesslich aus bereits gedrafteten Spielern.
Alex Turcotte wurde im Draft von 2019 an fünfter Stelle gezogen. Der Center beschleunigt auf dem Eis extrem schnell und gibt nie eine Scheibe verloren. Zudem geht er gerne und furchtlos ins Gewühl vor dem Tor. Sein Coach im US-Nachwuchsprogramm sagt: «Schleifpapier und Seide. Alex ist die perfekte Mischung aus Tempo, Technik und Power.»
Caufield ist ein fantastischer Torschütze. In der letzten Saison hat er im US-Nachwuchsprogramm 72 Tore erzielt (in 64 Spielen). «Er verfügt über den besten Schuss des Drafts», sagt ein Scout. «Präzise und tödlich», ergänzt ein anderer. Zudem ist er auch blitzschnell. Dieses Jahr spielt der 2019 von Montreal an 15. Stelle gedraftete Stürmer seine erste Junioren-WM.
Russland schickt laut Scout Thomas Roost ein überdurchschnittlich talentiertes Team ins Medaillenrennen. Die grösste Stärke der «Sbornaja» dürfte dieses Jahr auf der Goalieposition liegen.
Der 17-Jährige gilt als eines der Torhüter-Talente der letzten Jahre. Der Schweizer NHL-Scout Thomas Roost schreibt sogar: «Er gehört zu den zwei, drei besten Goalietalenten, die ich in meinen 23 Jahren gescoutet habe.» Askarov bringt mit 190 Zentimetern die ideale Körpergrösse für einen Keeper mit. Er hat aussergewöhnliche Reflexe und ist sehr beweglich. Aktuell spielt er in der zweithöchsten russischen Liga schon gegen Erwachsene und überzeugt dabei. Im nächsten Draft dürfte er ganz weit vorne gezogen werden.
Der 18-Jährige ist ein talentierter Flügel, der immer mit vollem Zug aufs Tor geht. Zudem verfügt er über einen guten Schuss. Einen Makel findet man bei Podkolzin im Skating. Seine Technik ist etwas ineffizient. Letzten Frühsommer wurde er von den Vancouver Canucks an zehnter Stelle gedraftet.
Wenn die Schweden etwas können, dann, moderne Offensivverteidiger produzieren. Auch dieses Jahr haben sie überdurchschnittlich talentierte Hintermänner in ihren Reihen. Auf dem Flügel ist die «Tre Kronor» ebenfalls gut besetzt.
Raymond ist ein absoluter Spitzenkandidat für den kommenden NHL-Draft. Viele Scouts attestieren ihm Top-5-Potential. Er ist zwar nicht besonders gross (179 cm), hat aber Speed, Technik, Übersicht und einen starken Schuss. Raymond spielt mit 17 Jahren bereits in Schwedens höchster Liga gegen Erwachsene.
Gleich der nächste schwedische Flügel, der im nächsten Draft früh gezogen wird. Holtz ist ein absoluter Sniper. Sein Schuss wird als aussergewöhnlich beschrieben. Das restliche Spiel des 17-Jährigen ist aber weniger komplett als bei Raymond, weshalb er in den Draft-Ranglisten einige Positionen weiter hinten zu finden ist. Wie Raymond spielt aber auch er schon in der SHL gegen Erwachsene.
Broberg ist trotz seiner Grösse von 191 Zentimetern ein guter Skater, der seine Gegner im Laufduell stehen lassen kann. Im grossen und ganzen ist er ein solider Zwei-Weg-Verteidiger. Man wirft dem Schweden allerdings auch vor, dass er manchmal etwas sorglos mit dem Puck umgeht und unnötige Scheibenverluste provoziert.
Björnfot ist ein guter Verteidiger, der auch mit dem Körper spielen kann. Seine Übersicht ist überdurchschnittlich. Am Puck ist er allerdings nicht so stark wie andere Verteidiger seines Jahrgangs. In zwei bis drei Jahren vermutlich ein solider NHL-Spieler für die ersten zwei Verteidigungspaare.
Söderström ist eher klein gewachsen (183 cm), verfügt aber dennoch über ein gutes Defensivspiel, weil er sich gut positioniert. Er bleibt auch unter Druck sehr ruhig. Letztes Jahr wurde er von Arizona an elfter Stelle gezogen.
Die Finnen beklagen die Absenz von Anton Lundell. Der Center gilt als einer der besten Stürmer des Jahrgangs, fällt aber wegen einer Handverletzung aus.
Heinola überzeugt mit einer guten Übersicht und solidem Positionsspiel. Obwohl er nicht besonders gross ist, ist er nur ein durchschnittlicher Skater. Er hat das Potential zum Top-4-Verteidiger. Der 18-Jährige bestreitet in Tschechien bereits seine zweite U20-WM und dürfte im Team ein Leader sein.
Achtung, wir blicken hier schon etwas weiter in die Zukunft: Aatu Räty ist einer der Top-Prospects für den Draft von 2021. Viele Scouts sehen ihn sogar als potenziellen Nummer-1-Draft. Der Center hat eine brillante Spielübersicht und überzeugt auch in der eigenen Zone. Der 17-Jährige darf sich dieses Jahr zum ersten Mal auf der U20-Stufe beweisen, spielt aber in Finnland mit Kärpät schon in der höchsten Liga.
Ausgerechnet beim Heimturnier schickt Tschechien ein eher schwaches Team ins Rennen. Der Viertelfinal ist in der starken Gruppe mit den USA, Russland, Kanada und Deutschland nicht garantiert.
Auch er spielt mit 17 Jahren in seiner Heimat in Tschechien schon gegen Erwachsene (9 Punkte in 26 Spielen). Mysak ist wahrscheinlich einer für die erste Runde im Draft von 2020, auch wenn er kaum ganz weit vorne gezogen wird. Der Center verfügt über einen guten Schuss und grosse Spielintelligenz. Teilweise agiert er laut Scouts fast ein wenig zu egoistisch.
Das ist dann wohl Pech. Da hat Deutschland das beste U20-Team in der Verbandsgeschichte beisammen und dann trifft es in der deutlich stärkeren Gruppe B auf die USA, Russland, Kanada und Tschechien. Gegen die Schweiz wäre dieses Team wohl zu favorisieren. Dennoch darf man gespannt sein, wie sich die Top-Prospects beim Aufsteiger schlagen.
Was mit Leon Draisaitl 2014 begonnen hat, geht nächstes Jahr auch mit Tim Stützle weiter. Deutschland produziert regelmässig Prospects, die es mit den besten in ihrem Jahrgang aufnehmen können. Stützle dürfte 2020 in den Top-10 gedraftet werden. Der Stürmer ist schnell mit seinen Füssen und Händen aber fast noch schneller im Kopf. In der DEL skorte er als 17-Jähriger bislang 23 Punkte in 25 Spielen.
Bokk wurde 2018 in der ersten Runde gedraftet, spielt derzeit aber noch in Schweden bei Rögle. Er kommt bislang nicht an seine Leistungen des Vorjahres heran, bleibt aber ein talentierter Flügel. Er ist schnell, besonders stark in der Beschleunigung und verfügt über einen guten Schuss.
Seider wurde dieses Jahr überraschend früh an sechster Stelle gezogen. An der A-WM hat er bewiesen, dass er auch schon gegen die Besten der Welt mithalten kann. Der Deutsche ist gross und ein guter Skater, der auch Tore schiessen kann. Deutschlands U20-Coach Christian Künast sagt über seinen Schützling: «Das beeindruckendste an Seider ist, dass er in jedem Einsatz immer 100 Prozent gibt. Steht er auf dem Eis, will er bedingungslos gewinnen.»
Auch Peterka ist ein starker Kandidat für den Draft im Frühsommer. Der Flügel könnte es ebenfalls in die erste Runde schaffen. Seine Stärken sind der Speed und seine Puckkontrolle. Er spielt auch gute Pässe. Mit 178 Zentimetern ist «JJ», wie er genannt wird, für einen künftigen NHL-Stürmer eher klein gewachsen.
Reichel hat diese Saison einen grossen Schritt nach vorne gemacht und sich auch in den Draft-Rankings verbessert. Wie Stützle und Peterka überzeugt auch er als 17-Jähriger in der DEL (15 Punkte in 24 Spielen). Neben seinem Speed überzeugt er auch jetzt schon mit einem guten Defensivspiel.