Während die National League pausiert, findet von heute bis Sonntag der Deutschland Cup statt. Wie es unter der Führung von Nationaltrainer Patrick Fischer mittlerweile Tradition hat, tritt die Schweiz mit einem jungen, international mehrheitlich unerfahrenen Team an. Ziel der Trainer und von Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel ist es, jüngere Spieler zu sichten und sie langsam an das internationale Niveau heranzuführen.
Doch jedes Jahr hat es auch schon beim ersten Nati-Termin Spieler dabei, die dann den Sprung an die WM schaffen könnten. Vergangene Saison schafften es mit Michael Fora und Lukas Frick zwei Verteidiger und mit Christoph Bertschy, Lino Martschini und Noah Rod drei Stürmer vom Deutschland Cup and die Weltmeisterschaft.
In der Saison der Heim-WM sind die Spieler natürlich besonders erpicht darauf, sich bestens zu präsentieren. Wir sagen dir, wer sich ernsthafte Chancen auf einen Platz im WM-Kader ausrechnen kann und für wen es wohl (noch) keinen Platz hat.
Die Fans der Lakers fordern schon lange, dass Melvin Nyffeler ein Aufgebot für die Nationalmannschaft erhält. Schliesslich war er letztes Jahr in einer schlechten Mannschaft einer der besten und konstantesten Torhüter der Liga. Dieses Jahr läuft es den Rapperswilern etwas besser, aber Nyffeler hat etwas mehr Mühe. Dennoch erhält er nun erstmals auf Erwachsenen-Niveau die Chance, sich international zu beweisen. Sollte er es tatsächlich an die WM schaffen, dann wohl höchstens als Nummer 3 hinter den Stammkräften Reto Berra und Leonardo Genoni.
WM-Chance: 20%
Gauthier Descloux hatte letzte Saison eine Phase, in der er zwischenzeitlich nahezu unbezwingbar schien. Und auch dieses Jahr ist er wieder gut gestartet, hat Servette in sieben Einsätzen zu vier Siegen gehext. Statistisch gesehen (Fangquote und Goals Saved Above Average) ist er leicht über dem Ligadurchschnitt. Für den Romand gilt aber das Gleiche wie für Nyffeler: Vermutlich wird es ihm höchstens als Nummer 3 an das Turnier in Zürich und Lausanne reichen. Sogar das dürfte schwierig werden, weil Nationaltrainer Patrick Fischer letztes Jahr von der Praxis abwich, als dritten Keeper ein junges Talent mitzunehmen.
WM-Chance: 20%
Ein hervorragender Joren van Pottelberghe ist einer der Gründe, warum es dem umgebauten HCD in der neuen Saison wieder besser läuft. Der 22-Jährige hat stark auf die letzte Spielzeit reagiert, als er bei Davos unter der alten Führung nicht mehr erwünscht war. Statistisch gesehen ist er nach bislang sieben Einsätzen in der Spitzengruppe der Liga dabei. Ein WM-Aufgebot käme für ihn aber realistischerweise noch zu früh.
WM-Chance: 5%
Er ist eine der grössten Überraschungen der laufenden National-League-Saison. Dominik Egli ist Rapperswils Topskorer. Kein anderer Verteidiger erhält vom Trainergespann der Lakers so viel Auslauf. Der 21-Jährige kommt auch regelmässig im Powerplay und im Penalty Killing zum Einsatz. Nun darf er erstmals internationale Erfahrung bei den Erwachsenen sammeln. Ein WM-Aufgebot wäre dennoch eine grosse Überraschung.
WM-Chance: 10%
Patrick Fischer hält viel vom 23-Jährigen, der letzte Saison schon zehn Einsätze in der Nati absolvieren durfte. Glauser ist kein überragender Skorer, aber defensiv vermutlich der stabilste Verteidiger bei den Tigers. Auch für ihn scheint ein WM-Aufgebot aber (noch) nicht realistisch.
WM-Chance: 15%
Heldner hat eine Luftveränderung hinter sich. Er hat Davos nach fünf Jahren verlassen und sich Lausanne angeschlossen. Dort macht der 23-Jährige in ähnlichem Rahmen weiter wie bisher. Er spielt eine eher kleinere Rolle und ist defensiv anfällig. Für die WM reicht das so nicht.
WM-Chance: 1%
Auch Roger Karrer hat im Sommer den Klub gewechselt. Der 22-Jährige hat seinen Jugendverein ZSC verlassen und sich in der Westschweiz Servette angeschlossen. Dort konnte er eine etwas grössere Rolle übernehmen und auch seine ersten National-League-Tore schiessen. In der Nati kommt er zum zweiten Mal zum Einsatz.
WM-Chance: 5%
Vor zwei Jahren erlebte der 25-jährige Berner seinen grossen Durchbruch und wird seither auch regelmässig für Nati-Testspiele aufgeboten. Dieses Jahr steht Kreis aber defensiv einiges schlechter da als noch in den Vorjahren und auch offensiv läuft es nicht mehr so gut.
WM-Chance: 15%
Le Coultre ist auf diese Saison hin aus der kanadischen Juniorenliga QMJHL in die Schweiz zurückgekehrt. Bei Servette darf er trotz seiner erst 20 Jahre in Über- und Unterzahl ran. Er skort aber auch sonst regelmässig. Le Coultre ist ein Versprechen für die Zukunft, für die Heim-WM aber wohl noch kein Thema. Wobei Janis Moser letztes Jahr gezeigt hat, dass es schnell gehen kann.
WM-Chance: 5%
Claude Paschoud ist schon so lange dabei, dass man manchmal vergisst, dass er erst 25 Jahre alt ist. Die letzten drei Jahre wurde er stets für Nati-Testspiele aufgeboten, schaffte aber nie den Sprung an eine WM. Da die Schweiz auf der Verteidigerposition ständig gut besetzt ist, dürfte sich das auch dieses Jahr nicht ändern.
WM-Chance: 10%
Rathgeb wurde letztes Jahr kurz vor der WM noch aus dem Kader gestrichen. Insbesondere sein mangelhaftes Defensivspiel wurde ihm zum Verhängnis. Dieses scheint er nun in der neuen Saison bei Biel verbessert zu haben. Nur Anssi Salmela und Stefan Ulmer stehen bei noch weniger Gegentoren auf dem Eis. Sollten Offensivverteidiger wie Roman Josi, Ramon Untersander oder Raphael Diaz die WM verpassen, dürften Rathgebs Chancen gut stehen.
WM-Chance: 65%
Vom Spielertyp her erinnert Thierry Bader etwas an Dino Wieser: Nicht besonders gross gewachsen, aber immer mit voller Energie im Einsatz. Ein reiner Skorer ist er nicht, aber auch kein überragender Defensivspieler. Deshalb wird er an der WM anderen den Vortritt lassen müssen.
WM-Chance: 1%
Mit 26 Jahren ist der Tessiner bereits einer der erfahrensten Spieler des Aufgebots. Aufgrund des Abgangs von Grégory Hofmann erhält er bei Lugano wieder eine etwas grössere Rolle. Er ist bei 5-gegen-5 nach Linus Klasen der produktivste Spieler der Mannschaft. Letztes Jahr durfte er bereits an die WM reisen, absolvierte aber kein Spiel. Als Nino Niederreiter kurz vor Ende der Gruppenphase dazustiess, war sein erstes WM-Abenteuer dann beendet.
WM-Chance: 25%
Das Produkt der Nachwuchsabteilung Luganos hat noch nie den Sprung an eine Weltmeisterschaft geschafft, obwohl er einer der besten Schweizer Torschützen der Liga ist. Nachdem die letzte Saison etwas enttäuschend gewesen war, hat er den Tritt wieder gefunden. Allerdings scheint Patrick Fischer Zweifel zu haben, dass sich der eher klein gewachsene Stürmer auf internationalem Niveau durchsetzen kann.
WM-Chance: 15%
Die Schweiz ist auf der Centerposition wesentlich dünner besetzt als auf den Flügeln oder in der Verteidigung. Das könnte zum Glück von Jason Fuchs werden. Der 24-Jährige ist auf Kurs für die produktivste Saison seiner Karriere. Dennoch dürften in der Teamhierarchie andere Spieler vor ihm stehen.
WM-Chance: 10%
Der 21-Jährige ist einer der vielen jungen Spieler, der beim neuen Servette-Coach Patrick Emond viel Vertrauen geniesst und dieses mit guten Leistungen zurückzahlt (2 Tore, 6 Assists in 19 Spielen). Am Deutschland Cup darf er erstmals Nati-Luft schnuppern. An der WM wird er aber nicht dabei sein.
WM-Chance: 1%
Rod (23) wird die Schweiz in Krefeld als Captain anführen. Der Genfer Energieflügel war in den letzten zwei Jahren ein fester Bestandteil des Schweizer WM-Teams. Sofern er sich nicht verletzt, ist es sehr wahrscheinlich, dass Patrick Fischer ihn auch für das Turnier in Zürich aufbietet.
WM-Chance: 99%
«Tyler wer?», fragt sich wohl so mancher Deutschschweizer Eishockeyfan. Der Schweiz-Amerikaner spielt seit Mitte letzter Saison bei Lausanne und skorte in insgesamt 50 Spielen einen halben Punkt pro Spiel. Am Deutschland Cup kommt der 24-jährige Center zu seinem ersten Nationalmannschaftseinsatz. Auch für die Junioren-Auswahlen der USA hat er nie gespielt.
WM-Chance: 5%
Letztes Jahr verpasste der 25-jährige Center die WM nur, weil er sich kurz vor dem Turnier den Finger brach. Nun erhält Müller die nächste Chance, dem Trainergespann sein Können zu zeigen. Er ist einer dieser Center, die in der Hierarchie beispielsweise vor Jason Fuchs, aber hinter den NHL-Spielern oder NL-Mittelstürmern wie Pius Suter, Simon Moser oder Enzo Corvi stehen.
WM-Chance: 35%
Prassl war letztes Jahr in einer völlig missglückten Saison einer der Lichtblicke bei den ZSC Lions. Auch in diesem Jahr lässt der 21-Jährige sein Talent regelmässig aufblitzen. Er ist stark am Puck, spielt ein solides Zweiweg-Spiel und weiss, wann er seinen gefährlichen Handgelenkschuss einsetzen kann. Seine Zeit in der Nati wird früher oder später kommen.
WM-Chance: 10%
Hischier wurde für den verletzten Damien Riat nachnominiert. Der Davoser Stürmer kam selbst erst gerade von einer Verletzung zurück und hat erst zwei Spiele in der National League absolviert (1 Tor, 2 Assists). Er kommt nun also zu seinem Debüt in der A-Nati.
WM-Chance: 5%
An seine besten Zeiten in Davos konnte der Tessiner seit seinem Wechsel zu Zug nie mehr anknüpfen. Auch diese Saison verläuft durchzogen, obwohl er viel Eiszeit erhält. Dem Schweizer Team am Deutschland Cup bringt er mit seiner Grösse auch etwas Durchsetzungsvermögen im Slot und an der Bande. An der Weltmeisterschaft werden andere Spieler dafür sorgen.
WM-Chance: 10%
Suter hat mittlerweile Grégory Hofmann als produktivsten Schweizer Spieler (bei 5-gegen-5) abgelöst. Der 23-jährige Zürcher spielt an der Seite von Garrett Roe und Roman Wick eine extrem starke Saison (19 Spiele, 11 Tore, 7 Assists). Suter überzeugte schon als 20-Jähriger bei seinem WM-Debüt und war 2018 bei den Olympischen Spielen Schweizer Topskorer.
Die letzten zwei WM-Turniere verpasste er jeweils verletzungsbedingt. Weil er flexibel einsetzbar ist (als Center oder als Flügel), darf er aber dieses Jahr wieder mit einem Aufgebot rechnen.
WM-Chance: 95%
Vor kurzem wurde noch bekannt, dass Ken Jäger ebenfalls noch zur Nati stossen wird. Der frühere Davoser Junior spielt mittlerweile in der zweiten schwedischen Liga bei Västeviks. Dort punktet er regelmässig. Auch er kommt zu seinem ersten Einsatz in der A-Nati, nachdem er vor zwei Jahren noch die U20-WM bestritt.
WM-Chance: 1%