Eishockey ist Kanadas Nationalsport. Und trotzdem wartet das Land schon seit über dreissig Jahren auf den Gewinn der wichtigsten Trophäe in der Eishockey-Welt: den Stanley Cup. 1993 gewannen die Montreal Canadiens ihren 24. Titel, seither sehnt sich (fast) ganz Kanada danach, dass wieder einmal eines ihrer Teams den Cup in die Höhe stemmen darf.
Dieses Jahr liegt diese Last erneut auf den Schultern der Edmonton Oilers. Natürlich werden Hardcore-Fans der Calgary Flames oder Vancouver Canucks kaum plötzlich für einen ihrer Erzrivalen sein. Doch ein grosser Teil von Kanadas Eishockey-Fans dürfte auf einen Sieg Edmontons – oder zumindest auf eine Niederlage der Florida Panthers – hoffen.
Im Stanley-Cup-Final kommt es dieses Jahr nämlich zur Neuauflage der letztjährigen Finalserie: Edmonton gegen Florida. 2024 glichen die Oilers einen 0:3-Rückstand in der Serie aus, nur um im siebten Spiel doch noch zu verlieren. Heuer sinnt das Team um die Superstars Connor McDavid und Leon Draisaitl natürlich auf Rache.
Ein interessanter Fakt am Rande: Auch die Superstars Sidney Crosby und Wayne Gretzky gewannen ihren ersten Cup nach einer Finalniederlage im Jahr zuvor in einer solchen Revancheserie gegen den jeweils gleichen Gegner. Doch wie stehen die Chancen darauf, dass das McDavid ebenfalls gelingt und Kanada endlich wieder einen Stanley-Cup-Sieg feiern darf?
Die zwei grössten Stars in dieser Serie spielen für die Oilers. Connor McDavid (26 Punkte in 16 Playoff-Spielen) ist der beste Eishockeyspieler der Gegenwart und der Deutsche Leon Draisaitl (25 Punkte) ist nicht weit dahinter. Beide können Spiele mit ihren Aktionen im Alleingang entscheiden – was in einer Playoff-Serie natürlich die ultimative Waffe ist. Was das Duo «McDrai» zuletzt noch gefährlicher gemacht hat: Sie kommen bei 5-gegen-5 oft in separaten Linien zum Einsatz. Wenn du McDavids Angriffswelle überstanden hast, folgt also oft sogleich Draisaitls Linie.
Im Powerplay spielen die beiden Superstars dann natürlich zusammen. Gemeinsam mit Verteidiger Evan Bouchard, Nummer-1-Pick Ryan Nugent-Hopkins und Störenfried Corey Perry bilden sie eine der besten Überzahlformationen der NHL. 30 Prozent aller Powerplays enden mit einem Tor – die Panthers werden gewarnt sein, keine unnötigen Strafen zu nehmen.
Die Oilers sind in diesem Jahr allerdings nicht mehr gleich abhängig von ihrem Superstar-Duo wie in früheren Spielzeiten. Nugent-Hopkins ist der gewohnt verlässliche Skorer, daneben kann Edmonton aber auch auf den wieder gesunden Evander Kane oder den jung gebliebenen Corey Perry zählen. Kasperi Kapanen – als Aufbauprojekt nach Edmonton gekommen – hat sich in den Playoffs überraschend als Mann für die wichtigen Tore herausgestellt. Was allerdings schmerzt: Zach Hyman wird für den Final ausfallen. Der Stürmer verletzte sich bei einem Check in der Western-Conference-Finalserie gegen Dallas und musste am Oberkörper operiert werden.
Wenn wir hier von verbesserter Verteidigung schreibe, dann meinen wir nicht nur im Vergleich zur Vorsaison. Auch im Verlaufe der Playoffs hat sich die Defense der Oilers massiv verbessert. Evan Bouchard, sonst extrem fehleranfällig, spielt nun viel disziplinierter und ist im Powerplay weiterhin unfassbar gefährlich (17 Skorerpunkte aus 16 Playoff-Spielen).
Mittlerweile ist auch Abwehrchef Mattias Ekholm nach seiner Verletzung wieder zurück. Er wird mit seiner Physis dafür sorgen müssen, dass die Oilers nicht von der teils dreckigen Spielweise der Panthers eingeschüchtert werden. Ansonsten ist die Verteidigung Edmontons spielerisch stärker als die der bisherigen Gegner Floridas. Man darf gespannt sein, wie sie mit dem aggressiven Forechecking der Panthers umgehen werden.
Ein weiterer Spieler Edmontons hat sich im Verlauf der Playoffs massiv gesteigert: Goalie Stuart Skinner. In den ersten beiden Spielen der Erstrundenserie gegen Los Angeles war er unbrauchbar, mit einer Fangquote knapp über 80 Prozent und mit fünf, respektive sechs Gegentoren in den jeweiligen Partien. Skinner verlor den Job als Nummer 1 an seinen Ersatzmann Calvin Pickard.
Doch als dieser sich verletzte, kam der 26-Jährige wieder zum Zug. Seine Bilanz seither? Drei Shutouts, eine Fangquote von 92,6 Prozent und der souveräne Einzug in den Stanley-Cup-Final. Wenn Skinner diese Form auch gegen Florida konservieren kann, hat Edmonton eine gute Chance, den Cup zu holen.
Erstmals in diesen Playoffs haben die Oilers den Heimvorteil auf ihrer Seite. Die Fans in Edmonton sind bekannterweise fanatisch und bieten immer grossartige Unterstützung. Im Final vor einem Jahr mussten die Oilers in Spiel 7 auswärts antreten, nun hätten sie bei einem allfälligen ultimativen Entscheidungsspiel die eigenen Fans im Rücken.
Edmonton hat zwar die grösseren Stars, aber Florida hat insgesamt die besser und ausgeglichener besetzte Mannschaft. Eetu Luostarinen (13 Punkte in 17 Playoff-Spielen), Anton Lundell (12 Punkte) und Brad Marchand (14 Punkte) bilden die dritte Linie – das zeigt, wie unfassbar tief das Kader der Panthers ist.
Nicht nur kann Florida mit allen Sturmlinien Torgefahr erzeugen, sie haben mit der ersten Line um Selke-Gewinner Aleksander Barkov und der dritten Linie um Lundell auch zwei exzellente Shutdown-Linien, um Stars wie McDavid und Draisaitl auszubremsen.
Im Gegensatz zu den Oilers gab es bei den Panthers nie Zweifel über die Qualität auf der Goalieposition. Sergei Bobrovsky hat Florida schon letztes Jahr zum Titel gehext und überzeugt auch dieses Jahr mit konstanten Leistungen. Ja er ist gar noch ein wenig besser als in der Vorsaison. Der 36-jährige Russe wird sich im Final durch nichts aus der Ruhe bringen lassen.
Die Verletzung von Zach Hyman ist ein bitterer Schlag für die Oilers und damit eine Art Segen für die Panthers. Der 32-jährige Stürmer spielte in der ersten Linie mit Connor McDavid und kam bei Edmonton auch im ersten Powerplay zum Einsatz. In 15 Playoff-Partien hat er fünf Tore und sechs Assists gesammelt. Da die Oilers sowieso schon das weniger breite Kader haben als die Panthers, wird dieser Ausfall extrem schmerzen.
Und es ist möglicherweise nicht die letzte Verletzung, mit der sich Edmonton herumschlagen muss. Die Florida Panthers sind bekannt für ihre unangenehme, teils fast schon dreckige Spielweise. Immer wieder wird nach dem Pfiff noch ausgeteilt oder fliegen versteckte Ellbogen in Richtung der gegnerischen Köpfe. Disziplinarische Konsequenzen haben diese Aktionen hingegen nur selten. Das Ziel der Panthers wird es sein, ihre Gegner im Lauf dieser Serie auch physisch etwas zu zermalmen.
Die Oilers haben in der Finalserie den Heimvorteil, aber den Panthers dürfte das ziemlich egal sein. Sie haben in den bisherigen Playoffs acht von zehn Auswärtsspielen gewonnen – und das nicht etwa mit knappen, gestohlenen Siegen. Nein, Florida hat in diesen zehn Auswärtsspielen auch 27 Tore mehr als seine Gegner erzielt und dabei sieben Spiele mit drei oder mehr Toren Unterschied gewonnen. Und das gegen die Tampa Bay Lightning, die Toronto Maple Leafs und die Carolina Hurricanes – drei der besten Teams in der Eastern Conference. Matthew Tkachuk und Co. werden sich von der Atmosphäre in Edmonton kaum einschüchtern lassen.
Es wäre eine fantastische Geschichte, wenn Connor McDavid seine jetzt schon aussergewöhnliche Karriere mit einem Stanley Cup krönen und die lange Titeldürre der kanadischen Teams beenden könnte. Die Mannschaft hinter ihm und Leon Draisaitl ist besser als im Vorjahr – trotz Hymans Ausfall. Wir glauben deshalb, dass sich dieses Jahr die Star-Power der Oilers durchsetzt.
Edmonton gewinnt die Finalserie in 7 Spielen.
Und wie tippst du den Stanley-Cup-Final? Lass es uns in den Kommentaren wissen.
Also für Kanadische.
Auch wenn ich jetzt nicht so ein grosser Fan der Oilers bin - doch, es wäre gigantisch und auch wichtig, dass endlich wieder das Mutterland des Eishockeys den Stanley Cup in die Höhe heben dürfte.
Let's go Oilers!
Freue mich auf das Game heute Nacht. Habe zum Glück Ferien 🏒🥅
Kanada wartet zwar seit 1993 darauf das eine ihrer Mannschaften den Cup holt aber wenns um die Spieler geht dann führt Kanada mit über 400 gegenüber ~150 der Amerikaner.
Ich tippe auf McJesus und die Oilers. Und Corey Perry wird der erste 40 Jährige der in einem Stanley Cup Finale ein Tor schiesst.