Er ist ein Romantiker des Welteishockeys. Mit Kultstatus in Finnland und in Lugano. 15 WM-Turniere mit mehr als 100 Spielen für Finnland. Über 500 Partien für Davos und Lugano in unserer höchsten Liga. Unter anderem zwei Meistertitel mit Lugano. Als Verteidiger Liga-Topskorer. Gastspiele in der NHL, in Schweden, in Norwegen und in Japan: Hat einer mehr Geschichten zu erzählen als Petteri Nummelin? Wahrscheinlich nicht.
Mit 50 ist seine Begeisterung für das unberechenbare Spiel so frisch wie bei einem 18-jährigen Frischling. Diese Saison hat er als Assistent Julien Vauclair (43) geholfen, Ajoie zu retten. Seit gemeinsamen ruhmreichen Zeiten mit Lugano sind die beiden befreundet. Julien Vauclair ist in seine Heimat zurückgekehrt und dient nun seinem Stammverein Ajoie als Sportdirektor. Er hat Trainer Filip Pesan – immerhin schon einmal Nationaltrainer in Tschechien – während der vergangenen Saison gefeuert, das Traineramt übernommen und Ajoie in der Liga gehalten. Auch dank seines prominenten Assistenten.
Was nun? Julien Vauclair zieht sich wieder in sein Sportchef-Büro zurück und sucht einen neuen Trainer. Aber eben: Wer will sich Ajoie antun? Auch für die kommende Saison ist der letzte Platz mit ziemlicher Sicherheit für die Jurassier reserviert. Am Ende der Saison warten erneut Dramen in den Playouts und in der Liga-Qualifikation.
Nur ein echter Romantiker und ewiger Optimist oder ein Schelm nimmt diesen Job an. Der Schelm, weil er hofft, für zwei Monate Arbeit den Lohn für ein oder vielleicht gar zwei Jahre zu bekommen. Der echte Romantiker und ewige Optimist, weil es in Ajoie um die Freude am Hockey geht. Weil es nicht viele Orte auf der Erde gibt, wo Hockey mit so viel Leidenschaft zelebriert wird. Weil hier bei aller Mühsal eben doch ein Happy End möglich ist.
Petteri Nummelin ist auch hier an der Hockey-WM in Riga. Er dient Lettlands Nationaltrainer Harijs Witolinsch als Assistent. Auch das ein Job für Romantiker und ewige Optimisten. Lettland ist ein wenig das Ajoie des Welt-Eishockeys. Viele Emotionen. Aber zu wenig Talent, um mit den grossen Hunden zu bellen. Die Nationalmannschaft gleichsam als Symbol der Unabhängigkeit. Auch Jura hat sich die Unabhängigkeit (vom Staate Bern) in der Neuzeit erstritten und Ajoie ist die Nationalmannschaft der Jurassier.
Petteri Nummelin steht auch für nächste Saison bei Ajoie als Assistent in Lohn und Brot. Er wird den Vertrag natürlich einhalten. Auf die Nachfrage, wie es hinter den sieben Jurabergen weitergehen und wer sein neuer Chef wird, hat er kurz vor Mitternacht eine überraschende Antwort: «Wenn mir Julien Vauclair den Posten als Cheftrainer offeriert, dann sage ich zu.» Im Ernst? Würde er ausgerechnet in Ajoie zum ersten Mal einen Cheftrainerjob annehmen? «Ja, das würde ich. Ich bewerbe mich nicht darum. Aber wenn Julien fragt, ob ich es machen will, dann sage ich ja.»
Petteri Nummelin Cheftrainer bei Ajoie? Das wäre wahrlich echte, gelebte Hockey-Romantik. Julien Vauclair wird Mühe haben, einen besseren Kandidaten zu finden. Schon deshalb, weil nur ein echter Romantiker und ewiger Optimist wie Petteri Nummelin den Trainerjob in Ajoie richtig und gut machen kann.