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National League: Warum der Aufstieg von Kloten oder Olten ein Segen ist

Les freres Flavio Schmutz de Langnau et Reto Schmutz de Ajoie, lors de la rencontre du championnat suisse de hockey sur glace de National League, entre HC Ajoie et SCL Tigers, ce vendredi, 11 mars 202 ...
Duell der Miserablen: die Brüder Flavio (links) und Reto Schmutz vor dem Spiel zwischen den SCL Tigers und Ajoie.Bild: keystone
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«Meisterschaft der Miserablen» – warum Langnau und Ajoie Kloten die Daumen drücken sollten

Der Final des Swiss League zwischen Kloten und Olten ist ein Glücksfall für die National League und unser Hockey: Es gibt definitiv einen Aufsteiger, die höchste Liga wird auf 14 Teams erweitert. Langnau und Ajoie dürfen sich auf einen armen Bruder freuen. Für die Emmentaler und die Jurassier gilt: Hopp Chlote!
10.04.2022, 05:2511.04.2022, 05:46
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Nein, wir führen keine Debatte über Sinn und Unsinn einer Aufblähung der National League auf 14 Teams. Es ist nun mal so, wie es ist. Wenden wir uns also den positiven Auswirkungen zu. Die Erweiterung auf 14 Teams ist unter den gegebenen Umständen ein Glücksfall für die höchste Liga und unser gesamtes Hockey.

Im Frühjahr 2023 gibt es wieder einen Absteiger. Der 13. und 14. nach der Qualifikation spielen den Playout-Final. Der Verlierer muss anschliessend gegen den Meister der Swiss League zur Liga-Qualifikation antreten. Für den 11. und 12. ist die Saison vorzeitig zu Ende.

Ohne Aufsteiger wäre es bei einer 13er-Liga geblieben. Mit einer Entscheidung schon im November: Ajoie und Langnau beenden die Qualifikation auf den beiden letzten Plätzen und bestreiten den Playout-Final. Keine Spannung, keine Dramen im Tabellenkeller.

Puck drop par le Jurassien Gregoire Saucy, pilote automobile Championnat d'Europe de Formule 3 regionale entre le joueur Pascal Berger de Langnau et le joueur Jordane Hauert de Ajoie, lors de la  ...
Gelassene Stimmung: Ohne Absteiger ist ein Kellerduell zwischen den Tigers und Ajoie alles andere als ein Spektakel.Bild: keystone

Aber nun bekommen Ajoie und Langnau mit dem Aufsteiger – Olten oder Kloten – einen armen Bruder, der höchstens gleich gut sein wird. Mit drei chancenlosen Klubs am Tabellenende dürfen wir uns auf eine Meisterschaft innerhalb der Meisterschaft freuen: auf die «Meisterschaft der Miserablen». Langnau, Ajoie und der Aufsteiger machen unter sich die zwei letzten Plätze aus.

Dramatik und Polemik sind garantiert. Weder Kloten noch Olten werden als Aufsteiger viel besser sein als Ajoie diese Saison. Kloten wäre eine gefühlte Bereicherung für die höchste Liga. Der Name hat immer noch einen magischen Klang. Wir werden Kloten im Falle eines Aufstieges in der höchsten Liga herzlich willkommen heissen.

Aber ein Blick auf die Kaderliste verheisst Plage und Mühsal: Mit Fabian Ganz (32), Matteo Nodari (34), Nicholas Steiner (30), Flurin Randegger (33), Niki Altorfer (31), Alexei Dostoinow (32), Jeffrey Füglister (32) und Steve Kellenberger (35) stehen bereits acht Spieler auch nächste Saison unter Vertrag, die ihre Zukunft hinter sich haben und bei keinem anderen NL-Klub einen Platz hätten. Das ist mehr als ein Drittel des Teams. Kloten hat eine Mannschaft mit viel Vergangenheit und wenig Zukunft und Energie.

Steve Kellenberger von Kloten beim Eishockey Qualifikationsspiel der Swiss League zwischen dem EVZ Academy und dem EHC Kloten am Montag, 7. Februar 2022 in Zug. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Definitiv kein Jungspund mehr: der 35-jährige Steve Kellenberger.Bild: keystone

Auch die Oltner sind sportlich noch nicht reif für die obere Hälfte der höchsten Liga. Aber sie haben für nächste Saison nicht einen einzigen Schweizer Spieler unter Vertrag, der älter ist als 30. Olten hat eine Mannschaft mit wenig Vergangenheit und viel Zukunft und Energie. Im Final kann die grössere Erfahrung der Klotener die Differenz ausmachen. Aber wenn Olten aufsteigt, wird es besser sein als Kloten. Deshalb gilt für Ajoie und Langnau: lieber Kloten als Olten. Hopp Chlote! Allez les Aviateurs!

Die Liga-Qualifikation scheint auf den ersten Blick für den Miserabelsten der Miserablen am Schluss der Saison kein Problem zu sein. ZSC-Manager Peter Zahner, Meinungs- und Wettermacher der nun unabhängigen National League, sagt: «Die Liga-Qualifikation wird mit sechs Ausländern gespielt.» Er hält selbst einen kleinen Kompromiss (fünf Ausländer) für unwahrscheinlich.

Das ist ein Problem für den Meister der Swiss League: Die zweithöchste Liga spielt zurzeit nur mit zwei Ausländern. Das bedeutet: Für die Liga-Qualifikation muss der SL-Klub mit vier zusätzlichen Ausländern nachrüsten. Inzwischen überlegen sich die Macher der Swiss League, die Qualifikation nächste Saison mit drei Ausländern zu bestreiten. Damit die Differenz im Hinblick auf die Liga-Qualifikation etwas weniger gross ist.

Auf den ersten Blick scheint der Meister der Swiss League in der Liga-Qualifikation gegenüber dem NL-Vertreter im Nachteil zu sein. Aber auf den zweiten Blick sehen wir noch etwas: Wer die NL-Qualifikation auf einem der zwei letzten Plätze beendet und dann noch den Playout-Final verliert, hat mit ziemlicher Sicherheit miserable Ausländer und auch sonst einige Probleme. Ein sportlich zerrütteter Playout-Verlierer wird selbst dann gegen einen intakten SL-Meister in höchste Not geraten, wenn der nicht einmal das ganze Ausländerkontingent ausschöpfen sollte.

Klotens Eric Faille, links, kaempft um den Puck gegen Ajoies Daniel Eigenmann, rechts, im sechsten Eishockey Playoff-Finalspiel der Swiss League zwischen dem HC Ajoie und dem EHC Kloten, in der Raiffe ...
Kloten und Ajoie duellierten sich vor einem Jahr im Playoff-Final der Swiss League – kommt's nächstes Jahr zur Revanche im Playout-Final der National League?Bild: keystone

Die «Meisterschaft der Miserablen», die Ajoie, Langnau und der Aufsteiger nächste Saison unter sich austragen werden, wird uns bestens unterhalten. Der Kauf eines Saisontickets lohnt sich trotz sportlich wenig erfreulichen Perspektiven. Dass Ajoie und Langnau zusammen mit dem Aufsteiger diese Meisterschaft austragen werden, ist weder polemische Behauptung noch gewagte Prognose.

Ajoie und Langnau haben diese Saison zusammen gerade mal 20 Spiele gewonnen. Weniger als Ambri auf dem 10. Platz (22). Der Rückstand der Langnauer auf den drittletzten Rang (SCB) beträgt 30 Punkte, der Vorsprung auf den Tabellenletzten Ajoie nur neun Punkte. Selbst mit dem lieben Gott als Sportchef, dem Erzengel Michael als Trainer und Bill Gates als neuem Hauptsponsor wäre es nicht möglich, so aufzurüsten, dass diese 30 Punkte nächste Saison aufgeholt werden können.

epa09769903 Co-Chair of the Bill and Melinda Gates Foundation Bill Gates gestures during a panel discussion at the 58th Munich Security Conference (MSC) in Munich, Germany, 18 February 2022. More than ...
Selbst Bill Gates als Hauptsponsor könnte die Tigers und Ajoie nicht aus dem Tabellenkeller verhelfen.Bild: keystone

Jubel und Erleichterung werden beim «Meister der Miserablen», der den rettenden 12. Platz erreicht, mindestens so gross sein wie später beim Schweizer Meister. Langnau ist in der «Meisterschaft der Miserablen» Favorit. Den Playout-Final werden Ajoie und der Aufsteiger austragen.

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MikeT
10.04.2022 07:55registriert Januar 2016
Gerade bei 14 Teams gehört die Ligaquali abgeschafft und der direkte Auf-/Abstieg eingeführt.

Da würde man sich auch diese völlig unfaire Ausländerregel sparen. Dass die Ausländer der NL Teams so miserabel sein werden, ist dann gar nicht klar. Langnau war sicher nicht wegen der Ausländer dieses Jahr chancenlos.

Zum gefühlten 4601. Mal und auch wenn wir es längst alle wissen: Die ganzen Reformen sind unsäglich und zum Schaden unseres Hockeys. Die Funktionäre werden es dann auch noch merken.
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BeatBox
10.04.2022 07:04registriert Januar 2014
Ich glaube mit dieser Aufstockung ist das Stärkeverhältnis der beiden Ligen nachhaltig gestört! Ich hoffe man geht so schnell wie möglich zurück auf 2mal 12 Mannschaften!
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Pat the Rat (das Original)
10.04.2022 12:14registriert Februar 2017
Ich schrieb es schon, aber wiederhole mich gerne.
Zurück zu zwei 12er Ligen, zurück mit dem direkten Auf- und Abstieg.
Denn wenn der B-Meister direkt aufsteigt, verliert auch der Abstieg seinen Schrecken.
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