Nein, wir führen keine Debatte über Sinn und Unsinn einer Aufblähung der National League auf 14 Teams. Es ist nun mal so, wie es ist. Wenden wir uns also den positiven Auswirkungen zu. Die Erweiterung auf 14 Teams ist unter den gegebenen Umständen ein Glücksfall für die höchste Liga und unser gesamtes Hockey.
Im Frühjahr 2023 gibt es wieder einen Absteiger. Der 13. und 14. nach der Qualifikation spielen den Playout-Final. Der Verlierer muss anschliessend gegen den Meister der Swiss League zur Liga-Qualifikation antreten. Für den 11. und 12. ist die Saison vorzeitig zu Ende.
Ohne Aufsteiger wäre es bei einer 13er-Liga geblieben. Mit einer Entscheidung schon im November: Ajoie und Langnau beenden die Qualifikation auf den beiden letzten Plätzen und bestreiten den Playout-Final. Keine Spannung, keine Dramen im Tabellenkeller.
Aber nun bekommen Ajoie und Langnau mit dem Aufsteiger – Olten oder Kloten – einen armen Bruder, der höchstens gleich gut sein wird. Mit drei chancenlosen Klubs am Tabellenende dürfen wir uns auf eine Meisterschaft innerhalb der Meisterschaft freuen: auf die «Meisterschaft der Miserablen». Langnau, Ajoie und der Aufsteiger machen unter sich die zwei letzten Plätze aus.
Dramatik und Polemik sind garantiert. Weder Kloten noch Olten werden als Aufsteiger viel besser sein als Ajoie diese Saison. Kloten wäre eine gefühlte Bereicherung für die höchste Liga. Der Name hat immer noch einen magischen Klang. Wir werden Kloten im Falle eines Aufstieges in der höchsten Liga herzlich willkommen heissen.
Aber ein Blick auf die Kaderliste verheisst Plage und Mühsal: Mit Fabian Ganz (32), Matteo Nodari (34), Nicholas Steiner (30), Flurin Randegger (33), Niki Altorfer (31), Alexei Dostoinow (32), Jeffrey Füglister (32) und Steve Kellenberger (35) stehen bereits acht Spieler auch nächste Saison unter Vertrag, die ihre Zukunft hinter sich haben und bei keinem anderen NL-Klub einen Platz hätten. Das ist mehr als ein Drittel des Teams. Kloten hat eine Mannschaft mit viel Vergangenheit und wenig Zukunft und Energie.
Auch die Oltner sind sportlich noch nicht reif für die obere Hälfte der höchsten Liga. Aber sie haben für nächste Saison nicht einen einzigen Schweizer Spieler unter Vertrag, der älter ist als 30. Olten hat eine Mannschaft mit wenig Vergangenheit und viel Zukunft und Energie. Im Final kann die grössere Erfahrung der Klotener die Differenz ausmachen. Aber wenn Olten aufsteigt, wird es besser sein als Kloten. Deshalb gilt für Ajoie und Langnau: lieber Kloten als Olten. Hopp Chlote! Allez les Aviateurs!
Die Liga-Qualifikation scheint auf den ersten Blick für den Miserabelsten der Miserablen am Schluss der Saison kein Problem zu sein. ZSC-Manager Peter Zahner, Meinungs- und Wettermacher der nun unabhängigen National League, sagt: «Die Liga-Qualifikation wird mit sechs Ausländern gespielt.» Er hält selbst einen kleinen Kompromiss (fünf Ausländer) für unwahrscheinlich.
Das ist ein Problem für den Meister der Swiss League: Die zweithöchste Liga spielt zurzeit nur mit zwei Ausländern. Das bedeutet: Für die Liga-Qualifikation muss der SL-Klub mit vier zusätzlichen Ausländern nachrüsten. Inzwischen überlegen sich die Macher der Swiss League, die Qualifikation nächste Saison mit drei Ausländern zu bestreiten. Damit die Differenz im Hinblick auf die Liga-Qualifikation etwas weniger gross ist.
Auf den ersten Blick scheint der Meister der Swiss League in der Liga-Qualifikation gegenüber dem NL-Vertreter im Nachteil zu sein. Aber auf den zweiten Blick sehen wir noch etwas: Wer die NL-Qualifikation auf einem der zwei letzten Plätze beendet und dann noch den Playout-Final verliert, hat mit ziemlicher Sicherheit miserable Ausländer und auch sonst einige Probleme. Ein sportlich zerrütteter Playout-Verlierer wird selbst dann gegen einen intakten SL-Meister in höchste Not geraten, wenn der nicht einmal das ganze Ausländerkontingent ausschöpfen sollte.
Die «Meisterschaft der Miserablen», die Ajoie, Langnau und der Aufsteiger nächste Saison unter sich austragen werden, wird uns bestens unterhalten. Der Kauf eines Saisontickets lohnt sich trotz sportlich wenig erfreulichen Perspektiven. Dass Ajoie und Langnau zusammen mit dem Aufsteiger diese Meisterschaft austragen werden, ist weder polemische Behauptung noch gewagte Prognose.
Ajoie und Langnau haben diese Saison zusammen gerade mal 20 Spiele gewonnen. Weniger als Ambri auf dem 10. Platz (22). Der Rückstand der Langnauer auf den drittletzten Rang (SCB) beträgt 30 Punkte, der Vorsprung auf den Tabellenletzten Ajoie nur neun Punkte. Selbst mit dem lieben Gott als Sportchef, dem Erzengel Michael als Trainer und Bill Gates als neuem Hauptsponsor wäre es nicht möglich, so aufzurüsten, dass diese 30 Punkte nächste Saison aufgeholt werden können.
Jubel und Erleichterung werden beim «Meister der Miserablen», der den rettenden 12. Platz erreicht, mindestens so gross sein wie später beim Schweizer Meister. Langnau ist in der «Meisterschaft der Miserablen» Favorit. Den Playout-Final werden Ajoie und der Aufsteiger austragen.
Da würde man sich auch diese völlig unfaire Ausländerregel sparen. Dass die Ausländer der NL Teams so miserabel sein werden, ist dann gar nicht klar. Langnau war sicher nicht wegen der Ausländer dieses Jahr chancenlos.
Zum gefühlten 4601. Mal und auch wenn wir es längst alle wissen: Die ganzen Reformen sind unsäglich und zum Schaden unseres Hockeys. Die Funktionäre werden es dann auch noch merken.
Zurück zu zwei 12er Ligen, zurück mit dem direkten Auf- und Abstieg.
Denn wenn der B-Meister direkt aufsteigt, verliert auch der Abstieg seinen Schrecken.