Warum ist das Profihockey in Basel zu Grunde gegangen? Warum will sich eine der reichsten Städte der Welt keinen Hockeyklub leisten? Wie schäbig Basel den gewöhnlichen Sport behandelt – also alles, was nicht mit dem FC Basel und Tennis zu tun hat – ist hinlänglich bekannt. Der Konkurs des Basler NLB-Hockeyunternehmens hat nun auch gezeigt, welche direkten Auswirkungen diese Schäbigkeit hat.
Basels Hockey ist einsam und alleine untergegangen. Die Rettungsaktionen gerieten zu einer Provinzposse. Zum letzten Mal ist der Idealismus jener, denen Basels Hockey am Herzen lag, gering geschätzt worden. Jene, die Basel noch retten wollten, waren verlorene Einzelkämpfer und einer gleichgültigen Umgebung.
Die Rettungsbemühungen konzentrierten sich zuletzt auf einen Investor aus Schweden, der schliesslich am Sonntagabend abgesagt hat. Per Mail liess Verwaltungsratspräsident Matthias Preiswerk seinen Geschäftsführer Pascal Suter am Montagvormittag wissen, es sei nun alles vorbei, der Konkurs sei eröffnet und man konzentriere sich jetzt auf die Nachwuchs- und Amateurhockey (1. Liga).
Trainer Dino Stecher erfuhr von der Eröffnung des Konkurses im Trainingslager in Grindelwald. Die paar Spende-Aktionen in den letzten Tagen waren rührend. Aber ohne konkreten Nutzen. Künftig wird in Basel Eishockey nur noch in der 1. Liga (EHC Basel-Kleinhüningen) und in den Juniorenligen gespielt.
Die Rettungsversuche konnten gar nicht erfolgreich sein. Anders als bei ähnlichen Aktionen in Fribourg, Kloten, Langnau oder Davos (ja, auch dort stand das Hockeyunternehmen vor Kurzem noch am finanziellen Abgrund) hat es in Basel keinen Zusammenschluss von Politik und Sport gegeben. Keine starke, charismatische Persönlichkeit, die alle Aktionen koordinierte, die Medienarbeit orchestrierte und die Öffentlichkeit mobilisierte.
Viele taten mit Herzblut etwas, wussten aber manchmal nicht einmal voneinander. Verwaltungsratspräsident Matthias Preiswerk erschien nicht mehr auf der Bühne und der Verwaltungsrat vermittelte nicht den Eindruck einer verschworenen Gemeinschaft. Wenn dessen Präsident nicht an vorderster Front kämpft – wenn also die Generäle schon kapituliert haben – dann stehen die tapfersten Soldaten (Geschäftsführer, Trainer, Fans) auf verlorenem Posten.
Aber die Resignation des Präsidenten ist nach Jahren eines aussichtslosen Kampfes auch verständlich. Es hätte nicht viel gebraucht, um das NLB-Hockey in Basel zu retten. Weniger als eine Million. Die Infrastruktur ist da, das Management und eine konkurrenzfähige Mannschaft auch.
Der Verband bzw. die Liga konnten nicht helfen. Dort sitzen hilflose Helfer. Verbandsdirektor Ueli Schwarz ist im Klubhockey als Trainer und Manager überall gescheitert und gehörte zu den NLA-Zeiten auch noch zu den Ruinierern des Basler Hockeys. Es ist auch nicht Aufgabe des Verbandes oder der Liga, direkt in Rettungsaktionen einzugreifen. Das geht weder politisch noch finanziell. Es ist Aufgabe der Liga und des Verbandes, für gute Rahmenbedingungen für das Hockeygeschäft zu sorgen. In diesem Bereich sind Verband bzw. Liga gefordert.
Auf Dauer wird es nicht möglich sein, Profihockey in der aktuellen Form erfolgreich zu betreiben. Es kann nicht sein, dass die höchste Spielklasse mehr Klubs umfasst als die zweithöchste. Eine Ligareform – sei es eine Reduktion der NLA und im Gegenzug einer Vereinfachung des Auf-/Abstieges zwischen NLA und NLB oder ein Zusammenschluss des Profihockey in einer Liga – ist mittelfristig notwendig. Eine solche Reform dürfte aber die aktuellen Macher in Liga und Verband überfordern.
Der Untergang des Profihockeys in Basel ist aber auch eine Mahnung an alle anderen Sportunternehmen: Noch vor zehn Jahren war der Untergang eines Unternehmens in einer so populären Sportart wie Eishockey für die Politik undenkbar. Bei allen Rettungsaktionen in der Vergangenheit spielte die öffentliche Hand eine Rolle und alimentierte die Rettung direkt oder indirekt über Infrastrukturbeiträge, Steuererlasse oder Forderungsverzicht. Doch die Zeiten ändern sich. Der Spardruck auf die Politiker macht Rettungsbeiträge aus öffentlichen Kassen heute mehr und mehr unmöglich. Der Untergang des Basler Hockeys markiert auch den Anfang härterer, rauerer Zeiten für das Profihockey.