Fährt Reto von Arx bald einen BMW? Die Entscheidung über einen Verbleib in Davos naht
Wenn der international tätige Wirtschaftsanwalt Gaudenz an einem spielfreien Tag mit seiner Benzinkutsche nach Davos fährt, bahnen sich grosse Entscheidungen an. Denn der rührige HCD-Präsident mit Domizil und Kanzlei in Zürich hat Dichtestress im Terminkalender. Der passionierte Jäger muss seine Zeit gut einteilen. Einfach zum Spass braust er nicht in die Bündner Berge hinauf.
Am Donnerstag war es wieder einmal soweit: Gaudenz Domenig ist an einem spielfreien Tag nach Davos geeilt. Ja, mehr noch: Er bleibt übers Wochenende im Bündnerland. Obwohl nicht einmal Jagd-Saison ist. Wahrlich, da harren grosse Dinge der Vollendung.
Del Curto verhandelt mit von Arx
Tatsächlich ist am Donnerstag in Davos oben viel geredet worden. Um 9.30 Uhr sassen Arno Del Curto und Reto von Arx am Tisch. Wichtige sportliche Geschäfte werden beim HCD wie Staatsverträge ausgehandelt. Der zuständige Fachminister (in diesem Falle Arno Del Curto) bereitet das Vertragswerk vor und erst dann kommt das Staatsoberhaupt (der Präsident) zum Zuge. Der HCD-Vorsitzende war also bei diesem heiklen Gespräch nicht mit dabei. Er liess sich dann am Nachmittag von Arno Del Curto ausführlich rapportieren.
Darüber hinaus hat Gaudenz Domenig am Donnerstag auch noch die Autofrage geregelt. Er erzählt: «Der HCD fährt ab nächster Saison BMW, nicht mehr Skoda.» Es gebe da natürlich einiges zu regeln. Beispielsweise würde es der neue Autosponsor gar nicht gerne sehen, wenn künftig noch andere Marken als BMW auf dem HCD-Teamparkplatz stehen sollten. Nur noch edle Wagen – Gott behüte den HCD vor Polemik, Sturm und Wind und Autos, die nicht aus Bayern sind.
Turbulenzen während des Spengler Cups
Was die Frage provoziert: Werden auch Reto und Jan von Arx noch einen HCD-BMW bekommen? Die beiden Emmentaler spielen seit 1995 beim HCD und die Verträge laufen wieder mal aus. Während des Spengler Cups sorgte die «Causa von Arx» für viel Kurzweil. Verlängern Reto und Jan von Arx? Treten die beiden Emmentaler zurück? Oder gibt es gar im hohen Eishockey-Alter einen Transfer ins Unterland?
Beide Parteien hatten über die Festtage grobes Geschütz in Stellung gebracht. Der grosse HCD-Vorsitzende erklärte öffentlich, eine Zukunft ohne das Kult-Brüderpaar sei durchaus denkbar und man sei natürlich bereit, so verdiente Spieler auch gleich sofort für einen Transfer freizugeben. Beispielsweise für die SCL Tigers. Reto von Arx liess im Gegenzug via «Südostschweiz» ausrichten, die Zeichen stünden auf Trennung. Ein Transfer sei denkbar. Spieleragent Rolf Simmen wurde umgehend mit der Sondierung des Transfermarktes im Unterland beauftragt.
Domenig: «Leben jetzt wieder auf dem gleichen Planeten»
Nun hat sich der Pulverdampf nach den verbalen Artillerie-Duellen verzogen. Der HCD-Obmann Domenig spricht beinahe mit Engelszungen. Er liess sich ja während der Arrondierung seines juristischen Wissens in New York auch zum Balletttänzer ausbilden. Das New York City Ballet geniesst Weltruhm. Er beherrscht also auch den verbalen Spitzentanz um die Fettnäpfchen herum und sagt: «Reto und Jan von Arx leben jetzt wieder auf dem gleichen Planeten wie wir.» Will heissen: Zwischen den Vorstellungen der beiden Parteien, wie die Zukunft aussehen und bezahlt werden könnte, liegen nun nicht mehr Galaxien und Lichtjahre.
Domenig sagt, die Stimmung sei wieder freundlich. «Es ist zwar noch offen, welche Lösung wir schliesslich finden werden. Alles ist möglich. Aber ich gehe davon aus, dass keine Missstimmung mehr aufkommt, unabhängig davon, welche Lösung wir finden. Das wäre auch dann so, wenn Reto und Jan von Arx doch noch zu einem anderen Klub wechseln sollten.»
RvA kann auch mit 38 noch äusserst wertvoll sein
Viel zur guten Stimmung dürften das Resultat einer ersten Transfer- Marktsondierung beigetragen haben. Die Einsicht reift, dass ein finanziell lohnender und ehrenvoller Transfer ins Unterland für Reto und Jan kaum mehr machbar ist. Die Lakers nehmen ja inzwischen auch nicht mehr jeden Hockey-Rentner. Wenn die Karriere noch ein oder zwei Jahre länger gehen soll, dann wohl am ehesten beim HC Davos.
Trainer Arno Del Curto sieht für Reto von Arx künftig eine andere, aber immer noch wichtige Rolle: «Bisher hat Reto den Wechsel von der Mittelstürmerposition in die Verteidigung eher als Degradierung empfunden. Das kann ich verstehen. Aber er ist auch ein guter Verteidiger und wenn er diese neue Position voll und ganz akzeptiert, dann kann er unserer Mannschaft künftig in der Abwehr helfen.» Reto von Arx sei in der HCD-Verteidigung zwischen Position 4 und 6 einzuordnen. Mit dem 38-jährigen Leitwolf hätte der Trainer wahrscheinlich den besten Joker der Liga. Einen Routinier, den er auch bei jedem wichtigen Bully aufs Eis schicken kann.
Die Verkündung anlässlich des 1'000. Spiels für Davos?
Nun wird also in der «Causa von Arx» zügig, aber ohne Hast eine Lösung angestrebt. Arno Del Curto sagt, er möchte die Angelegenheit noch im Januar geregelt sehen. Gaudenz Domenig ist gar so optimistisch, dass er sich bereits auf das Spiel vom 31. Januar gegen die ZSC Lions zu freuen wagt. «Ich bin informiert worden, Reto von Arx werde offenbar gegen die Zürcher sein 1'000. Spiel für den HCD bestreiten – falls er bis dahin von unserem Trainer in jedem Spiel aufs Matchblatt kommt. Was ja nicht selbstverständlich ist. Das Jubiläum wollen wir gebührend feiern. Retos Freunde werden sicherlich im Stadion sein und es wäre doch schön, wenn ich dann verkünden könnte, wie es nun weiter geht.»
Es gäbe einen wunderbaren Werbegag, der dem neuen Autosponsor sicherlich ganz gut gefallen würde: Kommt es zu einer Vertragsverlängerung, dann sollte Gaudenz Domenig mit einer grossen Geste Reto und Jan von Arx symbolisch einen Schlüssel zu einer BMW-Edelkarosse überreichen. Vielleicht kann ja das schöne Automobil sogar vor dem Spiel zur symbolischen Schlüsselübergabe von Arno Del Curto in den Anspielkreis gefahren werden.


