Die Amtszeit von René Fasel (69) läuft im Herbst 2020 aus. Er kandidiert nicht mehr für das Amt eines Präsidenten des internationalen Eishockey-Verbandes IIHF. Die Schweiz ist dann in der «Weltregierung» des Eishockeys nicht mehr vertreten.
René Fasel hat das internationale Eishockey seit seinem Amtsantritt im Frühjahr 1994 geprägt und geht als erfolgreichster IIHF-Präsident in die Geschichte ein. Zurecht gilt er als «Napoléon des Eishockeys». Aber im Unterschied zum richtigen Napoléon hat er aus der Geschichte gelernt und klugerweise nicht den Fehler gemacht, mit den Russen zu streiten. Ganz im Gegenteil: Die Russen sind seine Freunde und haben ihm viel geholfen.
Der politische Einfluss unseres Hockeys geht mit René Fasels Rücktritt zwar nicht ganz verloren. Schweizer halten nach wie vor Schlüsselpositionen im IIHF – etwa Danny Kurmann als Schiedsrichterchef oder Christian Hofstetter als Sportdirektor. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass ein Schweizer Nachfolger des tüchtigen Horst Lichtner IIHF-Generalsekretär wird. Und SCB-Manager Marc Lüthi ist der Vorsitzende der Vereinigung der europäischen Proficlubs und Peter Zahner Verwaltungsratspräsident der Champions Hockey League.
Aber mit René Fasel geht der Sitz im IIHF-Council verloren. Dieses 14-köpfige Gremium ist die «Weltregierung» unseres Hockeys. Die grossen Entscheidungen werden hier gefällt. Hockeypolitisch ist es sehr wichtig, hier direkt mitreden zu können. Ohne den Einfluss von René Fasel hätte die Schweiz den Zuschlag für die WM-Turniere von 1998, 2009 und 2020 mit ziemlicher Sicherheit nicht bekommen. René Fasel hat seine internationale Karriere 1987 mit der Wahl ins IIHF-Council gestartet. Damals war er Präsident unseres Verbandes.
Eigentlich wollte Verbandspräsident Michael Rindlisbacher seinen Verwaltungsratskollegen Mark Streit als unseren «Hockey-Aussenminister» aufbauen. Der frühere NHL-Verteidiger sollte beim IIHF-Kongress 2020 für einen Sitz im IIHF-Council kandidieren.
Dieser Plan ist inzwischen verworfen worden. Das aussenpolitische Experiment mit Mark Streit ist gescheitert bevor es richtig angefangen hat. Es hat sich rasch gezeigt, dass er null Chancen hätte. Er ist im europäischen Eishockey nicht vernetzt. Seine Welt ist die NHL. Wer ins Council will, braucht aber die Stimmen der Landesverbände ausserhalb von Nordamerika.
Inzwischen ist Verbands-Sportdirektor Raeto Raffainer (37) der mit Abstand international am besten vernetzte helvetische Hockey-Funktionär. Wenn einer eine Chance hat, ins IIHF-Council gewählt zu werden – dann er. Auch René Fasel sieht seine Kandidatur mit Wohlwollen. Also wird er von unserem Verband ins Rennen geschickt. Er bestätigt: «Ich stelle mich für eine Kandidatur zur Verfügung.» Gewählt wird beim IIHF-Kongress im Herbst 2020. Es bleibt also noch ein wenig Zeit für Lobbying.
Aber Raeto Raffainer wird nach der WM 2019 als Sportdirektor nach Davos zügeln. Im Falle einer Wahl ins IIHF-Council wird der hockeypolitisch einflussreichste Schweizer nicht mehr ein Verbands- sondern ein Klubvertreter sein.
HCD-Präsident Gaudenz Domenig sagt: «Wir unterstützen seine Kandidatur und wenn er gewählt wird, werden wir ihn für die Zeit freistellen, die er für dieses Amt braucht.»
Der HCD ist ja auch Ausrichter des Spengler Cups. Den eigenen Sportdirektor im IIHF-Council zu haben, wäre von Vorteil. Und Verbandspräsident Michael Rindlisbacher – eigentlich eine Marionette von SCB-General Marc Lüthi – müsste dann halt auch ein wenig nach der HCD-Pfeife tanzen und in hockeypolitischen Dingen neu nicht nur in Bern, sondern auch beim HCD vorsprechen.
Kein Nachteil für unser Hockey. Die Klubs haben ja sowieso längst die Macht übernommen.
Ich würde mal sagen, dass die Klubs die Macht übernommen haben, ist der grosse Nachteil in unserem Hockey.
Ach bitte. Was gibt es für die IIHF-Funktionäre schöneres, als es sich in den CH-VIP-Logen / -Bereichen gut gehen zu lassen? Osteuropäische Despoten bieten natürlich auch schöne Arrangements, aber sich alle paar Jahre in der "sauberen" Schweiz hofieren lassen, warum nicht?