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Mit 88 Millionen Dollar ist Cristiano Ronaldo 2016 der am besten verdienende Sportler der Welt. Die Marke «CR7» floriert, mit über 100 Millionen Followern auf Facebook, mehr als 65 Millionen auf Instagram und knapp 44 Millionen bei Twitter ist der Captain des EM-Halbfinalisten ein Phänomen der sozialen Netzwerke. Auch in Frankreich lässt Ronaldo niemanden kalt. Seine Leistungen und sein Verhalten auf und neben dem Platz sind ambivalent und sorgten für Schlagzeilen. Greifbar ist der zusammen mit Lionel Messi weltbeste Spieler in den gut drei Wochen in Frankreich nicht geworden.
Die deutsche «Bild-Zeitung» nannte ihn den «arrogantesten» Spieler des Turniers, nachdem Ronaldo nach dem ersten Spiel gegen Island (1:1) seinen Gegenspieler beim Handschlag ignoriert und danach die Isländer und ihre Spielweise harsch kritisiert hatte. In den Spielen verwirft er gelegentlich die Hände, wenn ein Pass oder eine Flanke eines Mitspielers misslingt. Nach dem Ausscheiden in der Vorrunde an der WM 2014 hatte er sich über die fehlende Qualität seiner Mitspieler beklagt.
Doch Ronaldo kann auch anders. Nach der Partie und dem verschossen Penalty gegen Österreich erlaubte er einem auf das Feld gestürmten Fan, ein gemeinsames Selfie zu machen, obwohl die Sicherheitsordner den Mann daran hindern wollten. Und nach dem Training am Sonntag im Trainingscamp in Marcoussis, dem nationalen Rugby-Center Frankreichs, liess er sich strahlend mit einer Hundertschaft portugiesischer Fans für Fotos und Selfies ablichten.
Mit seiner Doublette zum Abschluss der Vorrunde beim 3:3 gegen Ungarn rettete Ronaldo sein Team vor dem frühzeitigen Scheitern, im Achtelfinal gegen die hoch gehandelten Kroaten bereitete er den Siegtreffer in der 117. Minute vor, im Viertelfinal gegen Polen verwertete er den ersten Versuch im Penaltyschiessen souverän.
Kein anderer hat so viele EM-Partien bestritten wie Ronaldo, kein anderer hat an vier EM-Endrunden getroffen, zum vierten Mal hat er Portugal an einem grossen Turnier in die Halbfinals geführt. Ronaldo begeht kaum Fehler, mit 89 Prozent weist er die beste Passquote aller Stürmer an diesem Turnier auf.
Seiner Reputation wird Ronaldo in Frankreich aber zu selten gerecht. Aus 39 Schüssen – er hat fast doppelt so viele Abschlussversuche auf dem Konto wie der in der Statistik nächstfolgende Kevin de Bruyne (22) – resultierten nur zwei Tore. Gegen Österreich verschoss er einen Penalty, die Freistösse, die ausschliesslich er schiesst, bringen keinen Ertrag.
Den EM-Torrekord von Michel Platini hat er noch immer nicht geknackt und sein Einfluss im Spiel der Portugiesen hält sich mit Ausnahme der Partie gegen Ungarn in Grenzen. Seine Leistungen widerspiegeln diejenigen der Mannschaft: Sie sind durchzogen.
Die Bilder irritieren. Während die portugiesischen Spieler beim Penaltyschiessen im Viertelfinal gegen Polen Arm um Arm um die Schultern gelegt mit den Kollegen mitleiden, kauert Ronaldo einige Meter daneben alleine am Boden. Und nach dem Versuch von Ricardo Quaresma fehlt der Captain, als die Spieler dem Helden des letzten verwandelten Penaltys nachjagen. Im Spiel wirkt er oft isoliert, die Kollegen wollen oder können zu selten auf die Ideen der Nummer 7 eingehen.
Auch wenn er im Training und der Freizeit fast immer an der Seite von Ricardo Quaresma zu sehen ist, berichten Insider, dass Ronaldo als Captain gereift sei. Gerade am Turnier in Frankreich nehme er seine Rolle als Anführer wahr. Seine Führungsqualitäten bewies er vor dem Penaltyschiessen gegen Polen, als er João Moutinho aufforderte, einen Penalty zu schiessen, und diesem Mut zusprach. «Als Captain ist Cristiano beispiellos. Er treibt uns an, er will gewinnen», sagt Trainer Fernando Santos.
Als Ronaldo nach dem 3:3 gegen Ungarn in Lyon als Doppeltorschütze zum Spieler des Spiels gewählt worden war, beantwortete er auf der offiziellen Pressekonferenz nur eine Frage des UEFA-Verantwortlichen, liess die Fragen der Reporter mit dem Verweis, er dürfe nicht antworten, unbeantwortet. Während der Zeit in Frankreich ist Ronaldo auf keiner einzigen Medienkonferenz erschienen – im Gegensatz zu Gareth Bale, der sechsmal ausführlich vor die Medien trat.
Nach den Spielen äusserte sich Ronaldo im kleineren Kreis aber fast immer. Nicht sehr ausführlich, aber professionell, berichten die portugiesischen Journalisten. Sie beschreiben ihn als unnahbar. Bereits in jungen Jahren sei er zurückhaltend gewesen und habe wenig gesprochen. Ronaldo kann aber auch anders. «Passt auf eure Mikrofone auf», scherzte er, nachdem er vor der Partie gegen Ungarn nach einem Disput mit einem Journalisten vom Boulevardsender «CMTV» dessen Mikrofon in einen Teich geworfen hatte. (sda)