Die Regeneration wird während eines Turniers von Tag zu Tag wichtiger. Deshalb wird alles Mögliche getan für den Körper. Nach jedem Spiel und nach jedem Training steigen die Spieler ins Eisbad oder in die Kältekammer. Dadurch wird die Durchblutung angeregt, wodurch sich die Zellen im Körper schneller erholen.
Zusätzlich werden Schlackstoffe abtransportiert. Wo aber liegt der Unterschied zwischen den beiden Methoden? Während das Eisbad im Körper ein stechendes Gefühl auslöst, fühlt sich der flüssige Stickstoff in der Kältekammer nicht so schmerzvoll an.
Markus Tschopp, Leistungsdiagnostiker beim Schweizerischen Fussballverband, erklärt: «Im Kältebad sollten die Spieler so viele Minuten bleiben, wie das Wasser warm (besser: kalt) ist.» Das Wasser ist zehn Grad, bedeutet: zehn Minuten. Oder drei Mal drei Minuten. In der Kältekammer dauert der Aufenthalt etwa drei Minuten.
Ist die längere Ruhepause nach der Vorrunde für die Schweizer gegenüber den Polen (fünf spielfreie Tage gegenüber drei) ein Vorteil? «Zumindest kein Nachteil», sagt Tschopp. «Wenn es im bisherigen Rhythmus weitergegangen wäre, hätte man das durchaus merken können.» Die Spieler erhalten täglich nach den Trainings eine Massage. Bei Bedarf auch eine etwas längere Therapie – da werden individuelle Wünsche berücksichtigt.
Am letzten Montag, also am Tag nach dem Spiel gegen Frankreich, hatten die Schweizer Spieler frei. Seither gibt es jeden Tag ein Training. Es dauert jeweils 75 Minuten. Nur zehn bis zwanzig Minuten davon sind von der Belastung her nahe an einem Spiel. Das Training am Dienstag war am wenigsten intensiv, danach nimmt die Belastung leicht zu.
Leistungsdiagnostiker Tschopp ist während der Trainings mit einem iPad stetig mit allen Spielern «live» verbunden. Die schwarzen Sport-BHs, welche die Spieler tragen, machen dies möglich. Dadurch erhält Tschopp von jedem Spieler Daten von bis zu 60 verschiedenen Parametern. Kommt ein Spieler über die gesunde Belastungsgrenze hinaus, erkennt das Tschopp sofort – und kann dies Nationaltrainer Vladimir Petkovic mitteilen.
Wie gut das System funktioniert und das Team seine Arbeit macht, zeigt auch, dass die Schweiz seit dem Beginn des Trainingslagers am 22. Mai keine nennenswerten gesundheitlichen Probleme beklagen musste. Obwohl der Trainer auf die vorwiegend selben Spieler setzt.
Die Daten sind das Eine. Gleichzeitig wird aber auch das subjektive Befinden der Spieler einbezogen. Jeden Morgen füllen sie per App auf dem Handy oder iPad einen kleinen Fragebogen aus. Dabei bewerten sie zum Beispiel, wie gut sie geschlafen haben. «Das tönt banal, ist aber fast die verlässlichste Methode, um zu merken, wie es einem Spieler geht», sagt Tschopp. Und: «Es geht nicht um eine ständige Überwachung. Die Spieler merken, dass das zu ihrem Wohl ist.» So weiss der Staff rasch, wenn ein Spieler ein Problem hat.
Schliesslich ist auch die Ernährung ein zentraler Punkt während eines Turniers. Je näher das Spiel rückt, desto wichtiger ist sie. Emil Bolli, Koch der Schweizer Nationalmannschaft, sagt: «Das letzte Essen vor dem Spiel findet vier Stunden davor statt. Am Samstag also um 11 Uhr. Es gilt, den Kohlenhydrate-Speicher zu füllen. Die Spieler essen Teigwaren mit Tomaten- und Bolognese-Sauce.» Auch fettige Speisen sind suboptimal.
Gegen eine Cola nach den Trainings ist jedoch nichts einzuwenden. Grundsätzlich gilt, so sagt Bolli: «Fettarme und nährstoffreiche Produkte wie Gemüse, Fisch oder Poulet sind am besten.» An der richtigen Vorbereitung scheitert es nicht. Jetzt müssen die Spieler am Samstag gegen Polen nur noch die Tore schiessen.