Vladimir Petkovic liegt gemäss gut informierten Quellen ein unterschriftsbereiter Vertrag vor. Er könnte sein Engagement mit der Schweiz bis mindestens Ende der Qualifikation für die WM 2018 in Russland fortsetzen. Doch damit endet die Geschichte nicht. Sie beginnt erst.
Aus Sicht des Verbands ist klar: Petkovic hat das vereinbarte Ziel – die EM-Qualifikation – erreicht. Er hat die Mannschaft spielerisch zwar noch nicht entscheidend weiter gebracht. Aber die Verantwortlichen sind mit der eingeschlagenen Richtung zufrieden. Zudem braucht ein Nationaltrainer, kraft der nur spärlich vorhandenen Zeit, mit dem Team zu arbeiten, etwas länger, um seine Ideen zu implementieren. Also sieht der SFV keinen Grund für eine Veränderung. Der Nationalmannschafts-Delegierte Peter Stadelmann hat die Vertragsverlängerung vorgeschlagen. Diesen Vorschlag unterstützt die Liga.
Der Ball liegt nun also bei Petkovic. Aber die Frage ist: Will er überhaupt Schweizer Nationaltrainer bleiben? Es gibt Beziehungen, die weniger belastet sind als jene zwischen Petkovic und der Schweiz. Der bosnische Kroate fühlt sich zu wenig respektiert, ja sogar zu wenig geliebt. Gegen aussen behauptet Petkovic, er könne Kritik an sich selbst so leicht wegwischen wie einen Schmetterling, der auf seiner Schulter landet. Nur hat das ziemlich wenig mit seinem tatsächlichen Innenleben zu tun. Und darum zögert Petkovic, das Angebot anzunehmen.
Gleichzeitig merkt Petkovic, dass sein Ruf in Italien ziemlich gut ist. Seine Erfolge als Trainer von Lazio Rom (u.a. Cupsieger) haben viele nicht vergessen. Petkovic weiss, dass er bald eine Möglichkeit erhalten könnte, in die Serie A zurückzukehren. Zuletzt stand er bei Sampdoria Genua in der engeren Auswahl. Immer wieder kamen Gerüchte auf, wonach die AC Milan Interesse an ihm hätte. Und auch bei Hellas Verona spitzt sich die Lage zu.
Die vergangenen Tage mit den Länderspielen in der Slowakei (2:3) und Österreich (2:1) haben Spuren hinterlassen. Nicht nur, aber auch wegen der Diskussionen um den Balkan-Graben. In der Aufarbeitung des zu Ende gehenden Jahres zeigte sich Stadelmann an der Generalversammlung der Swiss Football League so selbstkritisch wie noch kaum je. Er legte den Finger auf verschiedene wunde Punkte und zeigte Optimierungspotenzial auf. Der Grundtenor lautete: Es könne nicht sein, dass Länder wie Belgien oder Österreich die Schweiz so überholen, wie das gerade zu beobachten ist.
Das sind ungewohnte Töne, die optimistisch stimmen. Im Vordergrund steht derzeit trotzdem nur eines: Ob sich Petkovic wirklich für die Schweiz entscheidet. Oder ob er die Hoffnung auf eine bessere Beziehung definitiv aufgegeben hat.