Nach den Hass-Plakaten gegen Dietmar Hopp am Wochenende war die Angst vor dem Pokal-Knüller zwischen Schalke und Bayern gross, dass die Fans den Hoffenheim-Mäzen erneut ins Visier nehmen und so einen Spielabbruch provozieren könnten. Dazu kam es aber nicht: Zwar protestierten die Schalke-Fans – kaum war der Ball der im Spiel – mit grossflächigen Bannern gegen die ausgesprochenen Kollektivstrafen des DFB, Beleidigungen gegen Hopp waren aber weder zu lesen noch zu hören.
Schmähungen gab es auf Schalke gestern trotzdem. Diese galten mal wieder dem nach München abgewanderten Torhüter Manuel Neuer. Der deutsche Nationalkeeper ertrug die Beleidigungen jedoch, ohne eine Miene zu verziehen. Zu einem Spielunterbruch kam es nicht: «Hurensohn»-Rufe gegen einen Milliardär sind für den DFB offensichtlich schlimmer als gegen einen Torhüter.
Was in den 90 Minuten auf dem Rasen passierte, ist schnell erzählt. Schalke igelte sich im von Trainer David Wagner angeordneten 5-4-1-System von Beginn an hinten ein, versuchte die Räume vor dem eigenen Strafraum eng zu machen und mit Kontern zum Erfolg zu kommen. Die Einstellung stimmte und so kamen die «Knappen» in der ersten Halbzeit zu einigen guten Möglichkeiten. Die beste vergab Guido Burgstaller, als er in der 12. Minute mit einer sehenswerten Direktabnahme nur die Latte traf.
Bis zur 40. Minute und dem 0:1 durch Joshua Kimmich ging Wagners Taktik auf. Danach wurde es kurios, denn Schalke agierte in der zweiten Halbzeit trotz des Rückstands nicht offensiver und überliess den Bayern fast bis zum Schluss kampflos Ball und Spieldiktat. Am Ende hatten die Bayern zu 81 Prozent den Ball, das Schussverhältnis lautete 20:6, das Eckballverhältnis gar 14:1.
«Wenn du zurückliegst, musst du gegen Bayern trotzdem im Spiel bleiben. Wenn wir das zweite oder dritte Gegentor bekommen hätten, wäre es vorbei gewesen», erklärte Schalke-Trainer Wagner nach dem Spiel. Dass man fürs Weiterkommen aber auch mindestens ein Tor schiessen muss, war ihm wohl entfallen.
Bester Mann bei den Münchner war Joshua Kimmich – nicht nur wegen seines Siegtors. Der Bayern-«Terrier» musste wegen der vielen Verletzungen als Innenverteidiger einspringen, war aber überall auf dem Feld anzutreffen: Er leitete die Bayern-Angriffe ein, schlug Flanken und Eckbälle und suchte auch selbst immer wieder den Abschluss.
Am Ende kam er auf 180 Ballaktionen und eine Passquote von 95 Prozent. Gemäss «Eurosport» liegt der Bundesliga-Rekord von Xabi Alonso bei 206 Ballaktionen.
Ebenfalls auffällig agierte bei den Bayern Thomas Müller. Wie immer war er ein Vorbild in Sachen Einsatzwillen, doch sonst lief beim Münchner Urgestein gestern nicht viel zusammen. Slapstickartig wurde es gar in der 52. Minute
Der «Raumdeuter» liess sich zusammen mit Kimmich und Philippe Coutinho eine ganz besondere Eckball-Variante einfallen: Kimmich täuschte mit einem Lauf einen Pass zur Seitenlinie an, während Coutinho von der Schalke-Verteidigung unbemerkt zur Grundlinie lief.
Doch der Überraschungsmoment ging gründlich in die Hose, weil Müller den Pass auf Coutinho ins Toraus spielte. Peinlich berührt sank der 30-Jährige danach zu Boden und ärgerte sich masslos über sich selbst. Von den Schalke-Fans gab es einen spöttischen Beifall