Die sportlich wichtigste Frage in Bezug auf den Europa-League-Achtelfinal der Young Boys scheint vor dem Rückspiel geklärt. Der Schweizer Meister wird seine Europacup-Kampagne in dieser Saison in der Runde der besten 16 Teams der Europa League beschliessen, das 0:3-Handicap aus dem Hinspiel in Amsterdam lässt für das Rückspiel im Wankdorf in Bern diesbezüglich keine andere Annahme zu. Selbst durch den Fokus einer gelb-schwarz beglasten Brille war die spielerische Unterlegenheit des Schweizer Meisters in Amsterdam am letzten Donnerstag so offensichtlich, dass sogar ein neuzeitliches Wunder von Bern nicht zum erhofften Umschwung führen dürfte.
Ein einfacher Heimsieg der Berner wäre, gemessen am Hinspiel vom letzten Donnerstag, bereits ein Mysterium. Für einen Erfolg mit vier Toren Differenz, der noch zum Weiterkommen reichen würde, ist etwas Grösseres vonnöten. In Amsterdam brachte das Team von Gerardo Seoane während den 90 Minuten nicht einen Schuss auf das Tor von Maarten Stekelenburg zustande. Selbst 2018, in der Gruppenphase der Champions League, gegen Manchester United, Juventus Turin und Valencia, stand dieser Wert in keinem der sechs Spiele auf null. «Wir müssen den Weg der kleinen Schritte gehen», sagt Seoane vor dem Rückspiel in Bern. Kleine Schritte bedeutet im Fall der Berner, offensiv überhaupt auf den Plan zu treten.
YB würde es allerdings nicht gerecht, allein an diesem einen Europacup-Spiel gemessen zu werden. Gerade deshalb ist das Rückspiel für den Schweizer Meister und Cupsieger wichtig: Es geht für ihn um einen sauberen Abschluss. «Wir wollen probieren, mehr Fussball zu spielen als im Hinspiel», sagt Mittelfeldspieler Sandro Lauper im Interview mit dem vereinsinternen Videoteam. Es geht für YB also auch um die Nachbesserung des in Amsterdam abgegebenen Bildes, weil auch beim Branchenprimus der Schweiz der letzte Eindruck mehr zählt als das Vorangegangene.
Dass die Berner gegen starke Gegner «Fussball spielen» können, haben sie in den Sechzehntelfinals gegen Bundesligist Leverkusen bewiesen. «Jetzt wollen wir auch hier im Rückspiel alles reinwerfen», sagt Lauper. Nicht wenige Spieler aus dem Kader von Seoane haben sich in den letzten Monaten für Engagements im Ausland empfohlen, für sie geht es auch persönlich um ein weiteres Bewerbungsschreiben in Richtung der Top-Ligen. «Wir wollen unser wahres Gesicht zeigen», sagt Vincent Sierro. Dies wird die Berner aller Voraussicht nach auch nicht in die Viertelfinals führen. Aber dem 25-jährigen Sierro und seinen Teamkollegen immerhin weisen, wo zwischen Leverkusen und Amsterdam die Wahrheit liegt. (nih/sda)