Um was es geht: Die 800-m-Läuferin Caster Semenya gilt als intersexuell. Sie weist für Frauen ungewöhnlich hohe Testosteron-Werte aus, die bei ihr durch eine Erbkrankheit ausgelöst werden. Durch den erhöhten Testosteron-Wert verfügen Athletinnen wie die 28-jährige Südafrikanerin über einen Wettbewerbsvorteil. Testosteron (das männliche Geschlechtshormon) gilt als einer der wichtigsten Faktoren für körperliche Leistungsfähigkeit.
We are ready #cas #Lausanne #Semenya #IAAF pic.twitter.com/i5BRb8jKMa
— Julia Lyubova (@julialyubova) May 1, 2019
Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat im letzten Jahr für Athletinnen, die über Distanzen zwischen 400 m und einer Meile antreten, einen Testosteron-Höchstwert eingeführt. Dieser beträgt 5 Nanomol pro Liter (nmol/l) Blut. Zum Vergleich: Normal sind bei Frauen Werte von 0,12 bis 1,79 nmol/l.
99 Prozent aller Sportlerinnen verfügen über Testosteron-Werte unter 3 nmol/l. Bei den Männern beginnen die Normalwerte bei 10,5 nmol/l. Frauen mit höheren Werten (wie bei Semenya) sollen diesen Wert sechs Monate lang mit Hilfe von Medikamenten auf 5,0 nmol/l senken und dürfen diesen Grenzwert danach nicht mehr überschreiten. Gegen diese Regel richtete sich Semenyas Einsprache beim Sportgerichtshof. Sie führte an, diese sei diskriminierend.
Der Sportgerichtshof erachtete die IAAF-Regel zwar tatsächlich als diskriminierend, aber auch «als notwendiges, vernünftiges und angemessenes Mittel» um das Fairplay gegenüber allen zu wahren. Die Richter wiesen in ihrem Urteil aber ausdrücklich auch darauf hin, dass es im konkreten Einzelfall zu Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Regel kommen kann. Das CAS-Urteil könnte Auswirkungen auf das Startrecht von Frauen mit hohen Testosteronwerten für die WM vom 27. September bis 6. Oktober in Katar haben. Bis zum WM-Start verbleiben weniger als sechs Monate.
Semenya muss nun ihren Testosteron-Wert reduzieren, um wieder starten zu können – oder sie muss den Entscheid des CAS innerhalb der nächsten 30 Tage vor dem Bundesgericht anfechten. Semenyas erste Reaktion nach dem Urteil des CAS: «Manchmal ist die beste Reaktion, gar nicht zu reagieren.»
An Caster Semenya scheiden sich in der Leichtathletik die Geister seit zehn Jahren. 2009 wurde sie in Berlin erstmals Weltmeisterin über 800 m. Schon vor dem Start kursierten Gerüchte, wonach die Südafrikanerin keine richtige Frau sei – wegen ihrer tiefen Stimme und männlich anmutender Gesichtszüge. Es folgte ein Startverbot der IAAF, welches wieder aufgehoben wurde. Die IAAF legte 2010 einen maximalen Testosteron-Wert von 10,0 nmol/l fest. Diese Regel wiederum wurde 2015 vom Sportgerichtshof aufgehoben. Die IAAF musste danach beweisen, dass erhöhte Testosteron-Werte zu erhöhter Leistungsfähigkeit führen. Diesen Beweis erbrachte die IAAF 2017 mittels einer Studie. 2018 führte die IAAF den Testosteron-Grenzwert von 5 nmol/l ein.
Nicht nur die zweimalige Olympiasiegerin und dreimalige Weltmeisterin Semenya («Ich will so rennen, wie ich geboren wurde») wehrt sich gegen die neue IAAF-Regel. Es gab einen offenen Brief von 60 Spitzensportlerinnen, mit dem verlangt wurde, dass keine Frau ihren Körper verändern müsse, um an Wettkämpfen für Frauen starten zu dürfen. Selbst die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte den Weltverband dazu auf, die Regel wieder zu streichen. (abu/sda)
Nun ja.. man/frau könnte das auch von der anderen Seite betrachten:
Derart hohe Testosteron-Werte unterdrücken, diskriminieren ihre Weiblichkeit.
Genetisch betrachtet mag es ja anders sein, aber von aussen betrachtet wirkt sie jedenfalls mehr wie ein Mann als wie eine Frau.
Semenya in einem Frauenwettbewerb mitmachen zu lassen wirkt auf mich jedenfalls unfair.
Da erscheint mir die Diskriminierung einer einzelnen Athletin fairer als die Diskriminierung (Chancenlosigkeit) aller anderen weiblichen Athletinnen.