Sport
Leichtathletik

Die Schweizer Bilanz der Leichtathletik-WM in Peking: Keine Exploits, aber eine rosige Zukunft vor sich

Hürdensprinterin Noemi Zbären sorgte im «Vogelnest» für das Schweizer Bestresultat.
Hürdensprinterin Noemi Zbären sorgte im «Vogelnest» für das Schweizer Bestresultat.Bild: Florian Grossniklaus/freshfocus

Die Schweizer Bilanz der Leichtathletik-WM in Peking: Keine Exploits, aber eine rosige Zukunft vor sich

Nimmt man die vom Verband angestrebten drei Top-8-Klassierungen zum Massstab, dann wurde das Ziel in Peking nicht erreicht. Dennoch darf von einer sehr erfolgreichen WM des Schweizer Leichtathletik-Teams gesprochen werden.
30.08.2015, 08:5830.08.2015, 08:59
Mehr «Sport»

Das Einzige, das aus Schweizer Sicht im «Vogelnest» fehlte, war ein richtiger Exploit. Klar ist der 6. Rang von Hürdensprinterin Noemi Zbären ein hervorragendes Resultat und war nicht erwartet worden. Die erst 21-jährige Emmentalerin musste dafür allerdings keine Glanzleistung abrufen – und im Final holten mit der Deutschen Cindy Roleder und der Weissrussin Alina Talay zwei Läuferinnen eine Medaille, die von den Fähigkeiten her im Bereich von Zbären sind.

Kariem Hussein (9.), Europameister über 400 m Hürden, und 800-m-Läuferin Selina Büchel (10.) fehlte hingegen (auch) das Wettkampfglück. Hussein verpasste den Final um fünf Hundertstel, Büchel um sechs.

Europameister Hussein scheiterte im WM-Halbfinal.
Europameister Hussein scheiterte im WM-Halbfinal.Bild: Mark Schiefelbein/AP/KEYSTONE

Weitere Talentprobe von Selina Büchel

Gerade das Beispiel von Hussein zeigt, wie nahe Erfolg und Misserfolg beieinander liegen: Hätte er im Halbfinal nach der letzten Hürden den Schwung besser mitnehmen können, hätte er das Ziel wohl vor dem unmittelbar vor ihm klassierten Kenianer Nicholas Bett erreicht und diesen rausgeworfen. Bett wurde zwei Tage später souverän Weltmeister. «Ich bin sicher, auch Kariem hätte im Final noch zugelegt», sagte Peter Haas, der Chef Leistungssport von Swiss Athletics.

Auch für Büchel wäre im Final ein Podestplatz nicht unmöglich gewesen, lief sie doch im Halbfinal die zweitbeste Zeit ihrer Karriere. Sie deutete ihr Potenzial ein weiteres Mal an, was ihr auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro noch einmal Auftrieb geben dürfte. Schliesslich bestritt die 24-jährige Toggenburgerin – wie auch Hussein – ihre erste Freiluft-WM. Insofern bezahlten die beiden grössten Hoffnungsträger im Schweizer Team auch etwas Lehrgeld.

Kambundji und Büchel – nicht in Peking, sondern im Vorfeld der WM gemeinsam auf dem Bürgenstock.
Kambundji und Büchel – nicht in Peking, sondern im Vorfeld der WM gemeinsam auf dem Bürgenstock.Bild: KEYSTONE

Mit Mujinga Kambundji als Zehnte über 200 m schaffte eine vierte Schweizerin den Sprung in die Top 10. Die 23-jährige Berner stellte zudem drei nationale Rekorde (eine Egalisierung über 100 m) auf. Ihre Bestzeit über 100 m, wo sie Zwölfte wurde, verbesserte sie um einen Zehntel, jene über die halbe Bahnrunde um 16 Hundertstel. Der Formaufbau stimmte also und auch die Umsetzung auf die Bahn.

So gut wie zuletzt vor 24 Jahren

Mehr als vier Top-Ten-Klassierungen sind dem Schweizer Team an einer WM noch nie gelungen – letztmals schafften 1991 in Tokio vier Athletinnen und Athleten den Sprung unter die ersten 10. Zudem wurde in Peking nicht weniger als siebenmal eine Top-13-Platzierung erreicht. Die Breite ist also vorhanden und zeigt, welche Fortschritte die Schweizer Leichtathletik erzielt hat – der Heim-EM im vergangenen Jahr in Zürich sei Dank.

«Ich bin grundsätzlich sehr zufrieden mit diesem Team, obwohl wir meine drei prognostizierten Top-8-Platzierungen nicht erreicht haben», sagte Haas. Das Ziel sei bewusst hoch gesteckt worden. Swiss Athletics darf mit grossen Erwartungen der Saison 2016 mit Europameisterschaften (in Amsterdam) und Olympischen Spielen entgegenblicken. Die Perspektiven sind vielversprechend. (ram/si)

Die grössten Schweizer Leichtathletik-Erfolge der Neuzeit

1 / 16
Die grössten Schweizer Leichtathletik-Erfolge (der Neuzeit)
2019: Mujinga Kambundji holt in Doha sensationell WM-Bronze über 200 Meter.
quelle: epa / ali haider
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Saudi-Arabien erhält die Fussball-WM – was ist aus den Mega-Stadien in Katar geworden?
Vor zwei Jahren fand die umstrittene Fussball-Weltmeisterschaft in Katar statt. Sechs Stadien wurden extra dafür gebaut. Seither hat sich im arabischen Golfstaat einiges verändert. Eine Spurensuche vor Ort.

Beim Lusail Iconic Stadion in Katar herrscht in diesen Tagen keine Fussballstimmung. Noch vor zwei Jahren stemmte hier Lionel Messi für Argentinien den WM-Pokal vor fast 90'000 Zuschauenden in die Höhe. Wenig später legte ihm der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, einen traditionellen arabischen Umhang um. Das Bild von Messi im sogenannten «Bischt» ging um die Welt.

Zur Story