Murisier, der den Fokus in den letzten Jahren sukzessive vom Riesenslalom auf die Speeddisziplinen verschoben hat, war bei perfekten Wetter- und Pistenverhältnissen zwei Zehntel schneller als der nach überzeugenden Trainings und der Abfahrts-Kristallkugel im Vorwinter als grosser Favorit angetretene Odermatt. Platz 3 nimmt ebenso überraschend der mit Startnummer 1 ins Rennen gegangene Slowene Miha Hrobat mit 35 Hundertsteln Rückstand ein.
Vincent Kriechmayr und Cyprien Sarrazin, Odermatts etatmässig erste Herausforderer, liegen auf den Plätzen 5 und 9. Der Franzose Sarrazin, letzte Saison in der Abfahrt auf Augenhöhe mit Odermatt, hat mit einer Sekunde Rückstand auf die Bestzeit klar das Nachsehen.
Unter den Augen des anwesenden, verletzten Aleksander Kilde zauberte Murisier mit der Nummer 3 eine Fahrt in den Schnee, an der sich die Konkurrenz bislang die Zähne ausbiss. Insbesondere im flachen obersten Streckenabschnitt nahm der 32-jährige Walliser, der in seiner Karriere von mehreren schweren Knieverletzungen ausgebremst worden ist, den Favoriten einiges an Zeit ab.
Es sei ihm eine ausgezeichnete Fahrt geglückt. Dies, nachdem er letzte Woche im Training in Copper Mountain sehr langsam gewesen sei, sagte der von den Emotionen überwältigte Murisier in einer ersten Reaktion ins SRF-Mikrofon.
Damit feiert der ehemalige Riesenslalom- und Kombinationsspezialist Murisier in Beaver Creek nicht nur seinen ersten Abfahrtssieg, sondern auch den ersten Erfolg im Weltcup. Bisheriges Bestresultat ist der 3. Platz 2020 im Riesenslalom in Alta Badia. In der Abfahrt steht der 4. Platz vor einem Jahr in Bormio als bestes Ergebnis zubuche.
Murisiers Kumpel Odermatt verpasst zwar den Sieg, macht im ersten Speedrennen des Winters aber trotzdem den Ausfall von Sölden vergessen. Im Riesenslalom auf dem Rettenbachgletscher war der Gesamtweltcupsieger der letzten drei Saisons Ende Oktober nach starken Zwischenzeiten ausgeschieden.
Der beim Schweizer Doppelsieg durch Justin Murisier und Marco Odermatt in der Abfahrt in Beaver Creek heftig gestürzte und bewusstlos in den Fangnetzen gelandete Arnaud Boisset war nach dem Rennen wieder bei Bewusstsein.
Der 26-Jährige war nach einem Sprung zu Fall gekommen, mit dem Hinterkopf hart auf der vereisten Piste aufgeschlagen und in hohem Tempo in den Fangnetzen gelandet. Er wurde in ein Spital gebracht und war beim Abtransport wieder bei Bewusstsein, wie Swiss-Ski vor Ort mitteilte.
Die ersten Untersuchungen vor Ort haben eine Gehirnerschütterung sowie Prellungen im Gesicht und im Schulterbereich ergeben. Er wird in den nächsten Tagen in die Schweiz zurückreisen und weitere Abklärungen vornehmen lassen.
Am Wochenende stehen in Beaver Creek zwei weitere Rennen der Männer auf dem Programm – am Samstag (18.30 Uhr Schweizer Zeit) ein Super-G, am Sonntag (18.00/21.00 Uhr) ein Riesenslalom. (abu/sda)