Sein Talent steht nicht zur Debatte. Jesko Raffin ist gut genug für Spitzenplätze in der Moto2-WM. Aber eine Virus-Infektion hat die erste Phase der Saison 2020 ruiniert. Nach einem 23. Platz beim Saisonauftakt in Katar und einem 21. Rang im zweiten Rennen musste er seinen Platz für die nächsten drei Rennen Ersatzfahrer Dominique Aegerter überlassen.
Nun hat sich der Zürcher von dieser Virus-Infektion (nicht Corona) erholt. Sein Manager Marco Rodrigo sagt: «Jesko hat zwar beim Belastungstest nicht ein Bestresultat erzielt. Aber er ist wieder so fit, dass er problemlos Rennen fahren kann.» Und so wird er am Sonntag zum GP von Rimini antreten.
Aber nun steht seine Karriere auf dem Spiel. Eigentlich hat er im Team des Holländers Jarno Janssen einen Zweijahresvertrag. Aber mit Klauseln. Eine davon gibt dem Teamchef die Möglichkeit, die Option auf das zweite Vertragsjahr verfallen zu lassen. «Das ist jetzt passiert» sagt Marco Rodrigo. Das bedeutet, dass Jesko Raffin für die nächste Saison keinen Vertrag mehr hat. Für ein zweites Jahr im Team von Jarno Janssen müsste Jesko Raffin in den ersten 15 der WM klassiert sein. Aber er hat diese Saison noch keinen einzigen WM-Punkt (für Rennklassierungen 1. – 15.) geholt und zum 15. WM-Platz fehlen ihm bereits 19 Punkte.
Marco Rodrigo muss sich für seinen Klienten und Freund auf die Suche nach einem Platz in der Moto2-WM 2021 machen. «Wir verhandeln auch mit dem bisherigen Team. Aber ohne Spitzenresultate sind wir in einer schwierigen Position.» Wenn ein Fahrer ohne Spitzenresultate in einem Team unterkommen will, dann muss er zwischen 300'000 und 600'000 Franken «Mitgift» bringen. Diese Ausgangslage hat beispielsweise dazu geführt, dass Dominique Aegerter (29) diese Saison in der Moto2-WM «nur» noch Ersatzpilot und nicht mehr Fixstarter ist und sich auf den Weltcup mit den Elektro-Töffs konzentriert.
Jesko Raffin hat seit 2012 76 Moto2-Rennen bestritten und dabei 103 WM-Punkte herausgefahren. Sein bisher bestes Resultat: der 4. Platz beim GP von Australien 2017. Er gilt als intelligenter, pflegeleichter und schneller Pilot mit sehr gutem technischen Verständnis. Das ist der Grund, warum ihn Jarno Janssen für die Entwicklung der NTS-Maschine verpflichtet hat. Aber Jesko Raffin ist im Juni bereits 24 geworden und steht in Konkurrenz mit den jüngeren «Wilden», die aus der Moto3-WM in die zweitwichtigste WM drängen. Marco Rodrigo sagt: «Wir prüfen in den nächsten Wochen alle Optionen und werden dann entscheiden, ob sich eine Fortsetzung der Karriere lohnt.»