«Project 26» nennen Rob Newton und Léo de Riedmatten ihr Vorhaben. Die Kurzversion: Die beiden (nicht mehr 26-jährigen) Romands rennen in 26 Tagen in allen 26 Kantonen der Schweiz jeweils 26 Kilometer und wollen damit 26'000 Franken für einen guten Zweck sammeln.
Die für sie «magische» Zahl 26 steht dabei offensichtlich im Mittelpunkt. Warum sie warteten, bis sie 27 Jahre alt waren und wie es ihnen unterwegs geht, haben sie uns am Telefon erzählt – während sie gerade am Joggen waren.
Rob und Léo, habt ihr, wie abgemacht, kurz Zeit?
Rob Newton: Klar, du machst ja keine Audio-Aufnahme. Ich schalte dich auf den Lautsprecher, dann hören wir dich beide.
Super. Wo erreiche ich euch gerade?
Léo de Riedmatten: Wir sind auf dem Malojapass gestartet und joggen gerade Richtung St.Moritz ... Oh, warte, wir kommen zu einer Abzweigung ... wo müssen wir durch?
Die beiden besprechen sich kurz. Sie entscheiden, dass sie für das Interview doch besser kurz nicht mehr joggen, sondern einfach laufen. «Jetzt ist gut», melden sie.
Warum führen wir das Gespräch eigentlich, während ihr joggt? Wäre doch viel angenehmer gewesen am Abend?
Rob und Léo: Wir machen ja kein Wettrennen und können unterwegs gut plaudern. Unsere Tage sind vollgestopft. Am Abend stehen die Erholung und die Vorbereitung im Zentrum.
Alles klar. Aber lasst uns vorne beginnen. Wie kamt ihr auf die Idee für euer Projekt?
Das war während des Corona-Lockdowns. Wir waren gelangweilt und suchten eine Möglichkeit, wie wir uns sehen konnten, ohne die Infektionsregeln zu verletzen.
Vorher seid ihr nicht regelmässig gejoggt?
Nein. Wir trieben zwar beide Sport. Rob Fussball und Léo Tennis. Aber wir hassten Lauftrainings.
Und dann?
Wir starteten mit dem Joggen – und irgendwie eskalierte alles (beide lachen).
Das kann man wohl sagen. Mittlerweile joggt ihr gerne?
Ja, total. Es hat uns den Ärmel reingezogen.
Das ist ja schön, aber darum plant man ja noch nicht so ein Projekt?
Wir sahen andere Running-Projekte. Vor allem Nick Butter inspirierte uns, der als erster Mensch in jedem Land einen Marathon rannte. Da dachten wir: Sowas können wir doch auch. Aber halt lokaler.
Warum steht alles im Zeichen der 26?
Wir überlegten, was wir machen wollten. Irgendwann kamen wir auf die 26 Schweizer Kantone, dann ergab eines das andere, die 26 wurde für uns zur magischen Zahl. 26 Kilometer an 26 Tagen ist sicherlich eine Herausforderung, aber das trauen wir uns zu. Dann wollten wir ein Charity-Projekt involvieren und setzten uns 26'000 Franken zum Ziel. Zudem wollten wir das Projekt durchziehen, als wir beide 26 Jahre alt waren.
Jetzt seid ihr aber 27 ...
Ja, die Planung dauerte länger. Wir wollten da nichts überstürzen. Jetzt sind wir halt 27 Jahre alt. Es wäre sonst noch das i-Tüpfelchen gewesen für ein rundes Projekt.
Wenn ich das so sagen darf: Eure Route beinhaltet viel Reiserei, das hättet ihr doch einfacher planen können und beispielsweise jeweils bis zur Kantonsgrenze joggen und dann am nächsten Tag im nächsten Kanton starten?
Ja, wir sind viel mit dem Zug unterwegs. Aber das Reisen im Zug ist angenehm und wir können diverse Dinge erledigen. Aber es gibt noch einen anderen Grund.
Welchen?
Wir haben in den grösseren Städten Events geplant und wollten, dass die auf die Wochenenden fallen. Darum ging das dann alles nicht ganz auf.
Kann man denn mitjoggen?
Ja, das kann man. Es geht uns auch darum, Leute zu treffen.
Gibt's denn die Route schon irgendwo zu sehen?
Nicht überall. Wir wissen auch noch nicht in jedem Kanton, wo wir durchjoggen.
Bitte?
Ja, das entscheiden wir teilweise spontan. Zum Beispiel geht es nach St.Moritz nach Andermatt. Im Kanton Uri wissen wir nur, dass wir in Andermatt starten werden. Wir planen die Details dann während der Zugfahrt.
Dann wird es aber schwierig, wenn ich irgendwo mitjoggen will?
Wer uns ein Stück begleiten will, der kontaktiert uns am besten auf Instagram. Wir haben Whatsapp-Gruppen für einige Kantone.
Also, die Routen sind nicht immer weit im Voraus geplant, aber die Region schon. Auf was achtet ihr bei euren 26 Kilometern?
Wir wollen natürlich schöne Ecken aus jedem Kanton sehen. Wichtig auch, dass wir nicht zu viele Höhenmeter machen müssen. Da machten wir schlechte Erfahrung.
Erzählt.
Am sechsten Tag absolvierten wir einen Trail-Run im Kanton Appenzell Innerrhoden. Wir wollten unter anderem am Aescher vorbei. Aber diese Höhenmeter gehen in die Beine. Wir leiden noch immer – und werden dies vermutlich bis ans Ende des Projekts.
Was ist eigentlich die grösste Herausforderung bei eurem Projekt?
Das dürften die körperlichen Beschwerden sein. Léo hat bisschen Probleme mit dem Knie, Rob hat auch einige Wehwehchen. Die werden kaum weniger in den nächsten Tagen (beide lachen).
Was macht ihr dagegen?
Wir fokussieren uns auf die Erholung. Dazu gehört auch die richtige Ernährung. Wir lieben das Joggen, aber all das rundherum, das ist schwierig.
Ihr macht täglich Videos von euren Läufen. Habt ihr da Unterstützung?
Das meiste filmen und schneiden wir selbst. An einigen Tagen kommen aber Freunde, die das dann übernehmen. Aber grundsätzlich sind wir zu zweit unterwegs.
Am 14. Juli werdet ihr in eurem Heimatkanton Waadt einlaufen. Was dann?
Wir werden nie mehr joggen (beide lachen).
Wirklich?
Nein, wir haben schon jetzt viele Ideen, was wir noch machen möchten. Dieses Projekt soll der Startschuss für weitere sein. Das kann auch mal was mit Velofahren oder anderen Sportarten sein.
Ich hätte eine Idee.
Wir hören.
Es gibt ja rund 50 Länder in Europa. Wie wäre es mit einem 50-Kilometer-Lauf in jeder Nation an 50 Tagen?
Das steht auf der Liste (beide lachen).