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Doppelspitze statt Einzelmaske

Markus Wolf, neuer Vorsitzender der Geschäftsleitung, Roland Imboden, abtretender Direktor und Urs Lehmann, Präsident von Swiss Ski (v.l.n.r.), sprechen an der heutigen Medienkonferenz in Bern. 
Markus Wolf, neuer Vorsitzender der Geschäftsleitung, Roland Imboden, abtretender Direktor und Urs Lehmann, Präsident von Swiss Ski (v.l.n.r.), sprechen an der heutigen Medienkonferenz in Bern. Bild: KEYSTONE
Nach Führungswechsel bei Swiss Ski

Doppelspitze statt Einzelmaske

Direktor Roland Imboden hielt sich bei Swiss-Ski keine 17 Monate im Amt. Mit der Absetzung des Wallisers einher geht auch eine Neustrukturierung der Verbandsspitze, die mit Markus Wolf und Stellvertreter Stefan Brütsch per sofort von einem Duo gebildet wird.
20.10.2014, 18:2520.10.2014, 18:27
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Der Nächste, bitte! Diese Worte sind im Zusammenhang mit dem Posten des Swiss-Ski-Direktors so regelmässig zu hören, dass sie schon einem Evergreen gleichkommen. Mehr als ein Dutzend Personen haben in den letzten 30 Jahren auf dem Bürostuhl des Swiss-Ski-Direktors Platz genommen.

Dieser so attraktive wie schwierige Posten ist nach demjenigen des FC-Sion-Trainers der wohl grösste Schleudersitz im Schweizer Sport. Daran hat sich auch seit Juni 2008 nichts geändert, seit der nationale Skiverband vom ehemaligen Abfahrts-Weltmeister Urs Lehmann präsidiert wird.

Eine Neustrukturierung leitet der ehemalige Abfahrts-Weltmeister Urs Lehmann bei Swiss Ski ein.
Eine Neustrukturierung leitet der ehemalige Abfahrts-Weltmeister Urs Lehmann bei Swiss Ski ein.Bild: KEYSTONE

Seit dem Weggang des Ostschweizers Hansruedi Laich, der Anfang Oktober 2009 nach vier Jahren seinen letzten Arbeitstag hatte, wurden vom «Direktoren-Karussell» bei Swiss-Ski der Reihe nach Denis Vaucher, Andreas Wenger und nun eben auch Roland Imboden abgeworfen. 

Viele Wechsel

Vaucher, der von Swiss-Ski über eine Headhunter-Firma angeworben wurde, hielt sich nur acht Monate beim nationalen Skiverband. Auf ihn folgte mit Wenger der nächste Berner, der die Geschicke in der Verbandszentrale vor seiner definitiven Installierung schon dreimal interimistisch übernommen hatte.

Der nächste Wechsel folgte im März 2013, nachdem Wenger die Kündigung eingereicht hatte, weil er seitens des Präsidiums kein Vertrauen mehr spürte. Urs Lehmann äusserte sich damals dahingehend, dass die Ansichten zwischen Präsidium und Direktor in gewissen Punkten auseinander gegangen seien.

Bei Imboden liegen die Gründe für die Trennung woanders. «Man muss bei Roland klar unterscheiden zwischen Person und Funktion. Als Person ist er sehr gewinnend und kommunikativ. Doch in seiner Funktion wurde er am Ende von seinen Mitarbeitern nicht mehr getragen», so Lehmann.

Der Walliser Roland Imboden war weniger als 17 Monate im Amt.
Der Walliser Roland Imboden war weniger als 17 Monate im Amt.Bild: Urs Lindt/freshfocus

Keine groben Fehler

Imboden, der vor seinem Swiss-Ski-Engagement in der Automobil-Branche (Porsche) und während sieben Jahren als Direktor von Zermatt Tourismus gearbeitet hatte, wird (zu) wenig Dossier-Sicherheit vorgeworfen. Er habe sich mit riesigem Zusatzaufwand in die «extrem vielen» Dossiers eingearbeitet, sagte der Oberwalliser, der an der kurzfristig anberaumten Medienkonferenz in Bern ebenfalls teilnahm.

Doch Imboden («Ich habe am 10. Juni 2013 meinen Traumjob angetreten.») fand bei Swiss-Ski nie gänzlich in seine ihm zugedachte Rolle: «Nach acht, neun Monaten habe ich gemerkt, weshalb ich der Vierte in so kurzer Zeit auf diesem Posten bin.»

«Coach» Lehmann wirft Imboden keine groben Feler vor. 
«Coach» Lehmann wirft Imboden keine groben Feler vor. Bild: KEYSTONE

Auch viele Gespräche in den letzten Monaten mit Lehmann, der «mich gecoacht hat, damit ich meine Position finde», fruchteten am Ende nicht. An der Präsidiumssitzung von letzter Woche wurde Imboden das Vertrauen definitiv entzogen und die Trennung noch kurz vor der neuen Weltcup-Saison vollzogen.

«Roland unterliefen keine groben Fehler. Es war vielmehr eine kontinuierliche Entwicklung, die dazu führte, dass der Kapitän das Schiff vom Kurs abkommen liess», drückte es Lehmann bildlich aus.

Wolf: «Ein Abenteuer»

Künftig wird Swiss-Ski von der Doppelspitze Wolf/Brütsch geführt werden. Der 41-jährige Bündner Wolf, bisher Direktor Sport und schon (über seinen Bereich hinaus prägendes) Mitglied der Geschäftsleitung, übernimmt in diesem Gremium den Vorsitz. Wolf scheint die Herausforderung mit besseren Voraussetzungen antreten zu können als ein Teil seiner Vorgänger.

Markus Wolf .
Markus Wolf .Bild: Urs Lindt/freshfocus

Bevor er im letzten Jahr zu Swiss-Ski wechselte, arbeitete Wolf im Bundesamt für Sport als Chef Jugend- und Erwachsenensport. Zum BASPO war der Bündner 2009 gestossen. Zuvor war Wolf, ein ehemaliger Unihockey-Spitzenspieler und -Nationaltrainer, Leiter der Abteilung Sport des Amts für Volksschule und Sport des Kantons Graubünden.

Angesprochen darauf, ob er denn auch den Pilotenschein habe und deshalb mit einem Schleudersitz vertraut sei, meinte Wolf: «Selbstverständlich erachte ich meine neue Position nicht als Schleudersitz. Vielmehr sehe ich es als ein Abenteuer, das eben erst begonnen hat.» 

Er sei nicht nur guter Hoffnung, sondern «ich bin ganz klar der Überzeugung, dass das nun gefundene Konstrukt das Richtige ist und man mit Stefan und mir auch die richtigen Personen gefunden hat. Stefan ist im Marketing bestens positioniert und ich bin im Sport sehr, sehr gut positioniert.» 

Die Fahrerinnen und Fahrer von Swiss Ski posieren für den Saisonauftakt.
Die Fahrerinnen und Fahrer von Swiss Ski posieren für den Saisonauftakt.Bild: Gerard Berthoud/freshfocus

Die grosse Herausforderung werde sein, so der Bündner, dass «wir trotz der zusätzlichen Führungsaufgaben und den sich daraus ergebenden zeitlichen Kompromissen den Tiefgang in unseren eigenen Bereichen nicht verlieren».

«Wir waren noch nie so gut aufgestellt», sagte Stefan Brütsch. Der Zürcher hatte im Frühjahr und Sommer 2013 nach Wengers Abgang selbst schon einmal interimistisch die operative Verantwortung bei Swiss-Ski inne. Bei der definitiven Besetzung des Postens kam dann Imboden zum Zug.

«Ich habe mich damals auch beworben und dabei habe ich genau das Modell vorgeschlagen, das nun zur Anwendung kommt», so Brütsch. Die Zweierspitze mache eindeutig Sinn: «Es braucht eine Person, die den sportlichen Bereich in seiner ganzen Komplexität abdecken kann. Und es braucht eine zweite, die genau das Gleiche im Bereich Marketing tun kann.» (si/syl)

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