Zwei der grossen Themen in diesem Sommer: Daniil Medwedew schafft den grossen Durchbruch und eilt von Sieg zu Sieg. Und der Russe macht sich mit seinem Verhalten zum grossen Feindbild der New Yorker Tennisfans. Letzteres ist daran, sich drastisch zu ändern.
«Ich liebe die USA», sagte er nach seinem ersten Finaleinzug an einem Grand-Slam-Turnier lachend. Er hat allen Grund dazu. Seit Wimbledon hat er 20 von 22 Matches gewonnen mit Finals in Washington, Montreal, seinem ersten Masters-1000-Turniersieg in Cincinnati und nun dem vierten Final in Folge. «Vor meiner Reise nach Amerika hätte ich nicht gedacht, dass es so gut würde.» Der Lohn ist der Sprung auf Platz 5 der Weltrangliste, am kommenden Montag sogar Position 4.
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Und vor dem Start des US Open hätte er sich nicht vorstellen können, was alles passiert. «Krämpfe in der 2. Runde, der Streit mit dem Publikum in der 3. und 4. Runde, der mein Fehler war, dann mit Stan (Wawrinka) ein dreifacher Grand-Slam-Champion im Viertelfinal», zählte Medwedew auf. «Wenn mir das jemand vorher gesagt hätte, wäre ich wohl gar nicht angetreten.»
Das wäre allerdings ein Fehler gewesen und ein grosser Verlust für die Tenniswelt. Denn was der 23-Jährige aus Moskau in diesen Tagen und Wochen zeigt, ist ganz grosser Sport. Mit seinem unorthodoxen Stil entzaubert er praktisch jeden Gegner. Medwedew ist in der Defensive überragend, aber er kann scheinbar in jedem Moment seine Taktik ändern und in die Offensive gehen. Dazu verfügt er mit seinen 1,98 m über einen hervorragenden Aufschlag.
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Grigor Dimitrov, der am Dienstagabend Roger Federer in fünf Sätzen ausgeschaltet hatte, war im ersten Satz der bessere Spieler, wie auch Medwedew zugab. «Er war da näher am Sieg. Aber der Gewinn dieses ersten Satzes änderte das Momentum komplett.» Die ersten beiden Sätze dauerten über drei Stunden, aber am Ende verlor Dimitrov auch seinen dritten Grand-Slam-Halbfinal nach Wimbledon 2014 (gegen Novak Djokovic) und dem Australian Open 2017 (gegen Rafael Nadal). Immerhin wird der Bulgare nach eineinhalb Horror-Jahren wieder von Platz 78 in die Top 30 vorrücken.
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Medwedew ist in diesen Sommer in ganz andere Sphären vorgestossen. Er ist der erste Russe in einem Grand-Slam-Final seit Marat Safin das Australian Open 2005 gewann. Safin war auch der bisher einzige russische US-Open-Finalist, als er 2000 gegen Pete Sampras triumphierte. Und er hat gemerkt, dass es besser ist, die Fans hinter sich als gegen sich zu haben. Er gibt als einer der wenigen Topsportler offen zu, dass er regelmässig Medienberichte über sich verfolgt. «Ich mag es, über mich zu lesen, um zu lernen wie ich eine bessere Person sein kann.» Medwedew ist ein sehr schneller Lerner!
Ob er auf dem Tennisplatz schnell genug gelernt hat, wird sich am Sonntag zeigen, wenn er auf den Topfavoriten Rafael Nadal trifft, der seinen 19. Grand-Slam-Titel anvisiert und damit nur noch einen hinter dem Rekordhalter Roger Federer wäre. Im Halbfinal brauchte Nadal gegen den italienischen Marathon-Man (ATP 25) eineinhalb Sätze Anlaufzeit, um sich abzusetzen und am Ende nach 2:34 Stunden 7:6 (8:6), 6:4, 6:1 zu gewinnen.
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Im ersten Satz wehrte der Spanier im Tiebreak zwei Satzbälle ab, erst mit dem zehnten Breakball schaffte er zum 4:3 im zweiten Durchgang seinen ersten Aufschlag-Durchbruch. Danach fehlten dem Sieger des Swiss Open in Gstaad vom letzten Jahr die Kraft und die spielerischen Möglichkeiten, um Nadal noch gefährlich zu werden. Insgesamt kam Berrettini zu keiner Breakmöglichkeit. Der Überraschungs-Halbfinalist, der gegen Gaël Monfils im Tiebreak des fünften Satzes gewonnen hatte, zeigte aber, dass er seit der deutlichen Achtelfinal-Niederlage in Wimbledon gegen Roger Federer dazu gelernt hatte. Damals hatte er von einer «Tennis-Lektion» gesprochen, diesmal war er trotz müden Beinen besser bereit.
«Der erste Satz war wegen der vielen nicht genutzten Chancen etwas frustrierend», gab Nadal zu. «Und am Ende hatte ich noch Glück, dass ich ihn gewann. Nach dem Break im zweiten Satz hatte ich dann mehr Ruhe und Vertrauen.» Für den Final stellt sich die Nummer 2 der Welt, die in diesem Jahr bei jedem Major-Turnier mindestens die Halbfinals erreichte (Sieger Paris, Finalist Australian Open, Halbfinalist Wimbledon), auf eine schwierige Aufgabe ein. Natürlich, denn «im Final muss man immer sein bestes Tennis spielen.» (viw/sda)