Es ist die Krönung von absoluter Fussballdominanz. Es ist der berüchtigte Tiki-Taka-Fussball, der in seiner Perfektion fast jeden Gegner zermürbt. Es eine Ansammlung von bis in die Fingerspitzen und Ohrläppchen talentierten Spielern und es ist folglich der dritte grosse Titel, den die in dieser Phase des Weltfussballs haushoch überlegenen Spanier gewinnen.
Der portugiesische Schiedsrichter Pedro Proença hat das EM-Finale 2012 soeben abgepfiffen. Italien, das Xavi, Iniesta und Co. in der Gruppenphase noch ein 1:1 abtrotzt, sieht in diesem Endspiel keinen Ball und unterliegt Spanien folgerichtig mit 0:4. Und das, obwohl deren Trainer Vicente del Bosque keinen gelernten Stürmer auf das Feld schickte.
Wie fast im ganzen Turnier in Polen und der Ukraine agieren die Iberer auch im Finale mit ausschliesslich offensiven Mittelfeldspielern. Iniesta, Fabregas und David Silva ganz vorne, dahinter Xabi Alonso und Xavi. Nur Busquets übernimmt in dieser spanischen Mannschaft einen etwas defensiveren Part. Dass trotz allem Fernando Torres mit drei Treffern die meisten spanischen Tore (12 insgesamt) erzielt, ist eine Randnotiz.
Das Team von Vicente del Bosque ist bereits vor der Europameisterschaft 2012 Kronfavorit. Es ist «doppelter» Titelverteidiger, hat bereits die EM vier Jahre zuvor und die WM 2010 in Südafrika für sich entschieden.
In der Euphorie geht allerdings vergessen, dass die Spanier lange auf die grossen Erfolge warten mussten. An der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland scheiterte «La Furia Roja» schon im Achtelfinal, der letzte Viertelfinaleinzug bewerkstelligte die Mannschaft 1994 in den USA. An Europameisterschaften sieht die Bilanz ähnlich düster aus, das beste Resultat ist der Titel 1964, damals nahmen aber lediglich vier Mannschaften (Spanien, Dänemark, Ungarn und die Sowjetunion) an der Endrunde teil.
Unter dem knorrigen Coach Luis Aragonés gelingt 2008 an der Euro in der Schweiz und Österreich die Auferstehung. Die Spanier fliegen durch die Gruppenphase, müssen nur im Viertelfinale gegen Italien im Penaltyschiessen kurz zittern. Danach wird Russland problemlos abserviert und im Finale gegen Deutschland sorgt Fernando Torres mit seinem Game-Winner für den ersten Titel nach 44 Jahren.
Zwei Jahre später an der WM in Südafrika bleibt die überraschende Auftaktniederlage gegen die Schweiz der einzige Rückschlag. Die Gruppe überstehen die Spanier – neu gecoacht von Vicente del Bosque – in der Folge locker, in der K.-o.-Phase reichen vier (!) 1:0-Siege zum Titel. Im Endspiel gegen Holland dauert es zwar etwas länger, die Bude von Iniesta in der 116. Minute sorgt aber für den ersten WM-Titel in der Geschichte der spanischen Fussballs.
Nun will Spanien das erreichen, was zuvor noch keinem Land gelungen ist. Drei grosse Titel in Serie zu gewinnen. Die Devise ist klar: Es gilt, den EM-Titel zu verteidigen. Die Gruppenphase stellt für die Spanier keine Hürde dar. Auch Frankreich ist im Viertelfinale kein Gradmesser. Im Halbfinale setzen sich Ramos und Co. gegen Portugal im Penaltyschiessen durch und die Geschichte vom Endspiel und den schwindlig gespielten Italienern wurde eingangs bereits erzählt.
Das Unmögliche ist möglich geworden, die goldene Generation der Spanier dominiert den Weltfussball, ist im Olymp angelangt. Insgesamt gehören elf Spieler zum «Triple Gold Club» der an allen drei Turnieren dabei war. Es sind dies Iker Casillas, Pepe Reina, Arbeloa, Raul Albiol, Sergio Ramos, Cesc Fabregas, David Silva, Iniesta, Xabi Alonso, Xavi und Fernando Torres. Erst 2014 wird die Dominanz gebrochen. Und dies jäh: Der Titelverteidiger scheitert in der Gruppenphase hinter Holland und Chile. Immerhin Australien konnte zum Abschluss besiegt werden.
2016 an der EM kommen die Spanier als Gruppenzweite hinter Kroatien eine Runde weiter, im Achtelfinale gelingt Italien aber die Revanche, das Team von Antonio Conte siegt 2:0. An der Weltmeisterschaft 2018 wird Spanien Gruppenerster, scheitert dann aber im Achtelfinal im Penaltyschiessen an Gastgeber Russland. An der EM 2021 ist geht es dann bis in den Halbfinal, während die WM 2022 im Achtelfinal enttäuschend gegen Marokko endet. In diesem Jahr ist Spanien hingegen einer der ganz grossen Favoriten.