Vor den Playoffs ist die Ausgangslage eigentlich klar. Der HC Lugano spielt als Zweiter der Qualifikation gegen Ambri-Piotta, das es als Siebter gerade noch knapp auf Kosten von Fribourg-Gottéron geschafft hat, in die Entscheidung um den Titel zu kommen. Doch Playoffs haben eigene Gesetze und auf Tessiner Derbys trifft das erst recht zu. So kommt es, dass Titelaspirant Lugano nach drei Partien plötzlich knapp vor dem Ausscheiden steht.
Schon Spiel 1 ist dramatisch: Drei Mal legt Lugano in der Resega vor, drei Mal gleicht der HCAP aus und in der Verlängerung schiesst Hnat Domenichelli in der 76. Minute das 4:3-Siegtor.
Es folgt der grosse Auftritt von Jean-Guy Trudel in Spiel 2: In der Valascia schiesst er alle drei Treffer zum 3:0-Sieg Ambris. Eine Niederlage mit Folgen für Larry Huras: Luganos Trainer wird entlassen und durch Harold Kreis ersetzt.
Nun wird wieder in Lugano gespielt und die 7713 Zuschauer kommen wie beim ersten Spiel erneut auf ihre Kosten. Jeff Toms gelingt in der 58. Minute das Tor zu Ambris 5:4-Sieg.
Drei Spiele, drei Siege. Nun hat Ambri-Piotta vier Matchpucks, um den Erzrivalen aus den Playoffs zu werfen. Sechs Playoff-Serien gab's bislang zwischen den beiden Teams, alle sechs wurden zur Beute Luganos.
Klappt es nun endlich für den «Kleinen»? Die proppenvolle Valascia kocht, vor dem Spiel wie während der Partie. Die «Biancoblù» gehen vier Mal in Führung. Aber jedes Mal schlägt Lugano zurück. Und nach 2:34 Min. in der Verlängerung unterläuft dem 22-jährigen Félicien Du Bois in Überzahl (!) ein Eigentor – Lugano ist mit dem ersten Sieg zurück in der Serie.
Und diesem Erfolg lassen die «Bianconeri» aus dem Südtessin zwei weitere folgen (2:1 zuhause und 5:2 auswärts). So kommt es zum grossen Showdown, einem siebten und alles entscheidenden Spiel in dieser Viertelfinal-Begegnung. Doch in diesem ist die Luft schon früh draussen. Nach 28 Minuten führt Lugano bereits mit 4:0, am Ende setzt sich der Favorit mit 5:1 durch.
Ambri-Piotta hat tatsächlich eine 3:0-Führung verspielt – eine Premiere in den NLA-Playoffs. Auch in der NHL hat es so eine spektakuläre Wende in der langen Geschichte erst viermal gegeben.
Für beide Tessiner Klubs ist die Viertelfinal-Serie gegeneinander im Februar 2006 ein markantes Ereignis. Ambri hat es bis heute nur noch zweimal in die Playoffs geschafft (2013/14, 18/19). Lugano startete nach dem Trainerwechsel durch und holte sich mit Erfolgen über Kloten (4:1 im Halbfinal) und Davos (4:1 im Final) seinen bis heute letzten Meistertitel.
#noiabbiamolambrìnelcuore