Cordoba: Der Name der argentinischen Stadt genügt in Österreich, und jeder weiss, worum es geht. Um den glorreichen 3:2-Sieg der Fussballer an der WM 1978 gegen Deutschland.
Dreissig Jahre später hoffen die Österreicher auf eine Wiederholung. Doch Wien ist nicht Cordoba. Im Spiel der letzten Chance verliert die rot-weiss-rote Auswahl mit 0:1. Deutschland kommt weiter, für Österreich ist die Heim-EM schon nach der Vorrunde vorbei.
Als Michael Ballack nach der Pause den einzigen Treffer erzielt, sehen die beiden Trainer diesen von der Tribüne aus. Dorthin werden Jogi Löw und sein österreichischer Kollege Josef Hickersberger nach 41 Minuten verbannt.
Auslöser der Szene ist ein Foul am deutschen Verteidiger Per Mertesacker, nachdem Löw sich an «Hicke» wendet. Der vierte Offizielle Damir Skomina versucht, die beiden Trainer zu trennen – versteht aber nur Bahnhof. Er ruft Schiedsrichter Manuel Mejuto Gonzalez und weil dem das Gerede nicht spanisch vorkommt, schickt er das Duo vom Platz.
Hickersberger erzählt einige Tage später in der TV-Sendung von Waldemar Hartmann, was der vierte Offizielle in seinem Bericht notiert habe: «Die beiden Trainer sind nervös gewesen.» Gelächter im Publikum über diese bahnbrechende Erkenntnis; es animiert Färöer-Pepi zum Nachlegen: «Er kommt aus Slowenien, er hat wahrscheinlich geglaubt, es gehe um den Alpen-Adria-Pokal oder um irgendeine Hirschl-Liga.»
Dann wird Hickersberger ein wenig ernster in seinen Ausführungen. «Jogi und ich waren beide nicht zufrieden mit dem Spiel unserer Mannschaften. Daher sind wir immer vor zur Linie der Coaching-Zone», und die sei im Wiener Ernst-Happel-Stadion ja riesig. «Da machst du Meter, normalerweise wirst du im Lauf des Spiels müde.» Der vierte Mann habe auch immer mitlaufen müssen, um sie zurückzuholen, «und irgendwann ist ihm das auf den Sack gegangen.»
Es sei ohnehin eine super Idee der UEFA gewesen, bei einem Spiel zwischen Österreich und Deutschland einen vierten Offiziellen hinzustellen, welcher der deutschen Sprache nicht mächtig sei. «Ich habe dem Jogi einmal gerufen: ‹Kannst du nicht dem Eierkopf dahinten sagen, er soll uns coachen lassen?› Das hat Jogi dann auch gemacht.»
Im Bericht stünde, die beiden Trainer hätten sich gegenseitig angeschrien, plaudert Hickersberger weiter aus. «Wir haben überhaupt gar keine Probleme gehabt.» Konsequenzen hat es trotzdem: Die zwei Trainer werden je für ein Spiel gesperrt. Jogi Löw muss sich deshalb den EM-Viertelfinal gegen Portugal in der VIP-Loge ansehen. Als er kurz vor dem Abpfiff eingeblendet wird, sieht man ihn beim Anzünden einer Zigarette. Auch ohne den Trainer gewinnt Deutschland 3:2 und zieht in den Halbfinal ein.
Josef Hickersbergers Zeit als Nationaltrainer Österreichs ist mit der Niederlage gegen Deutschland vorbei. Das führt ihn zur Frage, wann er wohl seine Sperre wird absitzen müssen: «Was macht die UEFA wenn ich in Pension gehe? Darf ich dann nicht mehr auf dem Sofa sitzen?!»