Fast 18 Jahre nach seinem Tod ist der ehemalige Rad-Star Marco Pantani in seinem Heimatland Italien wieder in aller Munde. Wie am Dienstag bekannt wurde, wird Pantanis Tod bereits zum dritten Mal gerichtlich untersucht. Dabei soll herausgefunden werden, ob der Italiener wie zuvor angenommen an einer Überdosis Kokain gestorben ist oder ob Pantani damals umgebracht wurde.
Hintergrund dieser neuen Ermittlungen sind Aussagen von Fabio Miradossa, Pantanis Dealer, der kurz vor dessen Tod mit dem Radstar in Kontakt stand. Dieser soll Anfang 2020 in einer 46-minütigen Anhörung der Justiz neues Material geliefert haben, welches darauf hindeutet, dass der Italiener eines gewaltsamen Todes gestorben ist.
«Marco wurde umgebracht. Ich kannte ihn fünf, sechs Monate vor seinem Tod und er wirkte auf mich nicht wie jemand, der sich umbringen wollte», so Miradossa. Nachdem die Aussagen des Dealers an die Staatsanwaltschaft übergeben worden waren, nahm diese die Mordermittlungen gegen unbekannt wieder auf.
Miradossa hatte bereits vor etwa zwei Jahren in den Medien für Schlagzeilen gesorgt, als er immer wieder erklärte, er sei überzeugt, Pantani sei nicht an einer Überdosis gestorben. «Marco ist nicht wegen Kokain gestorben. Er ist umgebracht worden», so Miradossa damals. «Es fehlte auch Geld. Ich habe es nicht bekommen. Wer hat es dann genommen?». Nun wird spekuliert, der Ex-Dealer könnte der Justiz weitere Namen aus dem Drogenmilieu genannt haben, welche in den Fall involviert sein könnten.
Miradossa spekulierte damals, Pantani könnte eine Idee gehabt haben, warum er beim Giro d'Italia 1999 wegen Dopings disqualifiziert wurde, obwohl er bis zum Ende beteuerte, er habe nicht betrogen. «Er war immer auf der Suche nach der Wahrheit und betonte, er sei nicht gedopt gewesen», so Miradossa. Untersuchungen legten Dopingmissbrauch aber eindeutig nahe.
Pantani wurde im Februar 2004 tot in einem Hotelzimmer in Rimini aufgefunden. Der Autopsiebericht ergab damals eine Überdosis an Kokain als Todesursache. Dennoch wird schon seit längerem darüber spekuliert, ob der Italiener diese Überdosis möglicherweise nicht freiwillig eingenommen habe. So heisst es im Autopsiebericht auch, Pantani habe im Gesicht leichte Blutergüsse gehabt. Diese könnten von einem Sturz, aber auch durch Schläge entstanden sein. Zudem soll Pantani am Tag seines Todes bei der Rezeption angerufen haben, um sich über Personen zu beschweren, die ihn störten.
So war etwa die Familie Pantanis, allen voran seine Mutter Tonina, schon seit seinem Tod der Meinung, der Rad-Star habe sich damals nicht selbst umgebracht. Deshalb wurde der Fall schon 2014 erneut aufgerollt, um einen möglichen Mord zu untersuchen. Damals fand die Staatsanwaltschaft allerdings keine Beweise, weshalb der Fall 2016 wieder abgeschlossen wurde. (dab)
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