Sport
Velo

Rad: Der Fall Marco Pantani wird wegen Mordverdacht erneut aufgerollt

Marco Pantani of Italy, right, sprints to beat overall leader Lance Armstrong of Austin, Texas, and win the 12th stage of the Tour de France cycling race between Carpentras and Mont Ventoux, southern  ...
Marco Pantani sorgte einst für legendäre Radmomente – etwa 2000 beim Duell mit Lance Armstrong auf dem Mont Ventoux.Bild: AP

Wurde er doch ermordet? Warum der Fall Pantani in Italien neu aufgerollt wird

24.11.2021, 14:5724.11.2021, 15:12
Mehr «Sport»

Fast 18 Jahre nach seinem Tod ist der ehemalige Rad-Star Marco Pantani in seinem Heimatland Italien wieder in aller Munde. Wie am Dienstag bekannt wurde, wird Pantanis Tod bereits zum dritten Mal gerichtlich untersucht. Dabei soll herausgefunden werden, ob der Italiener wie zuvor angenommen an einer Überdosis Kokain gestorben ist oder ob Pantani damals umgebracht wurde.

Hintergrund dieser neuen Ermittlungen sind Aussagen von Fabio Miradossa, Pantanis Dealer, der kurz vor dessen Tod mit dem Radstar in Kontakt stand. Dieser soll Anfang 2020 in einer 46-minütigen Anhörung der Justiz neues Material geliefert haben, welches darauf hindeutet, dass der Italiener eines gewaltsamen Todes gestorben ist.

«Marco wurde umgebracht. Ich kannte ihn fünf, sechs Monate vor seinem Tod und er wirkte auf mich nicht wie jemand, der sich umbringen wollte», so Miradossa. Nachdem die Aussagen des Dealers an die Staatsanwaltschaft übergeben worden waren, nahm diese die Mordermittlungen gegen unbekannt wieder auf.

Relatives mourn next to the coffin of Italian cyclist and former Tour de France and Giro d'Italia race winner Marco Pantani, inside the San Giacomo church in Cesenatico, northern Italy, Tuesday,  ...
Pantanis Angehörige vor seiner Beerdigung im Jahr 2004.Bild: AP

Miradossa hatte bereits vor etwa zwei Jahren in den Medien für Schlagzeilen gesorgt, als er immer wieder erklärte, er sei überzeugt, Pantani sei nicht an einer Überdosis gestorben. «Marco ist nicht wegen Kokain gestorben. Er ist umgebracht worden», so Miradossa damals. «Es fehlte auch Geld. Ich habe es nicht bekommen. Wer hat es dann genommen?». Nun wird spekuliert, der Ex-Dealer könnte der Justiz weitere Namen aus dem Drogenmilieu genannt haben, welche in den Fall involviert sein könnten.

Miradossa spekulierte damals, Pantani könnte eine Idee gehabt haben, warum er beim Giro d'Italia 1999 wegen Dopings disqualifiziert wurde, obwohl er bis zum Ende beteuerte, er habe nicht betrogen. «Er war immer auf der Suche nach der Wahrheit und betonte, er sei nicht gedopt gewesen», so Miradossa. Untersuchungen legten Dopingmissbrauch aber eindeutig nahe.

Pantani wurde im Februar 2004 tot in einem Hotelzimmer in Rimini aufgefunden. Der Autopsiebericht ergab damals eine Überdosis an Kokain als Todesursache. Dennoch wird schon seit längerem darüber spekuliert, ob der Italiener diese Überdosis möglicherweise nicht freiwillig eingenommen habe. So heisst es im Autopsiebericht auch, Pantani habe im Gesicht leichte Blutergüsse gehabt. Diese könnten von einem Sturz, aber auch durch Schläge entstanden sein. Zudem soll Pantani am Tag seines Todes bei der Rezeption angerufen haben, um sich über Personen zu beschweren, die ihn störten.

Italy's Marco Pantani answers media questions as he leaves his hotel in Madonna di Campiglio Saturday, June 5, 1999, after he was banned from the Tour of Italy cycling race after tests showed unu ...
Pantani wird nach seiner Disqualifikation am Giro d'Italia von den Medien befragt.Bild: AP

So war etwa die Familie Pantanis, allen voran seine Mutter Tonina, schon seit seinem Tod der Meinung, der Rad-Star habe sich damals nicht selbst umgebracht. Deshalb wurde der Fall schon 2014 erneut aufgerollt, um einen möglichen Mord zu untersuchen. Damals fand die Staatsanwaltschaft allerdings keine Beweise, weshalb der Fall 2016 wieder abgeschlossen wurde. (dab)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Themen
Die gedopten Tour-de-France-Sieger
1 / 12
Die gedopten Tour-de-France-Sieger
Der Spanier Pedro Delgado triumphierte 1988 bei der Tour de France. Ihm wurde das Verschleierungsmittel Probenicid nachgewiesen. Eine Sanktion gab es aber nicht. Die Substanz stand zwar auf der schwarzen Liste des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), aber noch nicht auf der des Weltverbandes UCI.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Hier jagt ein rücksichtsloser Autofahrer zwei Radfahrer
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
SoloTurm
24.11.2021 16:02registriert August 2020
Ein absolutes kindheitsidol, auch ca. 25 Jahre nach seinen besten Leistungen bleibt er offenbar vielen in Erinnerung. Schade war dies auch die peakzeit für Doping jeglicher Art, welcher mir für viele Jahre die Freude an diesem Sport genommen hat. Vielleicht kommt aber ja doch noch die Wahrheit über seinen Tod hervor.
311
Melden
Zum Kommentar
1
    Mamma Mia! Wenn aus Tour-de-Suisse-Boss Olivier Senn plötzlich ein Rallye-Co-Pilot wird
    Die vierte Etappe der Tour de Suisse durfte unser Reporter auf Rennstufe im Wagen von Direktor Olivier Senn mitfahren. Ein Erlebnis zwischen Nickerchen und Leben am Limit.

    «Hallo, ich bin Albert», werde ich in Heiden freundlich begrüsst von dem Mann, in dessen Hände ich in den nächsten Stunden quasi mein Leben legen würde. Albert Wolke ist der Chauffeur des Direktions-Autos Nummer 2 der Tour de Suisse. Er fährt Tour-Direktor Olivier Senn und dessen Gäste (an diesem Mittwoch also mich) in den Etappen jeweils von A nach B. Und das auf Rennstufe. Was das heisst, werde ich an diesem Tag auf eindrückliche Art und Weise erfahren.

    Zur Story