Er ist noch nicht der alte, der Rücken von Loïc Meillard. Der Riss in der Hülle der Bandscheibe, den er sich bei der Vorbereitung auf den Weltcup-Auftakt in Sölden zugezogen hat, macht dem 28-Jährigen auch einen Monat später noch zu schaffen. Es gilt, ihm Sorge zu tragen, so auch in der Woche nach der Podest-Fahrt von Levi. Das Trainingspensum hat Meillard entsprechend angepasst, nur eine Einheit auf dem Diavolezza-Gletscher absolvierte er vergangene Woche. Zu verkrampft ist der Rücken nach den Fahrten in abgekühltem Zustand. In den Rennen beeinträchtigt er ihn jedoch nicht
Bemerkenswert war die Leistung des Neuenburgers am Sonntag dennoch. Zwar nicht im ersten Lauf, in dem er mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen hatte und als 14. viel Zeit verlor. Ganz sicher aber im zweiten Durchgang, den er mit der zweitbesten Laufzeit absolvierte. Lange konnte Meillard gar mit dem zweiten Podest innert sieben Tagen liebäugeln. Schliesslich fehlten ihm als Fünfter 17 Hundertstel auf Platz 3.
Sprach Meillard nach dem ersten Lauf gegenüber SRF von einem «katastrophalen Gefühl», tönte es nach dem zweiten Durchgang anders. «Der Start war richtig gut, viel besser als im ersten Lauf.» Die Probleme im Steilhang seien geblieben, dafür habe er im letzten Abschnitt wieder richtig Fahrt aufgenommen. «Es war ein Schritt in die richtige Richtung», betonte er. Angesprochen auf den Rücken sagte Meillard: «Generell brauche ich nur wenig Training. Da hilft sicher auch die Routine.»
Daniel Yule stand im zweiten Lauf ebenfalls mit einem besseren Gefühl auf dem Ski. Der Walliser machte einen Sprung von Rang 21 auf 13 und führte dies auf einen Materialwechsel bei Halbzeit zurück. «Ich habe das Setup des letzten Jahres gewählt. Das gefiel mir besser. Ich konnte Tempo und Power im Schwung aufbauen.»
Verspekuliert hat sich hingegen Tanguy Nef, der eine Woche nach seinem besten Resultat der Karriere (Platz 5) in Gurgl nachlegen wollte. Im ersten Lauf verhinderte ein Fehler kurz vor dem Flachstück eine noch bessere Platzierung als Zwischenrang 9. Im zweiten Lauf wurde der Genfer schliesslich auf Platz 22 durchgereicht. «Wir entschieden uns für einen weicheren Ski. Aber das fühlte sich komisch an. Es war ein langer Weg runter.»
Erneut nicht zu schlagen war Clément Noël. Der 27-jährige Franzose stellte seine Frühform beim zweiten Slalom des Winters eindrücklich unter Beweis und doppelte nach dem überlegenen Triumph von Levi in Gurgl nach. Im ersten Lauf bekundete der Olympiasieger mit der eisigen Piste überhaupt keine Probleme, im zweiten Durchgang verwaltete er den Vorsprung geschickt. «Es war ein grosser Kampf heute. Die Bedingungen waren schwierig», sagte er. «Ich hatte ein schlechtes Gefühl auf der Piste und war mir nach einigen Fehlern wirklich nicht sicher, ob das für den Sieg reicht.»
Es reichte. Am Ende hatte Noël eine Reserve von 43 respektive 44 Hundertstel auf Kristoffer Jakobsen und Atle Lie McGrath. Für den zweitplatzierten Schweden war es der vierte Podestplatz der Karriere, der Norweger stieg zum zehnten Mal auf das Podest, zum zweiten Mal in diesem Winter nach Rang 3 im Riesenslalom in Sölden.
Zu den Geschlagenen gehörten nach dem Dreifachtriumph im Vorjahr die Österreicher. Fabio Gstrein war als Neunter der beste vom Team Austria. Manuel Feller kommt weiter nicht vom Fleck. Der Sieger des Vorjahres und Gewinner der kleinen Kristallkugel für den besten Slalomfahrer der vergangenen Saison schied im dritten Rennen des Winters zum dritten Mal aus.
Der anspruchsvolle Hang forderte im ersten Lauf weitere prominente Opfer. Auch die beiden Rückkehrer Lucas Braathen und Marcel Hirscher schafften es nicht ins Ziel. Während es für den Neo-Brasilianer die erste Enttäuschung nach dem Comeback war, erlebte Hirscher einen weiteren Rückschlag, nachdem er sich in Levi als 46. nicht für den zweiten Lauf hatte qualifizieren können. «Ich bin nicht einmal sauer, es ist eine Fortsetzung von Levi», sagte der für die Niederlande startende Salzburger gegenüber ORF. «So bin ich fehl am Platz. Das macht keinen Spass.» Die nächsten drei Wochen seien wichtig. Er müsse schauen, dass es schnell besser werde. (sda)