>>> Folge der Tour dur d'Schwiiz auf Facebook und Twitter! Weiter geht es nach zwei Ruhetagen am Montag mit dem Livetracking.
Die 15. Etappe startet mit einer gemütlichen Fahrt über den Monte Ceneri. Runter zum Lago Maggiore, diesem entlang bis nach Vira und dann ging es los. Die Fahrt zum abgelegensten Ort der Schweiz: Indemini. Zur Gemeinde Gambarogno – meiner 165. Station auf dem Weg durch alle 2324 Gemeinden der Schweiz – gehörend liegt der rund 40 Einwohner zählende Ort hinter der Alpe di Neggia. Zuoberst im italienischen Veddascatal. 500 Meter nach dem Ort liegt die Grenze.
Im 13. Jahrhundert wurde der Ort von den Eidgenossen erobert, da diese ihn als strategisch wichtig erachteten. Ich will ja hier nichts gegen unsere Vorfahren sagen, aber wäre ich verantwortlich gewesen, ich hätte den «Chef strategisch wichtige Punkte» gefeuert.
Aber ja, da dies nicht geschah – und im 19. Jahrhundert auch ein Gebietstausch mit Campione d’Italia (der italienischen Exklave am Lago di Lugano) fehlschlug – gehört Indemini noch immer zur Schweiz.
Ich fahre also mit meiner Frau von Vira hoch zur Alpe di Neggia. Der Aufstieg ist brutal. 1200 Höhenmeter auf 13 Kilometern steigt die Strasse an. Wir legen immer wieder Pausen ein. Als vorbildlicher Mann frage ich hin und wieder (immer mit der Hoffnung auf ein «Nein» natürlich) Dinge wie: Willst du noch Wasser? Nein. Willst du einen Energieriegel? Kopfschütteln. Willst du mir den Rucksack geben? Ein böser Blick. Willst du mir dein Velo an den Ko… DOING! Nein, die letzte Frage habe ich natürlich nicht gestellt. Aber oben angekommen sind wir beide ziemlich am Ende mit unseren Kräften – und unheimlich stolz aufeinander. Ich habe einfach die beste Frau.
Nach einer kurzen Stärkung staunen wir, wie schnell man sich erholt und geniessen die fünf Kilometer und 400 Höhenmeter lange Abfahrt nach Indemini. Unten angekommen können wir sagen: Ja, das muss der abgelegenste Ort der Schweiz sein! Es hat praktisch nichts hier, ein paar alte Steinhäuser, eine mittelalterlich ausschauende Tankstelle, ein Ristorante, einen Dorfladen mit «Lebensmitteln». Und eine Telefonkabine. Man weiss ja nie, denn mein Handynetz hat zumindest kurzzeitig schon mal auf das italienische Roaming gewechselt.
Eine Postauto-Haltestelle gibt es auch noch. Wann denn die nächste Abfahrt ist zurück nach Vira, fragen wir. Doch statt einer Antwort gibt's nur ein Lächeln und ein: «Nein, nein, alle mit dem Velo müssen selber fahren.» Das machen wir dann auch. Hätten wir ja sowieso gemacht. Und die 400 Höhenmeter sind ein Pappenstiel, um weg aus Indemini wieder auf die Alpe di Neggia zu gelangen, von wo uns eine über 20-minütige Abfahrt zurück in die Zivilisation am Lago Maggiore bringt.
Wie erwähnt: Für mich ist Indemini wirklich extrem abgelegen. Wer findet aber, dass er einen (mit dem Auto erreichbaren) Ort kennt, der noch abgeschiedener ist? Schreibt diesen ins Kommentarfeld!