Die 85-jährige Ursula Dees gilt im deutschen Freizeitpark Tripsdrill als Legende. Die rüstige Rentnerin besucht den Park seit über zehn Jahren jede Woche. Und das nicht etwa als Begleitung ihrer Enkel oder um etwas durch die Themenwelt zu schlendern – nein, sie fährt Achterbahn. Und zwar 25 bis 50 Mal am Stück. Auf ihrer Lieblingsbahn hat «Karacho-Ursel» erst vor wenigen Tagen ihre 3333. Fahrt absolviert, wie deutsche Medien berichteten. Sie fährt aber nicht (nur) aus Spass und fürs Adrenalin, sondern hat auch einen ernsten Grund für ihr Hobby:
Seit sie etwa 40 war, hatte Ursel an Schmerzen in der Hüfte und am Rücken gelitten. Mit 72 hatte sie den Wunsch, wieder einmal einen Freizeitpark zu besuchen, um sich vom Tod ihres Ehemanns abzulenken. Nach der Fahrt auf der Holzachterbahn «Mammut» realisierte die 85-Jährige dann, dass sich in ihrem Körper etwas verändert hatte. Etwas werde gedehnt und die Schmerzen seien wie weggeblasen. Und so kam sie auf den Geschmack.
Nachdem ihr Arzt die Risiken und Nebenwirkungen erörtert hatte, habe er sie dann quasi in die «Karacho» gesetzt. Die Achterbahn, der Ursel ihren Spitznamen verdankt, beschleunigt binnen 1,6 Sekunden auf 100 km/h und schiesst die Fahrgäste durch mehrere Loopings. Auch die Betreiber des Parks unterstützten Ursel in ihrer «Therapie»: Sie darf bei ihren Besuchen zwischen den Fahrten sitzen bleiben. So kann sie gleich 25 bis 50 Mal am Stück fahren und hat es damit auch auf die beeindruckenden 3333 Fahrten geschafft. Das weiss sie genau, weil sie alle ihre Fahrten in einem Notizbuch dokumentiert.
Als Geschenk für die Schnapszahlfahrt bekam sie von Tripsdrill nun eine Eintrittskarte auf Lebenszeit geschenkt. Dort ist die «Karacho-Ursel» mittlerweile nämlich fast so etwas wie eine eigene Attraktion. Sie hat Autogrammkarten und Park-Gäste machen Fotos mit ihr.
Laut Ulrich Liener, einem Orthopäden am Marienhospital in Stuttgart, ist der Erfolg von Ursula Dees Therapiemethode «kurios». Gegenüber FOCUS online sagt er, er rate bei Rückenbeschwerden grundsätzlich von Achterbahnfahrten ab, es könne sogar zur Verschlimmerung führen.
In Einzelfällen könne es aber offenbar helfen. Eventuell trete die Linderung aber auch ein, weil Dees etwas tue, das ihr Spass bereitet, so der Arzt. Eine Studie zeige, dass Freude dabei Rückenschmerzen lindern könne. (lzo)