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Die Opfer-Truppe der Credit Suisse 

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Bild: Reuters
Erprobte Aufräumer

Die Opfer-Truppe der Credit Suisse 

Bei der US-«Bad Bank» der Credit Suisse ist auch ein erprobter Aufräumer am Werk.
07.05.2014, 05:0907.05.2014, 09:16
Doris Kleck, Marc Fischer  und Roman Seiler
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Ein Artikel von Aargauer Zeitung
Aargauer Zeitung

Um die Schlagkraft der US-Justiz im Falle einer Strafuntersuchung wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung abfedern zu können, hat die Grossbank Credit Suisse eine spezielle Auffanggesellschaft für kritische US-Kunden gegründet: die CS International Advisors AG. Dies berichtete gestern der «Tages-Anzeiger» und verwies dabei auf einen Bericht der «Schweiz am Sonntag» vom vergangenen März, in dem die «Bad Bank» erstmals erwähnt worden war. In die neue Einheit mit einem Eigenkapital von 21 Millionen Franken sowie Aktien von 242 Millionen wurden Kundenbeziehungen aus dem grenzübergreifenden US-Geschäft transferiert. Viele dieser Beziehungen hat die Credit Suisse schon beendet oder sie stehen kurz vor einer Beendigung.

Es stellt sich dabei die Frage, wer verrückt genug ist, sich auf ein solches juristisches Himmelfahrtskommando einzulassen. Immerhin, so könnte man meinen, drohen den Angestellten der «Bad Bank» möglicherweise Anhörungen, Gerichtstermine oder im schlimmsten Fall vielleicht sogar Haft in den USA. 

Am Fusse des Üetlibergs

Im Handelsregister sind als Verantwortliche der im Zürcher Geschäftsgebäude der Credit Suisse am Fusse des Üetlibergs domizilierten Tochtereinheit 18 Personen aufgeführt. Prominent ist die Personalmanagerin Antoinette Poschung. Sie sitzt im dreiköpfigen Verwaltungsrat (VR) der neuen Einheit. Die einstige Chefin des Personalamts des Kantons Zürich war auch Personalverantwortliche bei Schweizer Versicherungen. 

In Bankenkreisen am bekanntesten ist VR-Vizepräsident Hans Peter Kurzmeyer. Der einstige Chef des Schweizer Privatkundengeschäfts der Grossbank kam unter anderem in die Schlagzeilen, als es darum ging, Kunden zu entschädigen, die mit Ramschpapieren der 2008 kollabierten Investmentbank Lehman Brothers Verluste erlitten hatten. 2011 sprang er ein, um als kurzzeitiger CEO die ehemalige CS-Tochter Clariden Leu abzuwickeln. Nun soll er im Alter von über 65 Jahren also auch bei der Beerdigung des Geschäfts mit US-Steuersündern aktiv mithelfen. 

Dougan hält den Kopf hin

Die Grossbank Credit Suisse wollte die Personalentscheide im Zusammenhang mit der CS International Advisors nicht kommentieren. Gut unterrichtete Kreise halten es aber für unwahrscheinlich, dass die Geschäftsleitungsmitglieder der CS-Tochter im Fall einer Anklage durch die US-Justiz in Amerika antraben müssen. Schliesslich haben sie selbst ja keine Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet. 

Zudem hält CS-Chef Brady Dougan nach wie vor den Kopf hin für die «US Tax Matter», wie der Steuerstreit CS-intern genannt wird. Das tat er nicht nur vor dem Senat im Februar. Sondern er tat es auch bei regelmässigen Investorenanlässen. 

Und er soll es auch mit einem reinen Gewissen machen. Denn bevor er im letzten Februar vor dem US-Senat zu Protokoll gab, dass nur eine Handvoll Anlageberater amerikanischen Kunden Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet hätten, hatte ein ganzes Heer von Juristen innerhalb der Bank jeden Stein umgedreht. Und das Resultat war eben, dass nur «eine kleine Gruppe von Angestellten» die US-Gesetze verletzt haben soll. In einem Bericht des US-Senats hiess es allerdings, dass 1800 CS-Mitarbeiter dabei geholfen hätten, in 22'500 Konten rund 10 Milliarden Dollar vor der US-Steuerbehörde zu verstecken. 

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