Der Bitcoinpreis schoss über Nacht (wieder einmal) sprunghaft in die Höhe. Von unter 30'000 Dollar auf zeitweise über 35'000. Aktuell wird ein Bitcoin für 34'429 Dollar gehandelt (Stand 24.10., 11:55 Uhr). Ausgelöst hatte den Kurssprung ein verräterischer Eintrag im Zusammenhang mit dem allseits erwarteten Blackrock-ETF (was ein ETF ist, erklären wir gleich) und eine Firma mit der Abkürzung DTCC.
Die DTCC (The Depository Trust & Clearing Corporation) ist ein amerikanischer Zentralverwahrer. In dieser Funktion agiert die DTCC als Buchhalter der amerikanischen Börsen und nimmt damit eine entscheidende Funktion beim Handel mit Wertpapieren ein. Nun tauchte auf der Webseite der DTCC in der Liste der Produkte ein ETF mit dem Ticker-Kürzel IBTC und dem Namen «IShares Bitcoin» auf – der Blackrock-Bitcoin-ETF.
Dies wird als Indiz gewertet, dass die amerikanische Börsenaufsicht (SEC) den (allseits erwarteten) ETF in Kürze zulassen wird.
Blackrocks Antrag für einen Spot-Bitcoin-ETF ist beim SEC seit Wochen hängig. Experten glauben kaum mehr an eine Ablehnung. Sie erwarten, dass eine Zulassung die Tore für institutionelle Grossinvestoren öffnet und damit der Preis von Bitcoin steigt.
Blackrock ist der weltgrösste Vermögensverwalter. 2018 erklärte Gründer und CEO Larry Fink noch, seine Kunden hätten kein Interesse an einem Investment in Bitcoin. Seine ursprünglich kritische Haltung legte er in den vergangenen Jahren aber immer deutlicher ab.
Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein börsengehandelter Fonds. Im Falle eines Bitcoin-Spot-ETFs liegt diesem die Mutter aller Kryptowährungen zugrunde. Im Gegensatz zu «echten» Bitcoins kann der Fonds an konventionellen Aktien-Börsen wie dem NYSE (New York Stock Exchange) gehandelt werden – ist also zugänglicher. Der Preis des Fonds steigt und fällt parallel zum Bitcoin-Kurs.
Neben demjenigen von Blackrock sind auch Spot-ETF-Anträge von Fidelity, ARK Invest und 21Shares hängig.
Als zweiter grosser Preistreiber wird immer wieder das bevorstehende «Bitcoin-Halving» genannt. Dieser Event findet alle vier Jahre statt – im April 2024 zum nächsten Mal. Dreimal hintereinander folgten in den Monaten darauf Preisanstiege. Ob dies auch 2024 der Fall sein wird, steht indes in den Sternen. Denn die Theorie der Korrelation von Halving und Preisanstieg hat nicht nur Anhänger.
Beim Bitcoin-Halving wird, wie der Name sagt, die Belohnung für die Bitcoin-Miner halbiert. Pro Block (alle 10 Minuten) erhält der erfolgreiche Miner keine 6.25 Bitcoins mehr (wie heute), sondern nur noch 3.125. Statt wie heute 900, werden ab April 2024 nur noch 450 neue Bitcoins pro Tag gemint. Damit wird das Angebot verknappt, was den Preis bei gleichbleibender oder steigender Nachfrage nach oben treibt.
Wie stark dieser Effekt noch wirkt, wird sich zeigen. Beim aktuellen Preis von 35'000 Dollar werden pro Tag Bitcoins im Wert von 31,5 Millionen Dollar kreiert. Das Handelsvolumen der Mutter aller Kryptowährungen während derselben Zeit betrug gestern allerdings 48 Milliarden – also mehr als das Tausendfache. Da wirkt der fallende Angebotsdruck durch das Halving eher wie ein Tropfen auf den heissen Stein.
Kritiker der Halving-Theorie monieren, dass sich Bitcoin heute in einem anderen Marktumfeld behaupten muss. Die Zeiten des billigen Geldes und der Nullzinspolitik sind vorbei. Der Bitcoin-Preis korreliere viel eher mit der Ausschüttung von neuen Geldern durch die Zentralbanken und damit mit der weltweiten Geldmenge.
Eines ist indes sicher: Man darf sich auf Turbulenzen gefasst machen.
Das heisst gute Erfolgsaussichten und einen Schutz vor Geldentwertung.
Die Wunden leckt man danach ja meistens allein. Hätte ich 50 000.- oder mehr als Spielgeld rumliegen, wäre Bitcoin und co. vielleicht eine Option. So muss ich halt zufrieden sein mit einem reinvestierenden Dividendenfonds und werde am Ende sehen, ob sich das gelohnt hat.
Nicht investiert zu sein, ist wohl immer noch der grösste Fehler, worin auch immer.