Im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) hat GDL-Chef Claus Weselsky eine siebentägige Streikpause ab Montag in Aussicht gestellt. Dieses Wochenende müssen Reisende aber nach wie vor mit erheblichen Einschränkungen rechnen.
«Ich denke, dass wir über die nächste Woche reden und dass wir dort eine Pause einlegen von mindestens sieben Tagen», sagte Weselsky am Samstagabend der TV-Sendung ZDF-«heute-journal».
Zum Beginn oder Ende der Herbstferien in neun Bundesländern trafen die Lokführer mit ihrem Streik am Samstag die Bahnkunden hart. Etwa zwei Drittel der Fernzüge standen seit dem frühen Samstagmorgen still.
Auch Regionalbahnen fuhren nur nach einem Ersatzfahrplan. Die GDL will den Streik trotz wiederholt geäusserter Verhandlungsbereitschaft der Deutschen Bahn bis zum Montagmorgen durchziehen.
Vom Streik betroffen ist auch die Schweiz. Die SBB rät von Zugreisen nach Deutschland ab. Verbindungen ab Basel nach Duisburg sowie von und nach Kopenhagen fallen aus.
Weselsky sagte am Nachmittag in Dresden, es sei unvermeidbar, Reisende zu beeinträchtigen. Auf den Vorwurf, Streiks in der Ferienzeit auszurufen, entgegnete er: «Es ist immer Hauptreisezeit, an sieben Tagen in der Woche.»
Ein neues Tarifangebot der Bahn hatte die GDL am Freitag abgelehnt. Dieses sah für die Lokführer eine dreistufige Einkommenserhöhung um insgesamt 5 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von 30 Monaten vor.
Von dem Konzern erwartete die Gewerkschaft «verhandelbare Angebote». Am Ende entscheide die Bahn, «ob wir in den Verhandlungsmodus kommen oder in den nächsten Arbeitskampf», sagte Weselsky.
Bedingung der GDL für Tarifgespräche mit der Bahn ist es, neben den Lokführern auch für das übrige Zugpersonal wie Zugbegleiter oder Bordgastronomen zu verhandeln. Für diese Berufsgruppen führt jedoch die grössere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Gespräche.
Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt forderte Bahn und GDL erneut auf, den festgefahrenen Tarifkonflikt schnell zu entschärfen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. «Wenn in Tarifverhandlungen konkrete Angebote auf dem Tisch liegen, sollte verhandelt werden», sagte der CSU-Politiker der Zeitung «Bild am Sonntag». Die Bahn sei das zentrale Verkehrsmittel in Deutschland mit Millionen Fahrgästen täglich.
Tarifauseinandersetzungen wie auch Streiks seien ein elementarer Bestandteil der Tarifautonomie, «dazu gehört aber auch die Verpflichtung zum verantwortungsvollen Umgang damit, das heisst auch die Folgen für betroffene Dritte möglichst gering zu halten», sagte Dobrindt. (sda/dpa)