Schon 1950 schrieb Isaac Asimow den Science Fiction-Klassiker «Ich, der Roboter». Darin beschreibt er einen Aufstand der Maschinen gegen die Menschen, der erst im letzten Moment abgewendet werden kann. Asimow formulierte darin auch die drei legendären Gesetze der Robotik:
So weit, so gut. Nun warnen aber zwei sehr prominente Vertreter von Wissenschaft und Wirtschaft, dass sich die Roboter eventuell nicht an diese Gesetze halten. Der Physiker Stephen Hawking hat jüngst in einem Interview mit der BBC erklärt, dass «die Entwicklung der künstlichen Intelligenz das Ende der Menschheit bedeuten könnte».
Weiter äusserte Hawking Bedenken vor einer digitalen Rekonstruktion des menschlichen Gehirns. Ein solches Gehirn «könnte ein Eigenleben entwickeln und sich selbst redesignen», führte der Physiker aus und fügte hinzu: «Die Menschen sind wegen der langsamen biologischen Entwicklung limitiert und hätten keine Chance, mitzuhalten.»
Ins gleiche Horn stösst auch Elon Musk. Der ehemalige Co-Gründer von Paypal ist der geistige Vater des Elektroautos Tesla und der privaten Raumfahrtgesellschaft Space X und wird bereits als neuer Steve Jobs gefeiert. Musk hat die künstliche Intelligenz kürzlich als «unsere grösste existentielle Bedrohung» bezeichnet und vor einem «Tanz mit dem Teufel» gewarnt. Fortgeschrittene künstliche Intelligenz sei «potentiell gefährlicher als Atomwaffen», erklärte Musk wörtlich.
Die Vorstellung einer Machtübernahme durch Roboter ist nicht neu. Im Zuge der künstlichen Intelligenz-Euphorie nach dem Zweiten Weltkrieg gab es tonnenweise Sci-Fi-Romane mit diesem Inhalt. Weil sich die erhofften Fortschritte nicht eingestellt hatten, ebbte in den 1970er und 1980er Jahren die Roboter-Euphorie wieder ab. Die künstliche Intelligenz verschwand von der Bildfläche und verfiel in einen jahrzehntelangen Winterschlaf.
Aufgeweckt aus diesem Schlaf wurde sie dank dem Intel Co-Gründer Gordon Moore. Er hatte entdeckt, dass sich die Kapazität der Computer-Chips rund alle zwei Jahre verdoppelte. Die Intelligenz der Software nimmt daher exponentiell zu, will heissen, nach einer langen Phase, in der sich wenig ändert, nimmt die Kapazität explosiv zu. Verschiedene Wissenschaftler und IT-Fachleute sind zur Überzeugung gelangt, dass der Tipping Point in der künstlichen Intelligenz nun erreicht sei.
Deshalb sind in den letzten Jahren eine Reihe von spektakulären Entwicklungen möglich geworden. Dazu gehören: Mit Software gesteuerte Autos, immer bessere Simultan-Übersetzungen, immer bessere GPS, sprechende iPhones (Siri) etc. Weil das Moor’sche Gesetz auch heute noch gültig ist und sich die Chip-Kapazität auf hohem Niveau verdoppelt, versprechen sich die Enthusiasten der künstlichen Intelligenz nun wahre Wunderdinge.
Die Angst, dass Roboter die Macht übernehmen könnten, wird von den meisten nicht geteilt. Zwar wird auf beiden Seiten des Atlantiks mit grossem Aufwand versucht, das menschliche Gehirn digital nachzubauen. Ob diese Versuche auch Erfolg haben werden, ist jedoch umstritten. Andrew McAfee, Wissenschaftler am MIT und Co-Autor von zwei sehr erfolgreichen Büchern über das kommende Maschinenzeitalter, schreibt in der «Financial Times»: «Ich will nicht ausschliessen, dass es möglich sein wird, die Geheimnisse der Intelligenz zu entschlüsseln. Aber wir sind noch nicht einmal nahe dran.»
Marc Teerlink ist bei IBM für die Vermarktung von Watson zuständig, einem Computer, der ein amerikanisches TV-Quiz gewonnen hat. Auch er gibt Entwarnung: Künstliche Intelligenz werde den Menschen nicht ersetzen, sondern ergänzen, erklärt Teerlink in einem Interview mit watson.ch. «Es geht darum, dass die Menschen mit Hilfe des Computers kreativer werden.» Und was ist mit der Roboter-Revolution? «Watson denkt nicht», winkt Teerlink ab. «Watson ist ein totaler Idiot.»