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Ein Tanz mit dem Teufel: Übernehmen bald die Roboter die Macht?

Der Mensch im Dienste des Roboters. 
Der Mensch im Dienste des Roboters. Bild: ILYA NAYMUSHIN/REUTERS
Dichtung und Wahrheit

Ein Tanz mit dem Teufel: Übernehmen bald die Roboter die Macht?

Der Physiker Stephen Hawking und der Unternehmer Elon Musk bezeichnen die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz als grösste Gefahr für die Menschheit.
10.12.2014, 17:2510.12.2014, 17:32
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Schon 1950 schrieb Isaac Asimow den Science Fiction-Klassiker «Ich, der Roboter». Darin beschreibt er einen Aufstand der Maschinen gegen die Menschen, der erst im letzten Moment abgewendet werden kann. Asimow formulierte darin auch die drei legendären Gesetze der Robotik:

  1. Ein Roboter darf keinem Menschen schaden oder durch Untätigkeit einen Schaden an Menschen zulassen.
  2. Ein Roboter muss jeden von einem Menschen gegebenen Befehl ausführen, aber nur, wenn dabei das erste Gesetz nicht gebrochen wird.
  3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz bewahren, es sei denn, dies spricht gegen das erste oder zweite Gesetz. 
Schwer behindert und genial: Stephen Hawking. 
Schwer behindert und genial: Stephen Hawking. Bild: ANDY RAIN/EPA/KEYSTONE

So weit, so gut. Nun warnen aber zwei sehr prominente Vertreter von Wissenschaft und Wirtschaft, dass sich die Roboter eventuell nicht an diese Gesetze halten. Der Physiker Stephen Hawking hat jüngst in einem Interview mit der BBC erklärt, dass «die Entwicklung der künstlichen Intelligenz das Ende der Menschheit bedeuten könnte». 

«Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz könnte das Ende der Menschheit bedeuten.»
Stephen Hawking

Weiter äusserte Hawking Bedenken vor einer digitalen Rekonstruktion des menschlichen Gehirns. Ein solches Gehirn «könnte ein Eigenleben entwickeln und sich selbst redesignen», führte der Physiker aus und fügte hinzu: «Die Menschen sind wegen der langsamen biologischen Entwicklung limitiert und hätten keine Chance, mitzuhalten.» 

Elon Musk, der neue Steve Jobs, vor einer seiner Raketen.
Elon Musk, der neue Steve Jobs, vor einer seiner Raketen.Bild: MARIO ANZUONI/REUTERS

Ins gleiche Horn stösst auch Elon Musk. Der ehemalige Co-Gründer von Paypal ist der geistige Vater des Elektroautos Tesla und der privaten Raumfahrtgesellschaft Space X und wird bereits als neuer Steve Jobs gefeiert. Musk hat die künstliche Intelligenz kürzlich als «unsere grösste existentielle Bedrohung» bezeichnet und vor einem «Tanz mit dem Teufel» gewarnt. Fortgeschrittene künstliche Intelligenz sei «potentiell gefährlicher als Atomwaffen», erklärte Musk wörtlich.

«Künstliche Intelligenz ist potentiell gefährlicher als Atomwaffen.»
Elon Musk

Die Vorstellung einer Machtübernahme durch Roboter ist nicht neu. Im Zuge der künstlichen Intelligenz-Euphorie nach dem Zweiten Weltkrieg gab es tonnenweise Sci-Fi-Romane mit diesem Inhalt. Weil sich die erhofften Fortschritte nicht eingestellt hatten, ebbte in den 1970er und 1980er Jahren die Roboter-Euphorie wieder ab. Die künstliche Intelligenz verschwand von der Bildfläche und verfiel in einen jahrzehntelangen Winterschlaf. 

Die Intelligenz der Software nimmt exponentiell zu

Aufgeweckt aus diesem Schlaf wurde sie dank dem Intel Co-Gründer Gordon Moore. Er hatte entdeckt, dass sich die Kapazität der Computer-Chips rund alle zwei Jahre verdoppelte. Die Intelligenz der Software nimmt daher exponentiell zu, will heissen, nach einer langen Phase, in der sich wenig ändert, nimmt die Kapazität explosiv zu. Verschiedene Wissenschaftler und IT-Fachleute sind zur Überzeugung gelangt, dass der Tipping Point in der künstlichen Intelligenz nun erreicht sei. 

Deshalb sind in den letzten Jahren eine Reihe von spektakulären Entwicklungen möglich geworden. Dazu gehören: Mit Software gesteuerte Autos, immer bessere Simultan-Übersetzungen, immer bessere GPS, sprechende iPhones (Siri) etc. Weil das Moor’sche Gesetz auch heute noch gültig ist und sich die Chip-Kapazität auf hohem Niveau verdoppelt, versprechen sich die Enthusiasten der künstlichen Intelligenz nun wahre Wunderdinge. 

Fährt ohne Lenker: Das Google Auto.
Fährt ohne Lenker: Das Google Auto.Bild: AP/Google

Die Angst, dass Roboter die Macht übernehmen könnten, wird von den meisten nicht geteilt. Zwar wird auf beiden Seiten des Atlantiks mit grossem Aufwand versucht, das menschliche Gehirn digital nachzubauen. Ob diese Versuche auch Erfolg haben werden, ist jedoch umstritten. Andrew McAfee, Wissenschaftler am MIT und Co-Autor von zwei sehr erfolgreichen Büchern über das kommende Maschinenzeitalter, schreibt in der «Financial Times»: «Ich will nicht ausschliessen, dass es möglich sein wird, die Geheimnisse der Intelligenz zu entschlüsseln. Aber wir sind noch nicht einmal nahe dran.»

«Watson denkt nicht, Watson ist ein totaler Idiot.»
Marc Teerlink, IBM

Marc Teerlink ist bei IBM für die Vermarktung von Watson zuständig, einem Computer, der ein amerikanisches TV-Quiz gewonnen hat. Auch er gibt Entwarnung: Künstliche Intelligenz werde den Menschen nicht ersetzen, sondern ergänzen, erklärt Teerlink in einem Interview mit watson.ch. «Es geht darum, dass die Menschen mit Hilfe des Computers kreativer werden.» Und was ist mit der Roboter-Revolution? «Watson denkt nicht», winkt Teerlink ab. «Watson ist ein totaler Idiot.» 

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