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7 praktische Tipps, wie du beim Anlegen deine Steuern optimierst

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7 praktische Tipps, wie du beim Anlegen deine Steuern optimierst

Welche Steuern zahlst du beim Anlegen? Wie kannst du Zeit und allenfalls Geld sparen? Was du darüber wissen solltest.
11.11.2021, 15:16
Olga Miler
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Kennt ihr das? Es gibt Menschen, die sind so unglaublich effizient und gut organisiert, schaffen anscheinend immer mühelos alle Termine, Arbeit, Freunde, Haushalt, verpassen keinen regelmässigen Arztbesuch und beantworten jede SMS und WhatsApp sofort – und sind dabei auch noch stets gut gelaunt? Ich kenne solche Menschen und schaue immer mit (Ver-)wunderung zu, wie sie das meistern, leider gehöre ich nicht dazu.

Admin und Organisation, nicht gerade meine grösste Leidenschaft. In einem Artikel habe ich letztens mal gelesen, dass es dafür jetzt sogar einen Begriff im Englischen gibt: «Errand Paralysis» – Erledigungslähmung oder die Unfähigkeit, kleine Erledigungen, wie Emails schnell zu beantworten, Arztbesuche zu terminieren, einfach abzuarbeiten. Erfunden wurde dieser Begriff von Ann Helen Peterson, welche bereits vor einiger Zeit über das Thema berichtet hat. Ich habe mit Erleichterung festgestellt, dass es bei mir nicht ganz so ausgeprägt ist, wie es bei ihr beschrieben wird, aber ich stelle «Erledigungslähmung» ganz klar vor allem bei einer Sache fest: den jährlichen Steuern.

Ewig schiebe ich das mit Fristenerstreckung immer vor mir her. Schier endlos scheint der Berg an Belegen vor allem für die Anlagen, welche es zu finden, sammeln und zu ordnen gilt. Jede Ausrede und andere Tätigkeit ist willkommen, um nur das nicht zu machen. Bis der Zeitpunkt kommt, wo es einfach erledigt werden muss, widerwillig abgearbeitet wird und dann die wunderbare Erleichterung eintritt, es endlich geschafft zu haben. Und damit natürlich auch der Vorsatz, dies im nächsten Jahr zeitiger anzupacken. Ich bin keine Steuerberaterin und so habe ich mir Inputs und Tipps geholt von Alexander Troschel, Treuhänder mit eidg. Fachausweis und Partner bei Taxdone, für alle, die dem Steuerblues entkommen wollen.

Welche Steuern fallen beim Anlegen an?

Wegen der grossen Vielfalt an Produkten und Möglichkeiten gibt es eine ganze Sammlung an Regelungen, hier zusammenfassend eine nicht abschliessende Übersicht für dich als Privatanleger oder Privatanlegerin in der Schweiz:

  • Kapitalgewinne: Private Gewinne aus der positiven Kursentwicklung z.B. von einer Aktie, wenn du beispielsweise für 100 Franken kaufst und für 150 verkaufst, ist dieser Kursgewinn in der Schweiz für PrivatanlegerInnen steuerfrei. Für alle, die oft mit Aktien handeln, ist zu beachten, dass es gewisse Kriterien zu erfüllen gibt, um als Privatanlegerin zu gelten und nicht als professioneller Anleger eingestuft zu werden. So müssen z.B. die verkauften Wertschriften vor dem Verkauf während mindestens 6 Monaten gehalten werden, die Kapitalgewinne sollten nicht mehr als 50 % des Reineinkommens ausmachen, die Wertschriften sind nicht mit fremden Mitteln finanziert. Weitere Details dazu siehe Artikel. Da Kapitalgewinne steuerfrei sind, können Kapitalverluste auch nicht von der Steuer abgezogen werden.
  • Vermögenssteuer: Der Wert deiner Anlagen muss im Wertschriftenverzeichnis angegeben werden. Die Summe unterliegt dann der Vermögenssteuer.
  • Kapitalerträge: Erträge, die deine Anlagen erwirtschaften, wie Zinsen und Dividenden, gelten als Einkommen und müssen entsprechend versteuert werden. Hast du z.B. einen ETF, der ausschüttet, dann müssen diese Ausschüttungen versteuert werden.
  • Verrechnungssteuer: ist eine «vom Bund an der Quelle erhobene Steuer auf dem Ertrag des beweglichen Kapitalvermögens (insbesondere auf Zinsen und Dividenden)» und dient vor allem der Eindämmung der Steuerhinterziehung. Sie beträgt 35 % und man erhält die Rückerstattung als Privatanleger in der Regel durch Aufrechnung mit der Kantonssteuer. Details dazu hier.
  • Stempelsteuer: sind Umsatzabgaben, welche beim Kauf und Verkauf von Wertschriften erhoben werden. Wird direkt von der Bank oder dem Broker eingezogen und beträgt für inländische Wertschiften 0,075 % und für ausländische Wertschriften 0,15 %. Ob es sich z.B. um einen inländischen oder ausländischen ETF handelt, erkennst du an der Wertpapierkennnummer, der ISIN-Nummer, welche mit dem Ländercode beginnt; inländische beginnen mit CH.

7 praktische Tipps

Für die praktische Umsetzung hier ein paar Tipps, die ich zusammen mit Alexander Troschel im Gespräch gefunden habe:

  1. Zeitpunkt: Wichtig sind immer der Bestand und der Wert am 31.12. des Jahres, somit lohnt es sich, Belege aufzubewahren und auch die Kurse festzuhalten.
  2. Abzüge, die du geltend machen kannst: Die Kosten, die dir für die Einkünfte und für die Betreuung des Vermögens entstehen, können in Abzug gebracht werden. Hierzu die entsprechenden Belege von Vermögensverwaltungskosten, Depotgebühren, Bankspesen und Kosten für Steuerauszug etc. aufbewahren. Nur gegen diese Nachweise kannst du diese von der Steuer absetzen.
  3. Bankbelege: Viele Schweizer Banken erstellen steuerkonforme Ausweise mit den notwendigen Angaben; zum Teil muss dieser Steuerausweis kostenpflichtig separat bestellt werden. Ausländische Banken erstellen Berichte nur im Rahmen der lokalen Anforderungen, was zum Teil nicht alle notwendigen Informationen beinhaltet. Wer viele verschiedene Anlagen hat und unterschiedliche Anbieter, muss die Dokumente entsprechend zusammentragen und es lohnt sich, alles richtig zu ordnen.
  4. Ausländischer Steuerrückbehalt: Viele Länder haben mit der Schweiz Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen; wenn auf Dividenden oder Zinsen ausländischer Emittenten Steuer einbehalten wird, kann diese unter Umständen zurückgefordert werden. Alexander Troschel rät, dafür die Belege aufzubewahren.
  5. Für alle, die Krypto haben: ist wie Fremdwährung zu behandeln; dabei ist es egal, ob du einen Coin wie Bargeld aufbewahrst oder wie einen Kontostand bei der Bank, bei einer Kryptobörse oder in einer Cold Wallet hältst; du musst sie angeben und mit objektiv nachvollziehbaren Kursen bewerten – am besten zum Jahresende Kurse ausdrucken.
  6. Progression: Je nach Anlage kann es sinnvoll sein zu versuchen, Einkommen auf mehrere Jahre zu verteilen. So ist die Progression nicht so stark, d.h. auf den gleichen Betrag fällt die Steuer niedriger aus.
  7. Evergreen – Säule 3a: Wissen wahrscheinlich schon die meisten – die Einzahlungen können abgezogen werden. Es lohnt sich, den Maximalbetrag auszuschöpfen und allenfalls den gesparten Steuerbetrag nicht auszugeben, sondern separat anzulegen.

Es ist nicht so einfach mit den Steuern beim Anlegen und es gäbe noch viel mehr zu sagen z. B. zur Vorsorge. Klar ist, wenn du viele verschiedene Anlagen hast oder anzulegen planst, dann kann sich die Beratung von einem Spezialisten lohnen, um Steuertipps vor dem Anlegen zu bekommen, die richtigen Dokumente zu haben und Fehler zu vermeiden. Ich bin glücklich, es für dieses Jahr geschafft zu haben, mit dem festen Vorsatz, Anfang Januar 2022 meine Belege zu sammeln 😉.

Anlegen und Steuern, welche Tipps habt ihr?

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Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm und den UBS Gender ETF aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse und Workshops zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Letztes Jahr schrieb Miler den watson-Blog «Frauen und Geld» und wird uns dieses Jahr mit «MoneyTalks» an ihrer Expertise teilhaben lassen.
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