Meine Jungs sind jetzt 14 und 16, da diskutieren wir nicht mehr so oft über Kinderbetreuung und Arbeitsmodelle. In dem Alter stehen eher Elektroscooter auf dem Programm (hat jemand einen Rat, wie man Jugendliche dazu bringt, einen Helm zu tragen? – Bitte gerne in den Kommentaren melden!).
Mit geteilter Verantwortung, gegenseitigem Verständnis, Mut zu flexiblen Jobs und enorm viel Hilfe von den Grosseltern ging das bei uns immer ganz gut, Beruf und Familie irgendwie zu vereinbaren. Mein Mann und ich lieben unsere Kinder und unsere Berufe und keines von beiden war je ein Hindernis für das andere. Zugegeben, Perfektionisten sind wir auf keinen Fall und ja, unsere Jungs mussten schneller selbstständig werden als andere Kinder und haben sicherlich spätestens seit der Pandemie ein ganz anderes Verhältnis zu digitalen Geräten. Anders machen würde ich für mich selbst rückwirkend nichts.
Trotzdem hat mich die in den letzten Monaten und Wochen stattfindende Kinderkrippen-Subventionsdiskussion als Ökonomin in ihren Bann gezogen, weil mich wirtschaftliche Zusammenhänge und deren Auswirkungen auf uns alle immer von neuem begeistern. Selbstverständlich lässt sich das grossartige Abenteuer, eine Familie zu haben, nur bedingt und unvollständig in Zahlen ausdrücken und bei den Fakten sind die Freude, Liebe und Wärme nicht eingerechnet. Hier also anlässlich der gerade stattgefundenen Debatte im Nationalrat zu Krippensubventionen einige Fakten und praktische Tipps, wie du mit Kind und Familie deine Finanzen optimieren kannst.
Gemäss Schätzungen des Zürcher Jugendamtes kostet ein Kind durchschnittlich ungefähr 1'525 Franken pro Monat. Hochgerechnet auf 18 Jahre sind dies ca. 330'000 Franken. Nicht eingerechnet sind in dieser Schätzung Kosten für Drittbetreuung, z.B. Kindertagesstätten und schulergänzende Betreuungseinrichtungen. Diese belaufen sich gemäss dem BFS pro Kind unter 13 Jahren auf 465 Franken pro Monat, im Durchschnitt gibt ein Haushalt mit Kindern 619 Franken pro Monat für familienergänzende Kinderbetreuung aus.
Ein Drittel der Haushalte mit zwei Kindern hat Mühe, finanziell über die Runden zu kommen, die Situation ist noch schwieriger für Alleinerziehende: Bei mehr als der Hälfte der Einelternhaushalte reicht das Einkommen nur knapp aus, um über die Runden zu kommen.
Die Child-Penalty oder Elternstrafe (schreckliches Wort!) beschreibt die Lohneinbusse, welche Eltern nach der Geburt ihres ersten Kindes erleiden. Gemäss den Studien von Prof. Zweimüller beträgt in der Schweiz die Einkommenseinbusse für Mütter nach der Geburt des ersten Kindes ca. 60%.
Diese Einkommenseinbusse kann über 10 oder sogar 20 Jahre anhalten. Das Phänomen ist aber nicht nur für die Schweiz typisch, sondern ist, wie Studien zeigen, ähnlich auch für Mütter aus z.B. Deutschland und Österreich und lässt sich vor allem durch ein reduziertes Arbeitspensum erklären.
Gemäss dem BFS (2022) arbeiten rund 10,1% der Männer mit Partner/in und dem jüngsten Kind unter 25 Jahren Teilzeit, vs. 44,8% der Frauen. Kleinere Arbeitspensen führen nicht nur zu einem kleineren Lohn, sondern auch zu deutlich reduzierten Beiträgen in die AHV, berufliche Vorsorge (BVG) und allenfalls der privaten Vorsorge; was vielleicht nicht sofort spürbar ist, sich aber langfristig empfindlich für das im Alter zur Verfügung stehende Geld auswirkt, vor allem weil Frauen auch eine längere Lebenserwartung haben und das Geld länger reichen muss. So sind Frauen in der Schweiz auch deutlich häufiger von Altersarmut betroffen als Männer.
Günstigere externe Kinderbetreuung hilft, die finanzielle Situation von Eltern sicherlich zu verbessern, schafft aber nur bedingt Anreize, um die Arbeitsmodelle zu ändern, und löst so langfristige finanzielle Probleme vor allem bei der Vorsorge für Frauen nur bedingt.
Berichten zu Folge und gemäss den Untersuchungen von Prof. Zweimüller arbeiten z.B. Mütter nicht mehr, nur weil die Kinderbetreuung günstiger wird. So sinkt z.B. in Ländern mit weitreichenden Vergünstigungen für externe Kinderbetreuung wie Österreich die Child Penalty nicht oder nicht signifikant. Einer der Hauptgründe dafür können kulturelle Normen oder persönliche Präferenzen sein, aber auch andere ökonomische Faktoren wie z.B. die Steuerbelastung verheirateter Paare.
Für eine weitreichende und langfristige Verbesserung der finanziellen Situation von Familien braucht es zusätzlich zur erschwinglichen Kinderbetreuung auch Reformen des Vorsorgesystems, familienfreundliche, flexible Arbeitsmodelle für beide Elternteile und die damit einhergehende kulturelle Akzeptanz und Reformen des Steuersystems. Bis es so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen, hier sind aber schon mal ein paar praktische Tipps für deine Finanzen, die du sofort umsetzen kannst, wenn du eine Familie planst, bereits Kinder hast oder vorhast, Teilzeit zu arbeiten.
Mit Familienzuwachs verändert sich nicht nur das monatliche Budget, sondern oft auch die Lebensplanung und damit auch die langfristigen finanziellen Ziele. Vielleicht habt ihr vermehrt das Bedürfnis nach Sicherheit oder der Wunsch nach einem Eigenheim wird grösser? Mit den Veränderungen der beruflichen Situation verändert sich das Einkommen.
Der Familienfinanzplan sollte idealerweise regeln, wer welche Erwartungen hat, wer wie arbeiten möchte, welches Betreuungsmodell für die Kinder gewählt wird und wie die Absicherung und Vorsorge der jeweiligen Partner bei z.B. Teilzeitarbeit aufgesetzt ist. Je nach Lebensmodell (verheiratet, Konkubinat etc.) kommen noch steuerliche Aspekte hinzu. Neben der Finanzplanung für die Eltern sollte auch die langfristige Planung für die Zukunft der Kinder einfliessen.
Welches das Work-Life-Finanz-optimale Teilzeitpensum ist, hängt von sehr vielen Faktoren ab, z.B. ob beide Partner reduzieren möchten, jemand ganz zu Hause bleibt, wie sich die veränderte Einkommenssituation auf die Steuern auswirkt, Kosten der Kinderbetreuung etc. Eine Pauschalantwort, was finanzoptimal ist, gibt es nicht.
Gemäss der im Februar publizierten Studie «Die Teilzeitstudie» von SOTOMO würden Menschen in der Schweiz am liebsten 59% arbeiten. Idealerweise berechnet man den finanz- und vorsorgeoptimalen Mix individuell. Alle, die es kurz überschlagen möchten, können auch diesen Teilzeitrechner ausprobieren.
Arbeitest du Teilzeit oder gar nicht, dann kann dies deine Vorsorge im Alter empfindlich treffen. Hier einige Punkte, auf die du achten solltest:
Wie ihr seht, Finanzplanung für und mit Familie braucht ein bisschen Arbeit und Recherche, ist aber ungemein wichtig, damit du unangenehme Überraschungen in der Zukunft vermeiden kannst. Welche Tipps für die Finanzen mit Familie und Teilzeitarbeit habt ihr? 😉