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Jetzt greift Tidjane Thiam bei der Credit Suisse durch: 1600 Stellen in der Schweiz gestrichen – Aktie taucht

CS-Chef Tidjane Thiam.
CS-Chef Tidjane Thiam.
Bild: ARND WIEGMANN/REUTERS

Jetzt greift Tidjane Thiam bei der Credit Suisse durch: 1600 Stellen in der Schweiz gestrichen – Aktie taucht

21.10.2015, 06:2822.10.2015, 06:58
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Der Chef der Credit Suisse, Tidjane Thiam, will der Credit Suisse ein Erneuerungsprogramm verpassen. Bis Ende 2018 will die Credit Suisse 3,5 Mrd. Fr. einsparen. Ein Grossteil der Einsparungen will die Grossbank mit der Verlegung von Arbeitsplätzen von London nach günstigeren Arbeitsorten erreichen. In der Schweiz fallen bis in drei Jahren 1600 Stellen weg.

Zudem soll die Organisation gestrafft und ein Teil der Schweizer Bank an die Börse gebracht werden. Ebenso will die Bank das Kapitalpolster mit zwei Massnahmen um 6,05 Mrd. Fr. verbessern.

Aktie verliert über drei Prozent
Nach der Ankündigung des Umbaus und der Veröffentlichung von Quartalszahlen bei der Credit Suisse haben deren Aktien am Mittwochmorgen deutlich an Wert verloren. Die Aktien gaben um mehr als drei Prozent nach. Zeitweise tauchte der Aktienkurs gar um fünf Prozent.
Neben den enttäuschenden Zahlen für das dritte Quartal beurteilen die Analysten die neue Strategie zumindest in ihren ersten Reaktionen zurückhaltend. Der grösste Teil der angekündigten Massnahmen wurde so erwartet; die grosse, positive Überraschung ist ausgeblieben. (whr/sda)

Gemäss CS-Chef Tidjane Thiam ist der Stellenabbau in der Schweiz ohne Kündigungen zu bewerkstelligen. «Mit der natürlichen Fluktuation beim Personal sollte das zu schaffen sein», sagte Thiam an einer Medienkonferenz am Mittwoch in Zürich. In welchen Bereichen diese Stellen wegfallen, wollte Thiam nicht bekannt geben, weil intern noch nicht vollständig über den Abbau informiert worden sei.

In London plant die Credit Suisse nicht die Entlassung von Personal, sondern eine Verlagerung. Am personalmässig sehr teuren Standort London beschäftige Credit Suisse zurzeit rund 2400 Leute in rückwärtigen Bereichen, sagte Thiam. «1800 jedoch müssten nicht in London sein.» Die CS plant diese Stellen an günstigere Standorte auszulagern. Thiam nannte konkret Indien.

Konkret hat Thiam, der seit dem 1. Juli am Ruder ist, folgende Pläne:

  • Die Credit Suisse soll im Heimmarkt Schweiz gestärkt werden. Dazu will Thiam diesen Unternehmensteil an die Börse bringen.
  • Die Vermögensverwaltung und das Private Banking werden ausgebaut. Insbesondere soll dabei dieses Geschäft in Asien weiter vorangetrieben werden. Diesem Bereich soll künftig auch mehr Kapital zur Verfügung stehen.
  • Die Investmentbank soll auf die richtige Grösse gebracht werden. Ziel dabei ist es, das Investmentbanking profitabler und gleichzeitig weniger volatil und kapitalintensiv zu machen.
  • Thiam will die Fixkosten der Bank senken durch Einsparungen bei den Kosten von 3,5 Mia. Franken bis Ende 2018.
  • Gleichzeitig sind Investitionen von 1,5 Mia. in neue Wachstumsinitiativen in den nächsten drei Jahren geplant.
  • Schliesslich soll die Organisationsstruktur der Bank vereinfacht werden.

Kein Kundengeschäft mehr in den USA

Aus dem Amerika-Geschäft für Privatkunden will sich die CS zurückziehen. Dienstleistungen – wie zum Beispiel das Investmentbanking – für reiche Kunden sollen aber weitergeführt werden. Konkret hat die Credit Suisse mit der US-Bank Wells Fargo ein Abkommen unterzeichnet, die es den US-Beratern der CS und ihren Klienten erlaubt, per Anfang 2016 zu Wells Fargo zu wechseln. Credit Suisse trennt sich also in den USA vom direkten Kundengeschäft.

Die CS hat trotz schwierigem Umfeld auch im dritten Quartal Gewinn gemacht. Unter dem Strich bleibt ein Gewinn von 779 Mio. Franken. Einige Analysten hatten mit Verlust gerechnet. Der Gewinn liegt aber tiefer als im Vorjahresquartal. (egg/sda)

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3 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Big ol'joe
21.10.2015 09:11registriert September 2014
Fast 1 Milliarde Gewinn im letzten Quartal. Löhne fürs Top-Management exorbitant hoch. Trotzdem werden Stellenan Stellen gestrichen, um Sie ins billige Ausland zu befördern.
Ja das sind halt die Kapitalisten, welche das Schweizer Volk immer wieder gerne in Initiativen und Abstimmung zu schützen weiss, obwohl kein Mehrwert für dieses Land zu verzeichnen ist...
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Bürgerliche wollen nur Steuergeschenke für Reich
21.10.2015 08:39registriert Mai 2015
Hmmm.... Warum die CS wie auch Rieter den Stellenabbau erst nach den Wahlen mitteilt?
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