Wirtschaft
Schweiz

So will der Bundesrat den OECD-Mindeststeuer umsetzen

So will der Bundesrat die OECD-Mindeststeuer umsetzen

13.01.2022, 15:3013.01.2022, 16:59
Mehr «Wirtschaft»

Die neuen globalen Konzernsteuerregeln sollen in der Schweiz per Anfang 2024 umgesetzt werden. Der Bundesrat will dies temporär mit einer Verordnung tun, die sich auf einen neuen Verfassungsartikel stützt. Über Letzteren haben Volk und Stände das letzte Wort.

Das OECD/G20-Projekt zur Besteuerung der digitalisierten Wirtschaft ist weit fortgeschritten. Deshalb hat der Bundesrat an seiner Sitzung vom Mittwoch über dessen Umsetzung beschlossen. Wie am Donnerstag bekannt wurde, soll die Mindeststeuer vorerst auf dem Verordnungsweg per 1. Januar 2024 eingeführt werden. Das Gesetz soll danach auf dem ordentlichen Weg verabschiedet werden und schliesslich die Verordnung ablösen.

Die von 137 Ländern erarbeiteten neuen Regeln sehen unter anderem eine Mindestbesteuerung von 15 Prozent für international tätige Unternehmen mit Umsätzen über 750 Millionen Euro vor. Hält ein Land an tieferen Steuern fest, können andere Länder die unterbesteuerten Unternehmen zusätzlich besteuern. Nach früheren Angaben von Finanzminister Ueli Maurer werden zwischen 200 und 300 Schweizer Firmen unter diese Regel fallen. Dazu kommen rund 2000 bis 3000 ausländische Tochterfirmen.

Keine Folgen für KMU

Nach anfänglicher Skepsis hatte Maurer Mitte Oktober gesagt, dass er «keine grösseren Probleme» mehr sehe, die neuen globalen Konzernsteuerregeln in der Schweiz umzusetzen. Viele Details seien aber noch offen. Beispielsweise lasse sich der Verlust von Steuern noch nicht beziffern.

«Gewisse Unternehmen werden höher belastet», schrieb das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) am Donnerstag. Die Umsetzung erspare ihnen zusätzliche Steuerverfahren im Ausland. Für rein national orientierte Unternehmen und für KMU soll sich nichts ändern.

In Bezug auf den Spielraum, den die Schweiz bei der Umsetzung der globalen Mindeststeuer hat, hiess es beim Departement von Maurer: «Die Schweiz erhält finanzpolitischen Spielraum, um einem möglichen Verlust an Standortattraktivität entgegenzuwirken.»

Spielraum für Kantone

Laut EFD soll die Mindeststeuer zudem «zielgenau und unter Wahrung des Föderalismus erhoben werden». Die Kantone würden souverän über Massnahmen zugunsten des Standorts entscheiden. Insbesondere Tiefsteuerkantone fürchten sich vor dem Wegzug von Firmen.

Die zusätzlichen Steuereinnahmen sollen laut dem Bundesrat künftig den Kantonen zufliessen und den allgemeinen Regeln des Nationalen Finanzausgleichs unterliegen. Die Kantone erheben die zusätzlichen Steuern auch.

Im Hinblick auf die spätere gesetzliche Umsetzung ist dem Bundesrat wichtig, dass die Anpassung des Schweizer Rechts «ohne Zeitdruck» sowie «mit Augenmass und mit Fokus auf einen attraktiven Wirtschaftsstandort» geschehe.

(aeg)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
27 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Joe Smith
13.01.2022 17:29registriert November 2017
«Die Schweiz erhält finanzpolitischen Spielraum, um einem möglichen Verlust an Standortattraktivität entgegenzuwirken.» Heisst im Klartext: Die Bürgerlichen basteln bereits an neuen Steuervermeidungsschlupflöchern.
8322
Melden
Zum Kommentar
avatar
Don't look up!
13.01.2022 17:50registriert Juni 2021
"Beispielsweise lasse sich der Verlust von Steuern noch nicht beziffern."

Hallo? Die Steuermehreinnahmen liessen sich beziffern.
Und dass Firmen abwandern, wenn sie anderswo genau gleich bezahlen müssten, das kann man mir nicht weismachen.
6017
Melden
Zum Kommentar
avatar
Magnum
13.01.2022 18:33registriert Februar 2015
Rein aus Gewohnheit ist mir ein freud'scher Verleser unterlaufen - und das gleich mehrfach:

«So will der Bundesrat die OECD-Mindeststeuer umgehen»

Keine Ahnung, woher so etwas kommt...
264
Melden
Zum Kommentar
27
Lohnstatistik Schweiz – Inflation bremst Lohnansteig auch 2023 aus
Das Bundesamt für Statistik hat heute die neue Lohnstatistik von 2023 veröffentlicht. Hier bekommst du einen Überblick zu den wichtigsten Erkenntnissen.

Die Löhne in der Schweiz sind im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Allerdings bremste die Teuerung den Lohnanstieg wie bereits im Vorjahr aus.

Zur Story