Um herauszufinden, wie unser Körper auf eine besonders benachteiligte Kindheit reagiert, untersuchten amerikanische Forscher die DNA von 40 Jugendlichen. Die Stichprobe wählte das Team rund um Daniel Rotterman laut «Quartz» aus der Kohorte der «Fragile Families and Child Wellbeing Study» (FFCWS). Dabei handelt es sich um ein über mehrere Jahre durchgeführtes Forschungsprojekt, an dem 4500 Kinder aus urbanen Gegenden, die zwischen 1998 und 2000 geboren sind, teilgenommen haben.
Die für die aktuelle Studie ausgewählten 40 Probanden waren allesamt männlich und afroamerikanischer Herkunft. Vorab bewertete das Forschungsteam alle infrage kommenden Kinder nach ihrem Armutsgrad, danach, ob die Mutter in einer notleidenden Situation lebt, ob die Jugendlichen eine harsche Kindheit erlebt hatten und ob sie in instabilen Familienstrukturen aufgewachsen waren.
Anschliessend wurden 20 besonders benachteiligte Kinder 20 eher begünstigten gegenübergestellt. Die Untersuchung der DNA brachte deutliche Unterschiede zwischen den beiden Gruppen ans Licht: Die wesentliche Diskrepanz lag in den so genannten Telomeren, die das Ende eines jeden DNA-Strangs darstellen.
Vorstellen kann man sich diese Telomere in etwa wie das in Plastik gehüllte Ende eines Schnürsenkels, das dafür sorgen soll, dass das Schuhband nicht zerfranst. Eine ähnliche Funktion haben auch die Telomere, denn ein «zerfranster» DNA-Strang ist nicht gut für die Gesundheit.
Jedes Mal, wenn es bei einem erwachsenen Menschen zur Zellteilung kommt, verschwindet ein Teil dieser Telomere. Somit wird der DNA-Strang mit jeder Zellteilung etwas instabiler. «Je kürzer die Telomere sind, desto schneller altert der Körper oder wird anfällig für Krebserkrankungen», so Rekha Ray, Biologe an der Yale University.
Bei den DNA-Tests der 40 Jugendlichen kam heraus, dass die Telomere der sozial benachteiligten und in Armut lebenden Kinder im Schnitt 19 Prozent kürzer waren als die der anderen Gruppe. Es wirkte also so, als seien sie schneller gealtert.
Des Weiteren fanden Rotterman und sein Team heraus, dass nicht alle Menschen gleichermassen anfällig für diese Veränderungen der DNA sind. «Dies ist eine der ersten Studien, die greifbar nachweist, dass manche Menschen von Geburt an anfälliger für Stress sind als andere», so der Wissenschaftler.
Da es sich bei der untersuchten Gruppe um eine relativ kleine handelte, plant Rotterman nun, seine Forschung auf die gesamte Kohorte der FFCWS auszuweiten und so seine bisher erlangten Ergebnisse zu überprüfen.
(via Quartz)