Wissen
Forschung

Narzissmus ist Männersache

«Narziss», Gemälde von Michelangelo Caravaggio (ca. 1594).
«Narziss», Gemälde von Michelangelo Caravaggio (ca. 1594).Bild: Wikipedia

Narzissmus ist Männersache

Egal wie alt, egal welche Generation: Männer sind narzisstischer veranlagt als Frauen, sagt eine Studie. 
11.03.2015, 10:2811.03.2015, 11:07
Mehr «Wissen»

Narkissos, auch Narziss genannt, war nicht zufällig männlich. Das ist zumindest das Ergebnis einer Metaanalyse von amerikanischen Wissenschaftlern, die mehr als 355 psychologische Studien aus drei Jahrzehnten auswerteten. 

Der schöne Sohn eines Flussgottes, so erzählt uns die griechische Mythologie, verliebte sich unsterblich in sein eigenes Spiegelbild. In der Psychologie und im alltäglichen Sprachgebrauch steht der von dem unglücklichen Jüngling abgeleitete Begriff für eine auffällige Selbstbewunderung, Selbstverliebtheit und Egozentrik. 

Gender
AbonnierenAbonnieren

Männliches Anspruchsdenken

Dieser in der Regel nicht als sehr positiv bewertete Cocktail von Eigenschaften findet sich häufiger bei Männern als bei Frauen, haben die Forscher um Professor Emily Grijalva von der University of Buffalo herausgefunden, wie sie im «Psychological Bulletin» berichten. Sie untersuchten die geschlechtsspezifischen Unterschiede in drei Aspekten, die typisch für Narzissmus sind: übersteigertes Anspruchsdenken, Grössenwahn/Exhibitionismus und Führungsanspruch/Autorität. 

Beim Anspruchsdenken war der Unterschied zwischen den Geschlechtern am klarsten: Männer neigen offenbar deutlich häufiger als Frauen dazu, andere auszubeuten. Sie fühlen sich auch eher im Recht, wenn sie Privilegien für sich in Anspruch nehmen. Beim Führungsanspruch konnten die Wissenschaftler ebenfalls eine geschlechtsspezifische Differenz feststellen. «Im Vergleich zu Frauen zeigen Männer mehr Durchsetzungsvermögen und Machthunger», sagte Grijalva in einer Pressemitteilung

Wissen
AbonnierenAbonnieren

Kein Unterschied beim Exhibitionismus

Beim Exhibitionismus dagegen gab es keinen Unterschied – was aber nicht heisse, dass Frauen und Männer sich gleich häufig vor anderen entblössen. «Das bedeutet, dass beide Geschlechter gleich eitel und ichbezogen sind», erklärte Grijalva. 

Grijalva geht davon aus, dass die jeweilige Geschlechterrolle von klein auf gelernt und durch Lob oder Kritik von Bezugspersonen gefestigt wird. «Insbesondere Frauen werden meist harsch kritisiert, wenn sie aggressiv oder autoritär auftreten. Dadurch geraten sie – im Gegensatz zu Männern – unter Druck, narzisstisches Verhalten nicht auszuleben.»

Dies wiederum erkläre, so Grijalva, auch den eklatanten Frauenmangel in den Chefetagen, der trotz formeller Gleichberechtigung der Geschlechter nach wie vor besteht. (dhr)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Das Interstate-System der USA ist sooo befriedigend – aber leider nur auf den ersten Blick
Die Nummerierung der Interstate Highways, der wichtigsten Fernstrassen in den USA, ist in der Theorie wunderbar logisch, doch die Umsetzung lässt leider vielerorts zu wünschen übrig. Zumindest aus Sicht von Perfektionisten.

Neulich während einer Recherche für ein komplett anderes Thema: Auf der Social-Media-Plattform X wird mir ein Post mit den folgenden beiden Karten angezeigt. Sie zeigen den Verlauf der Interstate Highways, des Autobahnnetzes der USA. «Sehr befriedigend. Gut gemacht, zufälliger US-Beamter», schreibt der X-User dazu.

Zur Story