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Frankreich: Espresso hilft bei seltener Erbkrankheit

11-Jähriger findet per Zufall heraus: Espresso hilft bei seltener Erbkrankheit

11.06.2019, 11:1511.06.2019, 13:54
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ARCHIVBILD ZUR MEDIENKONFERENZ VON CAFETIERSUISSE UEBER DEN KAFFEEKONSUM IN DER SCHWEIZ, AM MONTAG, 27. NOVEMBER 2017 - A cup of espresso, pictured on November 2, 2009 in Zurich, Switzerland. (KEYSTON ...
Bild: KEYSTONE

Bei einem ungewollten Versuch hat ein Elfjähriger in Frankreich erfahren, wie wirksam Espresso die Symptome seiner seltenen Erbkrankheit lindert. Der Knabe leidet an einer sogenannten Dyskinesie, die unheilbar ist und zu schweren Muskelkrämpfen führen kann. Mit zwei Tassen Espresso pro Tag können die schmerzhaften Zuckungen aber verhindert werden.

Die Eltern des Knaben kauften einmal versehentlich Kapseln mit entkoffeiniertem Espresso. Der Elfjährige litt daraufhin vier Tage lang unter Muskelkrämpfen, bevor die Eltern ihren Irrtum bemerkten, wie aus einem am Dienstag im US-Fachmagazin «Annals of Internal Medicine» veröffentlichten Artikel hervorgeht. Als der Bub wieder Espresso mit Koffein trank, verschwanden die Symptome.

Der Autor des Fachartikels, Emmanuel Flamand-Roze vom Pariser Krankenhaus Pitié-Salpêtrière, sprach von «einem dieser unglaublichen glücklichen Zufälle, die es in der Medizingeschichte immer wieder gibt». Die Eltern des Jungen hätten ohne es zu wissen einen Doppelblindversuch vorgenommen. Das bedeutet, dass weder Versuchsteilnehmer noch Versuchsleiter wissen, ob bei einem Experiment ein Medikament oder ein Placebo verabreicht wird.

Der Irrtum der Eltern beim Kauf der Kaffeekapseln zeigte die Wirksamkeit von Koffein bei einer Dyskinesie im Zusammenhang mit einem Defekt des Gens ADCY5. Das Gen ist normalerweise an der Produktion eines Enzyms beteiligt, das bei der Kontrolle von Muskelkontraktionen hilft. Die Genmutation verhindert das – dafür kann Koffein die Rolle übernehmen.

Weil die Krankheit höchst selten ist, sind Experimente mit ausreichend Versuchsteilnehmern sehr schwierig – abgesehen von dem ethischen Problem, dass die Patienten, denen ein Placebo verabreicht wird, unweigerlich leiden würden. (aeg/sda/afp)

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Loeffel
11.06.2019 13:23registriert Oktober 2016
Ich dachte „oh der 11jährige hat ausversehen mal Kaffe getrunken“. Aber nein, er hatte ausversehen mal keinen getrunken 🤣
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Bijouxly
11.06.2019 11:54registriert Dezember 2014
Warum trinkt ein elfjähriger 2 Espresso? 😅
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Hü Hopp Hü
11.06.2019 13:47registriert Dezember 2015
Endlich kann ich mit Fug und Recht behaupten Kaffee ist Medizin.
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Der Streit um die Rigikrankheit
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