02.06.2019, 15:4403.06.2019, 11:01
Im Jahr 2000 waren die Unterschiede in Europa gewaltig. Ein durchschnittlicher Luxemburger produzierte mehr als die fünffache Menge CO2 (24,3 Tonnen) als eine durchschnittliche Lettin (4,5 Tonnen). Eine Estin wiederum, gleich nebenan, produzierte 12,4 Tonnen.
Der pro Kopf C02-Ausstoss in europäischen Ländern im Jahr 2000 in Tonnen
Nicht inbegriffen sind Emissionen durch Konsumprodukte, welche im Ausland hergestellt werden. Alle Daten Eurostat.bild: watson.ch/datawrapper Sämtliche Daten stammen von Eurostat. Sie können hier und hier eingesehen und für eigene Nachforschungen verwendet werden.
Wie hat sich diese Grafik in den letzten Jahren verändert? Sind die Luxemburger noch immer die Dreckschleudern Europas? Und was ist mit den Schweizern?
Der Pro-Kopf-C02-Ausstoss in europäischen Ländern von 2000 bis 2016 in Tonnen
Nicht inbegriffen sind Emissionen durch Konsumprodukte, welche im Ausland hergestellt werden. Alle Daten Eurostat.gif: watson.ch Was uns aufgefallen ist:
- Dänemark wurde vom Saulus zum Paulus und senkte die durchschnittliche CO2-Produktion pro Kopf von 13,7 auf 9,3 Tonnen. Tendenz weiter sinkend. Dänemark hat in den letzten Jahren Kohlestrom zurück- und Erneuerbare hochgefahren.
- Das vielgelobte Norwegen mit seinen zahlreichen Elektrofahrzeugen und der fast zu 100% aus Erneuerbaren bestehenden Stromproduktion gehörte 2016 noch immer zu den grösseren Sündern in Europa (10,5 Tonnen). Grund ist die Öl- und Gasindustrie, welche für 16% der Emissionen verantwortlich ist.
- Vom fragwürdigen zweiten Platz grüsst Island (16,7 Tonnen pro Jahr). Dort wird der Strom zwar fast ausschliesslich mit Erneuerbaren produziert, die massive Zunahme des Flugverkehrs heizt auf der Insel aber ein. Und die Aluminium-Gewinnung: Alleine die Metallindustrie hat in den letzten Jahren ihren CO2-Ausstoss vervierfacht.
- Luxemburg war 2016 mit 19,8 Tonnen noch immer Spitzenreiter in Europa. Das liegt vor allem am Transportwesen, das seine Emissionen von 1990 bis 2011 verdreifachte. Ein Grossteil davon fällt auf Benzintourismus. Treibstoff ist in Luxemburg wesentlich günstiger als in den Nachbarländern Belgien (+14%), Deutschland (+19%) und Frankreich (+23%).
- Die Schweiz senkte ihre Pro-Kopf-Produktion von 7,9 auf 6,4 Tonnen und hält sich im vorderen Drittel Europas. Das hat auch mit der nicht vorhandenen Schwerindustrie, der Wasserkraft und der Tatsache zu tun, dass Emissionen durch Konsumprodukte aus dem Ausland nicht erhoben werden. Liechtenstein reduzierte in derselben Zeit von 7,6 auf 5 Tonnen.
- Die Karte «hellt» sich auf – der CO2-Ausstoss in Europa geht langsam zurück. Von 10,8 Tonnen im Durchschnitt auf 8,7 Tonnen pro Europäerin.
- Die einwohnerstarken Länder Deutschland, Italien, Frankreich und England haben alle reduziert. Die Briten agierten dabei am vorbildlichsten und reduzierten um 37,3%. England verringerte den Kohlestrom Jahr um Jahr und vermeldete erst kürzlich, keinen Kohlestrom mehr zu benötigen. Kompensiert wird mit riesigen Windfarmen (die grössten der Welt), aber auch Erweiterungen der Atomkraftwerke (Hinkley Point). Von allen Ländern war nur Malta (37,5%) effizienter als die UK.
- Zu den Ländern, die die Pro-Kopf-Emissionen pro Jahr signifikant erhöhten, gehören die Türkei (+42%), Estland (21%), Lettland (+33,3%) und Litauen (+26,8%) sowie Bulgarien (+15.1%).
- Am meisten Potential in Europa hat wohl Deutschland. Unser nördlicher Nachbar reduzierte gerade mal um 11,6% und ist mit 11,4 Tonnen pro Kopf und einigen Kohlekraftwerken für einmal keine Musterschülerin.
- Die Musterschüler 2016 waren in Europa Malta (5 Tonnen), Liechtenstein (5 Tonnen) und Schweden (5.6 Tonnen).
Der Pro-Kopf-C02-Ausstoss in europäischen Ländern im Jahr 2016 in Tonnen
bild: watson.ch
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