Sag das doch deinen Freunden!
Lange hat es gedauert, nun ist es vollbracht. Am Dienstagmorgen ist der Waadtländer Flugpionier und Abenteurer Bertrand Piccard mit der Solar Impulse 2 in Abu Dhabi gelandet. Am gleichen Ort hatte am 9. März 2015 die erste Weltumrundung mit einem Solarflugzeug begonnen. Fast 17 Monate hat sie gedauert, deutlich länger als geplant. Ursprünglich wollten Piccard und sein Partner André Borschberg ihre Mission nach fünf Monaten abschliessen.
Dieses Ziel haben
sie deutlich verfehlt. Die weltweite Resonanz war entsprechend mau.
Man nahm die beeindruckende Pionierleistung mehr oder weniger
schulterzuckend zur Kenntnis. Keine Spur von der Euphorie, die
Piccard 1999 mit seiner ersten Weltumrundung in einem Ballon
ausgelöst hatte. Die aktuelle, reichlich triste Nachrichtenlage mag
dazu beigetragen haben.
Die Welt habe in den
vergangenen Wochen grosse Tragödien erlitten, meinte die nach Abu
Dhabi gereiste Bundesrätin Doris Leuthard. Aber Solar Impulse sei
Grund zur Hoffnung auf eine bessere Welt. Schön wär's. Die
Solartechnologie kann trotz enormer Fortschritte jeden PR-Erfolg gut
gebrauchen. Doch auch dieses Ziel haben Piccard und Borschberg
verfehlt. Sie haben mit dem Hype um Solar Impulse 2 unrealistische
Erwartungen geschürt, die sie nicht erfüllen konnten.
Die Probleme begannen schon bald nach dem Start. Immer wieder verzögerte sich der Weiterflug wegen schlechtem Wetter. Das ebenso grosse wie filigrane Leichtbau-Flugzeug konnte nur bei optimalen meteorologischen Bedingungen in die Luft gehen. Solar Impulse 2 war im wahrsten Sinne ein Schönwetterflieger. Allein in China sass die Crew zwei Monate lang fest.
Der erste Versuch, den Pazifik zu überqueren, endete mit einer ungeplanten Landung im japanischen Nagoya. Grund war erneut das Wetter. Schliesslich gelang André Borschberg der Flug nach Hawaii. Eine grandiose Leistung, die einen hohen Preis hatte. Auf der langen Reise überhitzten die Batterien. An einen Weiterflug 2015 war wegen der kürzer werdenden Tage nicht mehr zu denken. Solar Impulse 2 musste auf Hawaii überwintern.
Piccards Plan, an der Klimakonferenz in Paris im Dezember als Weltrekordler und Solarpionier aufzutreten, ging nicht auf. Auch 2016 kam es immer wieder zu Verzögerungen, sodass die Reise über 17 Etappen fast 17 Monate dauerte.
«Das vermeintliche Wunderflugzeug ist ein Flop», hiess es an dieser Stelle vor einem Jahr. An dieser Einschätzung hat sich wenig geändert. So beeindruckt man von der Weltumrundung und der Technologie sein mag: Solar Impulse weist nicht den Weg in eine saubere Energiezukunft. Und das liegt nicht nur an den fragwürdigen Begleiterscheinungen. So musste die gesamte Infrastruktur mit konventionellen Flugzeugen transportiert werden.
Einen Boom bei den alternativen Energien wird die Weltumrundung nicht auslösen. «Da scheinen Initiativen in der Industrie wie zum Beispiel die Ziele des Elon Musk, der mit Tesla das Zeitalter der Elektroautos einläuten möchte, effektiver», schreibt der «Tages-Anzeiger». Der Schlüssel zum Erfolg ist die Entwicklung leistungsstarker Batterien. Neben Tesla ist auch der Bieler Swatch-Konzern in diesem Segment tätig.
Diese Anstrengungen
werden den sauberen Energien zum Durchbruch verhelfen. An Solar
Impulse wird man sich vor allem als nette Spielerei erinnern. Wenn
überhaupt.
Die erste Dampfmaschine war auch grösser, anfälliger und schwächer als ein Ochse und das erste Auto teurer, gefährlicher und unzuverlässiger als ein Pferd.
Dass die Medien so wenig berichtet haben, ist nicht die Schuld von Solar Impulse, sondern die der Medien.
Und trotzdem: aus Niederlagen sollte man ja lernen. Mit Solar geht's (noch lange) nicht. Aber dass sich auch in der Luftfahrt etwas ändern muss, gerade weil sie so billig geworden ist, hat Piccard früh erkannt und er versuchte vor allen anderen zu handeln. Wär cool, wenn's ein Pionier mit Wasserstoff versuchen würde! :-)