Eduard Spelterini wurde im Jahre 1852 in Bazenheid, St. Gallen, geboren. Eigentlich hiess er Schweizer, aber in den 70er Jahren liess er sich umtaufen. Angeblich hat ihn eine Frau dazu inspiriert, die ebenfalls keine Höhenangst hatte: Maria Spelterini, die 1867 als erste Frau über die Niagarafälle wandelte.
Spelterini kam eigentlich durch einen Zufall zu seiner ersten eigenen Ballonfahrt: Ein ängstlicher Passagier überliess dem späteren Helden der Lüfte seinen Platz. 570 Mal sollte er in seinem weiteren Leben noch in die Höhe steigen.
Sein erstes Fluggerät war gelb, aus leinölgetränkter Seide und hiess Urania. 1891 stieg er das erste Mal auf. Die Menschen versammelten sich beim Pfauen in Zürich, um dem Luftfahrtpionier in seinem Ballon zuzuwinken.
Ferdinand Graf von Zeppelin sass einst in Spelterinis Korb und machte sich die ersten ernsthaften Gedanken über ein lenkbares Luftschiff. Auch Offiziere waren interessiert an seinem Ballon, eine Luftschifferkompanie sollte gegründet werden.
Der Schweizer Pionier zeigte seinen Landsleuten ihre Welt erstmals aus der Vogelperspektive. «Spelterini ist ein Tausendskerl», befand die NZZ: Seine Bilder würden «dem trunkenen Auge unauslöschbar bleiben».
Albert Heim brachte Spelterini dazu, das bis anhin scheinbar Unmögliche zu wagen: Das Überfliegen der Alpen. Der Luftfahrer trotzte den Bergen und ihren gefürchteten Fallwinden mit seinem neuen, viel robusteren Ballon Wega, der ihn in die geplanten 6'000 Meter Höhe bringen sollte.
Am 2. Oktober 1898 startete Spelterini seinen Flug für die Ewigkeit. Von Sitten im Kanton Wallis aus brauchte er fünfeinhalb Stunden, um nach 229 Kilometern heil auf einer Wiese in Besançon, Frankreich, zu landen. Es war die erste Alpenüberquerung per Ballon, die dieser mutige Schweizer in seiner «gewaltigen, goldbraunen Kugel» vollbracht hat.
1926 wollte er zum letzten Mal seinen Ballon besteigen, doch sein Körper war zu alt und zu schwach. Er war den Anstrengungen nicht mehr gewachsen und fiel während des Fluges in Ohnmacht. Der führerlose Ballon strandete auf einem Vorsprung vor einer Felswand des Hohen Ipfen in Voralberg auf 2000 Metern Höhe. Obwohl dichter Nebel Spelterini einhüllte, konnte er gerettet werden.
Spelterini verstarb schliesslich am Boden, nicht in der Luft. Er segnete im Alter von 79 Jahren das Zeitliche, nur zwei Wochen nach seinem Geburtstag in Zipf.
Und falls Sie sich noch nicht satt gesehen haben: Auf Wikimedia Commons finden Sie weitere Fotografien Spelterinis.