
Sag das doch deinen Freunden!
Eine ultra-orthodoxe jüdische Sekte protestiert gegen den Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich, weil auf dem Gelände im Mittelalter ein jüdischer Friedhof stand, dessen Gräber nun entweiht würden. Vor der Schweizer Botschaft in London demonstrierten gestern mehrere Dutzend Männer mit Transparenten, auf denen es unter anderem hiess:
Bei der Gruppierung handelt es sich um die Sekte Satmar, deren Anhänger vor allem in New York und London leben. Die Schätzungen ihrer Mitgliederzahl schwanken zwischen 50'000 und 100'000. Sie lehnen jeglichen Zionismus ab, der nicht vom Messias persönlich angeführt wird, und sprechen deshalb auch dem Staat Israel die Legitimität ab. Für den Montag hatte ihr prominenter Rabbi David Niederman eine Grossdemonstration vor dem UNO-Hauptsitz in New York angekündigt. Ob sie stattgefunden hat, ist unklar.
Die Stadt Zürich ist sich der Friedhof-Thematik bewusst. Laut dem jüdischen Wochenmagazin Tacheles holte sie im Rahmen der Planung für den Erweiterungsbau ein archäologisches und denkmalpflegerisches Gutachten ein. Dabei kam heraus, dass Ende des 14. Jahrhunderts auf dem Gelände ein jüdischer Friedhof lag und man in einer Tiefe von 5 bis 6,5 Metern auf Gebeine stossen könnte, was allerdings unwahrscheinlich sei. Die Stadt hat versprochen, sich in diesem Fall mit den jüdischen Gemeinden abzusprechen und die «Überreste würdevoll zu behandeln».
Die Proteste der Satmar-Sekte hat bei den Schweizer Juden einigen Unmut ausgelöst: «Die Demonstrationen sind ein unnötiges Ärgernis. Es gibt keinen Grund zu protestieren. Im Gegenteil, die Zusammenarbeit mit der Stadt ist sehr gut», erklärt Jonathan Kreutner, Generalsekretär beim Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) auf Anfrage.
Besonders ärgerlich für den SIG: Die alte Geschichte wird just in jenen Tagen wieder herumgereicht, wo die Schweizer Juden in Festlaune sind: «Wir feiern dieses Jahr 150 Jahre Gleichberechtigung der Schweizer Juden und sind selbstbewusst genug, dass wir diese Angelegenheit ohne Ratschläge aus dem Ausland regeln können», so Kreutner.
Andere nehmen es mit Humor:
Hans Daniel Schürch-Tal von der Jüdischen Liberalen Gemeinde erinnert in diesem Zusammenhang – laut der Halacha dürfen keine jüdischen Gräber umgebettet werden, was auf den Friedhöfen zu akutem Platzmangel führt – an das Bonmot eines israelischen Regierungschefs: