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Exportstopp Seltener Erden: China setzt US-Militär unter Druck

So zieht China die Schlinge um Trumps Waffenindustrie

In China werden die meisten Seltenen Erden produziert. Das könnte den USA militärisch zum Verhängnis werden.
18.04.2025, 07:0718.04.2025, 07:40
Thomas Wanhoff / t-online
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t-online

Im Handelsstreit zwischen den USA und China hat Peking eine Entscheidung getroffen, die den Militärsektor der Vereinigten Staaten empfindlich treffen könnte. Donald Trump hatte Zölle für chinesische Produkte bekannt gegeben, und auch China reagierte – allerdings unter anderem mit Exportbeschränkungen. Und dazu gehören Seltene Erden.

Am 4. April hatte die Regierung in Peking Samarium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Lutetium, Scandium und Yttrium auf eine Liste von Gütern gesetzt, die nicht ohne spezielle Genehmigung in die USA exportiert werden. Auch daraus hergestellte Magnete sind von den Einschränkungen betroffen. Hinzu kamen 16 US-amerikanische Firmen, die nicht mehr beliefert werden dürfen.

Schwere Seltene Erden werden in Magneten verwendet, die für viele Arten von Elektromotoren unerlässlich sind. Diese Motoren sind wichtige Bestandteile von Elektroautos, Drohnen, Robotern, Raketen und Raumfahrzeugen. Auch benzinbetriebene Autos verwenden Elektromotoren mit Seltenerdmagneten zum Beispiel bei der Lenkung. Sie sind auch in elektronischen Komponenten wie Smartphones und Computerplatinen verbaut.

epa10468437 A Dutch Air Force F-35 fighter during Media Day at the 22nd Tactical Air Base in Malbork, Poland, 15 February 2023. Within the framework of this event, flights of pilots from the Malbork u ...
Ein amerikanischer F-35-Kampfjet: In ihm sind Seltene Erden verbaut.Bild: keystone

Nach Recherchen der Denkfabrik «Center für strategische und internationale Studien» (CSIS) sind davon 15 Unternehmen aus der Luftfahrt- und Militärbranche betroffen. Die jetzt unter Restriktionen gesetzten Mineralien sind aber wichtig im Bau von F-35-Kampfjets, amerikanischen U-Booten, Mittelstreckenraketen und Radarsystemen, berichtete das CSIS. China kontrolliert 99 Prozent des Welthandels mit Magneten aus mittelschweren und schweren Seltenen Erden. Vietnam hat eine kleine Produktion, diese wurde aber im vergangenen Jahr geschlossen.

Bestehende Waffen sind von der Knappheit nicht betroffen. Doch viele neue Flugzeuge, Raketen und Drohnen sind in der Entwicklung, so die neue Generation von Tarnkappenbombern, die F-47. Nach Angaben des Instituts enthält ein F-35-Kampfjet über 408 Kilogramm Seltener Erden (REEs). Ein Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse (DDG-51) benötigt etwa 2'359 Kilogramm, während ein U-Boot der Virginia-Klasse rund 4'173 Kilogramm seltener Erden verbaut hat.

China ist Weltführer bei der Produktion von Seltenen Erden

Die Experten des amerikanischen Zentrums sehen grosse Probleme auf die USA zukommen. Schon jetzt sind die USA auf Importe angewiesen, weil sie selbst keine Seltenen Erden fördern. Zwar gibt es bereits Pläne für eigene Förderanlagen, diese könnten aber nur bis zu 1'000 Tonnen von Neodymium-Boron-Eisen-Magneten produzieren, die aus Seltenen Erden gefertigt werden. Zum Vergleich: China hat im Jahr 2018 bereits 138'000 Tonnen produziert, so das CSIS. Hinzu kommt, dass sich chinesische Unternehmen in den vergangenen Jahren Spezialwissen erarbeitet haben, wie man die Rohstoffe fördert und weiterverarbeitet. Dieses Wissen ist derzeit in anderen Ländern kaum vorhanden.

Mitarbeiter auszubilden und Industrie- sowie Förderanlagen in den USA zu bauen, dürfte Jahrzehnte dauern. Nach Angaben von Statista produzierte China etwa 70 Prozent der gesamten weltweiten Seltenen Erden. An zweiter Stelle lagen die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von 11,6 Prozent.

«Entscheidender strategischer Vorteil»

Auch der britische Thinktank «Chatham House» sieht in den Metallen ein Druckmittel für China. «Letztlich könnte dies Peking einen entscheidenden strategischen Vorteil im langfristigen Wettbewerb zwischen den USA und China um die militärische und technologische Vorherrschaft verschaffen und seinen bestehenden Vorsprung in der Produktion ausbauen», zitiert der britische «Guardian» einen Sprecher. Daniel Pickard, der Vorsitzende des Beratungsausschusses für kritische Mineralien des US-Handelsbeauftragten und des Handelsministeriums, äusserte sich besorgt über die Verfügbarkeit von Seltenen Erden. «Hat die Exportkontrolle oder das Verbot möglicherweise schwerwiegende Auswirkungen auf die USA? Ja», sagte er der «New York Times».

China kann mit seinen Exportbeschränkungen demnach nicht nur die Entwicklung neuer Waffen in den USA bremsen. Gleichzeitig kann Präsident Xi Jinping seine eigene Waffenproduktion ausbauen. Im Dezember zum Beispiel waren erste Bilder des Chengdu J-20S aufgetaucht, eines Kampfjets der sechsten Generation. Er gilt als Konkurrenz zu US-Tarnkappenbombern – und dürfte auch dank der chinesischen Rohstoffvorräte sogar früher in Dienst gestellt werden als der F-47.

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170 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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tss
18.04.2025 08:12registriert Juni 2020
Also sollte Europa sich die Ukraine sichern. Dort sind sehr viele Selteneerden. Entweder wir überlassen es den Russen und bitten den wieder an nach Öl Gas und Selteneerden oder Europa macht sich Stark und Selbständig.
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tihahi
18.04.2025 07:53registriert April 2025
"When you start a war you got to know you can win the war," Trump said of Zelensky.
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Posersalami
18.04.2025 09:51registriert September 2016
Die EU soll jetzt in der Ukraine reingrätschen und den Rohstoffdeal sichern. Wieso man nicht schon lange selber auf die Idee gekommen ist verstehe ich nicht.
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