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«Pro Schweiz» will Weitergabe von Schweizer Munition verhindern

«Pro Schweiz» will Weitergabe von Schweizer Munition verhindern

Sollen Drittstaaten in der Schweiz gekaufte Munition an die Ukraine weitergeben dürfen? Ja, findet eine Mehrheit der zuständigen Kommission. Nun steht ein gewichtiger Verein auf die Bremse.
01.03.2023, 03:36
Michael Graber / ch media
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Das Parlament arbeitet derzeit an einem möglichen Kompromiss, damit Waffen und Munition aus Schweizer Produktion doch noch an die Ukraine weitergegeben werden kann. Die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats hat einen Vorschlag gemacht, wonach die Weitergabe in wenigen Fällen möglich wäre.

Stephan Rietiker, Praesident Pro Schweiz, rechts, und Nationalrat Walter Wobmann, SVP-SO, Vizepraesident Pro Schweiz und Praesident des Initiativ-Komitees."Wahrung der schweizerischen Neutralitae ...
Walter Wobmann (links) und Stephan Rietiker von «Pro Schweiz» vor den Medien.Bild: keystone

Konkret sollen Länder, die ein mit der Schweiz vergleichbares Exportkontrollregime haben, Waffen weitergeben dürfen, wenn der UNO-Sicherheitsrat oder eine Zweidrittelmehrheit der UNO-Generalversammlung festgestellt haben, dass das Empfängerland völkerrechtswidrig angegriffen worden ist. Das wäre im Fall der Ukraine bereits erfüllt. So dürfte beispielsweise Deutschland Panzermunition aus der Schweiz weitergeben. Direkt Waffen an Konfliktparteien liefern könnte die Schweiz weiterhin nicht.

Aus der Auns hervorgegangen

Jetzt gibt es aber bereits kräftigen Gegenwind. Die Bewegung «Pro Schweiz» hat am Dienstag angekündigt, dass sie «jede Aufweichung» des Kriegsmaterialgesetzes mit Referenden bekämpfen werde, wie Stephan Rietiker, Präsident «Pro Schweiz», vor den Medien ausführte. «Pro Schweiz» ist ein junger Verein, aber ein schlagkräftiger. Die aus der Fusion der «Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz» (Auns) zusammen mit dem Verein «Nein zum schleichenden EU-Beitritt» und der «Unternehmer-Vereinigung gegen den EU-Beitritt» hervorgegangene Gruppierung umfasst «mittlerweile 25'000 Mitglieder», wie Rietiker sagte.

«Die Schweiz würde sich nun komplett lächerlich und zu einem unberechenbaren und unglaubwürdigen Land machen.»
SVP-Nationalrat Walter Wobmann über eine Änderung des Kriegsmaterialgesetzes

«Pro Schweiz» ist aus Neutralitätsgründen gegen Waffenlieferungen. Gerade eine mögliche Rückwirkung des Gesetzes würde «die Schweiz nun komplett lächerlich und zu einem unberechenbaren und unglaubwürdigen Land» machen, wie Walter Wobmann, SVP-Nationalrat, ausführte. So setze die Schweiz ihre Neutralität aufs Spiel und könne dann auch ihre Dienste als neutrale Vermittlerin nicht mehr wahrnehmen, so Wobmann.

«Schweizer Munition entscheidet den Krieg nicht»

Zudem, sagte Wobmann, würden jene Länder, denen die Schweiz die Weitergabe von Waffen und Munition untersagt, «diese Entscheidung akzeptieren». Die jetzige Debatte sei ziemlich hochgejazzt, «ein paar Kisten Munition aus Schweizer Produktion entscheiden den Krieg in der Ukraine nicht».

Stephan Rietiker, Praesident Pro Schweiz, spricht an einer Medienkonferenz von Pro Schweiz ueber das Thema "Schluss mit der Profilierungssucht auf Kosten unserer bew�hrten Neutralitaet", am  ...
Stephan Rietiker präsidiert «Pro Schweiz» seit vergangenem HerbstBild: keystone

Auch Stephan Rietiker will sich entschlossen gegen ausländische Druckversuche wehren. «Seien wir doch standhaft und stehen wir zu unseren Überzeugungen», so Rietiker. Am liebsten wäre es ihm und seiner Organisation, wenn die Schweiz keinerlei Sanktionen übernehmen würde. Übernehme die Schweiz solche, werde sie «zur Kriegspartei». Die Schweiz hat viele Sanktionen gegen Russland übernommen. Gemäss Rietiker ein «unerhörter Vorgang». Die Rolle der Schweiz sei «beschädigt», die Friedenskonzepte kämen nun «aus der Türkei, Brasilien oder China».

An den Verhandlungstisch

Mehrfach wurde der Angriffskrieg der Russen verurteilt. Wie die Zukunft der Ukraine aussehe, wisse er nicht, sagte der Präsident von «Pro Schweiz». Er hoffe auf eine «rasche Verhandlungslösung für das ukrainische Volk», so Rietiker. Das wäre in seinen Augen der beste und am schnellsten zielführende Weg. Dauere der Krieg noch mehrere Jahre, so sei nicht «mehr viel da vom Osten der Ukraine».

Immer wieder Thema war auch die Neutralitätsinitiative aus der Küche von alt Bundesrat Christoph Blocher, die «wie kaum eine andere genau zur richtigen Zeit lanciert wurde», so Rietiker. Hier gehört «Pro Schweiz» zu den treibenden Kräften. Diese sei «auf Kurs», gaben sowohl Rietiker wie Wobmann zu Protokoll. (aargauerzeitung.ch)

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100 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
01.03.2023 07:06registriert Juni 2016
Dann sollte die Schweiz aber auch nur noch Rüstungsgüter für sich selbst Herstellen und nichts mehr Exportieren.
Das ist dann einfach die Konsequenz aber genau das möchte die SVP auch nicht
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1 Stein
01.03.2023 06:47registriert November 2021
Lieber Walter: Mit dem Verhindern hat sich die Schweiz in Europa bereits komplett lächerlich und zu einem unberechenbaren und unglaubwürdigen Land gemacht....
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Thomas Melone
01.03.2023 06:45registriert Mai 2014
Wenn diese Kreis schon totale Neutralität predigen, dann müssten sie konsequenterweise auch die Freigabe der Oligarchengeldern fordern. Von den vermuteten 200 Milliarden, die in der Schweiz versteckt werden, sind davon bislang erst 7 Milliarden eingefroren worden; davon enteignet noch gar nichts. Das sind Kreise, denen geht es nicht um Frieden oder Gerechtigkeit, es geht ihnen darum, den Fünfer und das Weggli zu behalten und nichts davon zu verlieren. Purer Egoismus.
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