Am Tag ihrer Babyparty verschlechtert sich der Zustand von Nevaeh Crain, die sich im sechsten Schwangerschaftsmonat befindet. Sie leidet unter starken Schmerzen im Unterleib und Fieber und muss sich übergeben.
Gegen 15 Uhr wird die 18-Jährige in eine texanische Notaufnahme gebracht. Vier Stunden verbringt sie in der Notaufnahme, immer wieder muss sie sich übergeben.
Die Ärzte stellen bei ihr schliesslich eine Rachenentzündung fest. Crain wird nach Hause geschickt, ohne dass ihre starken Unterleibsschmerzen untersucht werden. Stattdessen erhält sie ein Rezept für Antibiotika.
Daheim legt sie sich hin. Doch es geht ihr nicht besser. Um 4.20 Uhr wird Crain in ein anderes Krankenhaus gebracht, wo sie positiv auf Sepsis getestet wird.
Eine Sepsis (Blutvergiftung) ist lebensbedrohlich, sie entsteht infolge einer Infektion, die sich im Körper ausbreitet und die eigenen Organe angreift. Schwangere Frauen sind anfälliger für Infektionen, da das Immunsystem geschwächt ist.
In der Schwangerschaft ist eine Sepsis mit einem höheren Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie Frühgeburten, den Tod des ungeborenen Kindes oder den Tod der Mutter verbunden. Eine sofortige medizinische Behandlung ist dabei entscheidend.
Nach zwei Stunden intravenöser Flüssigkeitszufuhr und einer Dosis Antibiotika sinkt das Fieber bei Crain nicht, der Puls bleibt hoch und die Herzfrequenz des Fötus ist ungewöhnlich schnell, wie aus den Krankenakten hervorgeht. Trotzdem wird die Teenagerin entlassen, erneut mit einem Rezept.
Gegen 7 Uhr wacht Crain mit blutüberströmter Unterwäsche auf. Gegen 9 Uhr besucht sie die Notaufnahme zum dritten Mal, wo die Ärzte den Tod ihres Fötus feststellen.
Während der Untersuchungen verschlechtert sich der Gesundheitszustand der 18-Jährigen fatal. Ihr Blutdruck ist niedrig, ihre Lippen blau und dunkel verfärbt. Ihre Organe fangen an, zu versagen. Erst als die Ärzte den Tod ihres Fötus feststellen, wird Crain auf die Intensivstation verlegt.
Stunden später ist sie tot.
Dieser tödliche Vorfall geschah zwar bereits 2022, wurde aber vor Kurzem in den US-Medien publik. Er zeigt exemplarisch die direkten Konsequenzen der strikten Abtreibungsgesetze in einigen US-Bundesstaaten. Auf den medizinischen Fachkräften lastet ein hoher Druck. Aus Angst vor rechtlichen Folgen handelt das Gesundheitspersonal zögerlich oder greift sogar gar nicht ein.
Nach der Aufhebung des landesweiten Grundrechts auf Schwangerschaftsabbrüche durch den Obersten Gerichtshof der USA im Juni 2022 verabschiedete Texas, wie viele andere konservative Bundesstaaten, ein äusserst strenges Abtreibungsgesetz.
Unabhängig davon, ob die Schwangerschaft gewollt ist oder nicht, sieht Texas für Eingriffe, die den Herzschlag des Fötus beenden, Gefängnisstrafen vor. Zwar enthält das Gesetz Ausnahmen für lebensbedrohliche Zustände. Zahlreiche Ärzte erklärten allerdings, dass Verwirrung und Angst vor den möglichen rechtlichen Folgen die Art und Weise verändern, wie ihre Mitarbeitenden schwangere Patientinnen mit Komplikationen behandeln.
Abtreibung ist darum ein zentrales Thema im US-Wahlkampf. Mitverantwortlich für das Abtreibungsverbot ist Donald Trump, der mehrere erzkonservative Richter installierte, die schliesslich das Recht auf Abtreibung kippten. Kamala Harris möchte das Abtreibungsrecht liberalisieren.
Nevaeh Crain wäre letzten Freitag 20 Jahre alt geworden. Kein Anwalt hat sich bereit erklärt, den Fall zu übernehmen.
Ich kenne die Reaktion der Republikaner schon. Sie werden "beten" und den Fall wieder vergessen und so weiter machen, als würde nichts passieren.
Aber deren Leben ist den christlichen Fundis halt sowas von egal.