Noel von Grünigen hat noch nicht genug. «Ich will weiterfahren», sagt der Mann aus Schönried auf Anfrage von BärnToday. Das ist nicht selbstverständlich, denn nach zehn Jahren beim Schweizer Skiverband hat ihn Swiss-Ski im Frühling aus seinen Kadern gestrichen. Zwei Podestplätze im Europacup im letzten Winter waren für die Verantwortlichen nicht genug für einen Verbleib des 29-Jährigen im Kader.
Ein Rücktritt vom Spitzensport stand im Raum, gibt von Grünigen zu. Doch er stellte fest, dass das Feuer für den Skisport in ihm immer noch brennt, erklärt er.
Ein wichtiger Faktor, der klar fürs Weitermachen sprach, sei seine gute Positionierung in der Weltrangliste gewesen. «Ich habe aktuell so gute FIS-Punkte wie noch nie in meiner Karriere», sagt von Grünigen. «Ich muss mich in der Startliste also nicht zuerst nach vorne kämpfen, sondern kann direkt angreifen und versuchen, gute Resultate zu erreichen.» Diese Ausgangslage wolle er nicht einfach preisgeben.
Die FIS-Punkte sind unter anderem massgebend für die Startposition bei Welt- und Europacuprennen. Deshalb kann sich von Grünigen in diesem Sommer vollkommen auf die Vorbereitung auf den kommenden Winter konzentrieren. «Glücklicherweise muss ich mich nicht mit Marcel Hirscher in Neuseeland messen, um meine Punkte aufzubessern», sagt er schmunzelnd. Der 35-jährige Superstar aus Österreich hat für nächsten Winter sein Comeback angekündigt und wird in Übersee auf Punktefang gehen müssen, um seine Startposition im Winter zu verbessern.
Einen eigenen Trainer wird Noel von Grünigen nicht engagieren. Unterstützung werde er aber sicherlich aus dem eigenen Umfeld erhalten. Dabei denkt er natürlich an seinen Papa, Skilegende Mike von Grünigen, aber nicht nur. «Auch meine Partnerin kommt aus dem Skirennsport, und mein Bruder Lian versucht wie ich auf eigene Faust, Rennen zu bestreiten. Mit ihm werde ich viel trainieren», erklärt er. Ausserdem werde er weiterhin, auch ohne Kaderstatus, in engem Kontakt mit seinen ehemaligen Trainern und Teamkollegen von Swiss-Ski stehen.
Noel von Grünigen teilt sein Schicksal ausserdem mit anderen Fahrern. Der Nidwaldner Reto Schmidiger fuhr bereits letzten Winter ohne Unterstützung von Swiss-Ski. Der Bündner Sandro Simonet wurde wie von Grünigen diesen Frühling aus den Kadern gestrichen. Gemeinsame Trainings mit diesen beiden Athleten werde es sicherlich geben, sagt von Grünigen. «Wir werden in engem Austausch bleiben, und die beiden werden wichtige Ansprechstationen für mich sein.»
Kein Thema für Noel von Grünigen war ein Anschluss an das sogenannte «Global Racing Team», das aus mehreren Fahrern verschiedener Nationen besteht, die keinem Kader mehr angehören oder aus kleineren Nationen stammen. «Das Racing Team fokussiert sich auf den Riesenslalom. Deshalb war das für mich keine passende Lösung», so der Slalomfahrer.
Dieser eigene Weg, den von Grünigen nun für die kommende Saison einschlägt, bedeutet deutlich mehr Aufwand für ihn neben der Piste: «Die Organisation muss ich nun selbst in die Hände nehmen. Wo kann ich wann trainieren? Solche Fragen muss ich nun selbst regeln. Auch finanziell werde ich die kommende Saison alleine tragen müssen.» Sponsoren seien dabei essenziell und er hoffe auf weitere zusätzliche Wegbegleiter.
Die Zielsetzung ist klar: Mit guten Resultaten im Europa- oder Weltcup will sich von Grünigen wieder für einen Platz im Kader von Swiss-Ski aufdrängen.