Unzählige Yogaschulen und Hunderte von Yogalehrerinnen und -lehrer bringen Zehntausenden Schweizerinnen und Schweizern Körperübungen bei. In Europa sind es nach Schätzungen sieben Millionen, die Umsätze gehen in die Milliarden.
Yoga-Übungen sind durchaus sinnvoll. Sie fördern Beweglichkeit, Körperhaltung und die Sensibilität gegenüber dem eigenen Körper. Zudem können sie präventiv vor Verletzungen schützen.
Yoga soll auch bei vielen Krankheiten heilend wirken, wie Erfahrungsberichte zeigen – so bei Verspannungen, Rückenbeschwerden, Schlafstörungen und vielem mehr. Manche Studios behaupten sogar, Yoga soll ein probates Anti-Aging-Mittel sein, also als Jungbrunnen dienen. Selbst bei psychischen Krankheiten wie Depressionen soll Yoga helfen. Es gibt auch Yoga-Lehrer, die die Methode bei Krebs empfehlen. Spätestens hier ist der Schritt zur Scharlatanerie nicht mehr weit.
Glaubt man den Versprechen mancher Lehrer, kann Yoga angeblich alles verbessern, was Körper, Geist und Seele betrifft. Diesen Eindruck erhält man jedenfalls, wenn man sich durch die Websites von Yoga-Studios, Yoga-Methoden und Yoga-Lehrern pflügt.
Manche pfropfen ihrer Lehre einen heilstheoretischen Überbau auf und erheben sie zur Ersatzreligion. Zum Beispiel dann, wenn Erleuchtung versprochen wird.
Die Schweizer Hatha-Yoga-Schule beschreibt beispielsweise die verschiedenen Stellungen und Übungen. Dabei spielt die Wirbelsäule eine wichtige Rolle. Wörtlich:
Yoga ist auch nicht immer so sanft, wie uns die Yoga-Lehrer weismachen wollen. Der indische Yoga-Guru B.K.S. Iyengar, der massgeblich für den Import des Yoga bei uns verantwortlich war, erlangte Kultstatus. Sein Schüler Ernst Adams schrieb über ihn: «Es ist geradezu Mr. Iyengars Markenzeichen, streng, kommandierend, manchmal schlagend und auf jeden Fall nicht zufrieden zu sein mit dem, was seine Schüler bieten.»
Seit einiger Zeit ist der Yoga-Markt übersättigt, weshalb viele Meditationslehrerinnen und -lehrer mit immer neuen Ideen um die Kundschaft buhlen. Sie erfinden flugs alternative Yogamethoden und hoffen, das Geschäft beleben zu können.
Da verrenken sich die Schülerinnen und Schüler auf SUP-Brettern auf dem See, dehnen sich mit Ziegen die Wirbelsäule (Goat-Yoga), prosten sich in Yoga-Stellungen mit Bierflaschen zu, kopieren Emoji-Posen, lachen sich die Lungen aus dem Leib (Lach-Yoga), üben nackt die verschiedenen Stellungen (Naked-Yoga), Schlangen-Yoga (Übungen mit lebenden Riesenschlagen), Karaoke-Yoga, Hunde-Yoga und vieles mehr.
Apropos Hunde: Wenn Profanisierung und Kommerzialisierung in diesem Tempo voranschreiten, geht Yoga wirklich vor die Hunde.